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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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neben mich. Sein nackter Oberkörper war vom Holzhacken in Schweiß gebadet. Mein Bauch wurde warm, und meine Wangen röteten sich, als er mir so nahe war. Er schürzte die Lippen und wollte mir offenbar sagen, was wir als Nächstes tun mussten. Wir waren jetzt schon fast sieben Wochen hier, und an jedem Tag gab es eine lange Liste von Aufgaben abzuarbeiten. Wir hatten den Grenzalarm immer wieder neu installiert, Berge von Sachen aus dem Gleiter herübergeschleppt, ein Haus mit einem Zimmer und ein kleines Gehege gebaut, das Treibhaus aufgestellt und das Tal erkundet. Trotzdem gab es immer wieder etwas zu tun. Ich erwartete, dass wir als Nächstes einen Speicher für Nahrung oder Brennholz errichten würden, also blickte ich überrascht auf, als Liam sprach.
    »Ich denke, wir sollten nach Westen gehen. Ich möchte gern heute unsere Sachen packen und morgen zum Feuerfluss aufbrechen.«
    Das klang nach viel mehr Spaß als Holzhacken. »Dein Vagabundenblut macht sich bemerkbar«, neckte ich ihn und streichelte seine Wange. »Du hast dich schon seit einem ganzen Tag nicht mehr beklagt, dass du Heimweh hast.«
    Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, als er Kayleen und Brise musterte. »Wir werden irgendwie nach Hause kommen, und wenn ich dazu ein Schiff bauen muss.«
    »Richtig. Einen Tag fliegen wäre wie einen Monat segeln – wenn wir das nötige Material hätten.« Ich reckte mich empor, um einen Kuss zu bekommen. Er beugte sich herab und nahm mein Angebot an, aber es war nur eine flüchtige Berührung der Lippen.
    »Es fehlt mir, mit dir allein zu sein«, sagte ich leise, aber laut genug, dass er es hören konnte.
    Er küsste mich noch einmal, genauso flüchtig, dann blickte er auf das Tal mit dem Mädchen und dem Gebra. Ich nahm sein Kinn und drehte sein Gesicht in meine Richtung. »Im Moment kann sie uns nicht sehen. Küss mich.«
    Er tat es, wobei er immer wieder zum Tal hinunterblickte. Intimität war ein seltenes Gut geworden.
    »Es gefällt mir nicht, wie du sie ständig im Auge behältst«, sagte ich.
    Er zog mich an sich heran. »Tut mir leid. Aber es ist … eine schwierige Situation. Wenn wir in der Nähe sind, sieht sie so … hungrig aus.«
    »Es war ihre Entscheidung«, flüsterte ich. Aber auch ich hatte mich damit abgefunden und ließ mich von einer Mischung aus Erschöpfung und Unbehagen davon abhalten, mehr zu tun, als mich nachts in einem Durcheinander aus Armen und Beinen an ihn zu kuscheln. Unser winziges Haus bot keine Privatsphäre, außer wenn Kayleen Wachdienst hatte, und dann war sie natürlich wach. »Wir sollten bald mit dem zweiten Haus anfangen«, sagte ich.
    »Das würde auch ich mir wünschen.«
    Ich nahm seine Hand. Es gab eine Million Dinge, die wichtiger waren. Wir setzten uns auf den Boden und beobachteten stumm das Wettrennen, das Kayleen und Brise veranstalteten. Sie hatte sechs Fernsensoren an den Seiten des Tals aufgestellt, so dass es nun ein verhältnismäßig sicherer Ort war, solange Kayleen in der Nähe war und sie lesen konnte. Im Gegensatz zu den etwas leistungsfähigeren Geräten, mit denen wir Westheim schützten, gaben diese Sensoren keine hörbaren Warnsignale ab.
    Liam sah mich an. »Hast du Lust darauf? Auf den Fluss? Wir werden mindestens zwei Tage unterwegs sein.«
    »Wir alle?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits wusste. Wir verließen die Begrenzung nur, wenn wir alle zusammen waren.
    »Brise kann einen Teil des Gepäcks tragen. Sie ist jetzt kräftig genug. Ich habe Kayleen schon ein paarmal auf ihrem Rücken gesehen, auch wenn sie dabei stillgestanden hat.« Er zwinkerte. »Schließlich hat Kayleen gesagt, dass sie Brise als Packtier mitgenommen hat.«
    »Richtig. Das verdammte Gebra tut so, als wäre es ihr Hund.« Das freundliche Tier war halt ihre engste Vertraute. Hätte ich es nicht ebenfalls gemocht, wäre ich nicht nur besorgt, sondern eifersüchtig gewesen. »Klar. Ich komme mit. Irgendwann müssen wir sowieso mehr über unsere Umgebung in Erfahrung bringen.«
    Seine Augen funkelten. »Wer klingt jetzt wie ein Vagabund?«
    Wenige Augenblicke später kamen Kayleen und Brise zu uns herauf. Schweiß glänzte auf Kayleens bloßen Schultern und tränkte Brises Brust und Widerrist. »Guten Morgen«, rief Kayleen uns fröhlich zu. Ihre Augen glänzten von der Anstrengung des Trainings. »Am Ende des Tals habe ich ein paar von den Groß-Gebras gesehen.«
    »Bist du näher herangekommen?«, fragte Liam.
    Sie schüttelte den Kopf. Unser

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