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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Rasenflächen. Die vorherrschende Farbe war Grün, in sämtlichen Schattierungen, durchsetzt von roten Blumen und gelben Bäumen und braunen Bauten und blauen Seen. Ich musste mich gar nicht den Daten dieser Stadt öffnen, um mich überwältigt zu fühlen.
    Wir kreisten über einem riesigen eisenroten und dunkelgrünen Gebäudekomplex, der zu den größten der Stadt gehören musste. Kugeln, spitze Türme, Klötze ohne Fenster. Wir sanken auf eine Landefläche zu, die bereits mit kleinen Gleitern übersät war.
    »Warum hier?«
    »Das ist die Universität von Foral«, antwortete er trocken. »Hier werden Windleser ausgebildet. Deine Unbeholfenheit wird in einem Meer von Studenten untergehen, die häufig den Kontakt zur Realität verlieren. Die Leute nennen sie windverbrannt.«
    »Toll.« Ich setzte eine äußerst unzufriedene Miene auf. »Ich werde also mit Leuten herumhängen, die jeden Moment durchdrehen können.«
    »Immer mit der Ruhe.« Marcus legte eine tadellose Landung hin. »Ich habe hier früher unterrichtet.«
    »Kann ich mit dem Gleiter zurückfliegen?«, fragte ich.
    Die Blase öffnete sich und erfüllte die Kabine mit dem Geruch frisch gemähten Grases. Er drückte die Tür auf und sprang nach draußen. »Nur, wenn du sehr, sehr gut bist.« Er hob warnend eine Hand. »Bleib abgeschirmt.«
    »Ja, natürlich. Ich weiß.« Ich folgte ihm über das Gelände zu einem großen fensterlosen Gebäude. »Was werden wir hier tun?«
    »Wir?«, fragte er mit einem Blick über die Schulter. » Wir werden hier gar nichts tun. Aber du wirst in einen Isolationsraum gehen und dir alle Mühe geben, die Anweisungen zu befolgen.«
    »Ein Isolationsraum?«
    Er blieb vor einer Tür stehen und wartete, während er anscheinend ein Gespräch mit jemandem führte, den ich weder sehen noch hören konnte. Die Tür öffnete sich, und wir traten ein.
    Ich bestaunte die Wände, den Boden und die Decke des langen Korridors, auf denen Nanofarben unterschiedlichste Bilder aufblitzen ließen, zu denen ich keinerlei Bezug hatte. Unterwasseraufnahmen einer Kuppelstadt, die von innen beleuchtet wurde, so dass sie goldgelb vor dem dunklen Wasser schimmerte, eine trostlose Felslandschaft, geflügelte Menschen, die unter einer anderen Kuppel einen kunstvollen Lufttanz flogen. Marcus deutete auf die Wände. »Die fünf Welten. Früher haben wir hier Studenten von überall ausgebildet.«
    »Früher?«, fragte ich.
    »Jetzt kommen sie nur noch von Silberheim und Lopali. Manchmal ein paar von Glückshimmel.« In seiner Stimme lag eine Spur von Traurigkeit. Bevor ich die Zeit fand, mehr Fragen zu stellen, öffnete er eine Tür, und ich folgte ihm in einen kleinen dunklen Raum, an den sich meine Augen nach der Helligkeit und den verlockenden Bildern des Korridors erst gewöhnen mussten. Ich blinzelte und versuchte zu erkennen, was sich in diesem Raum befand.
    Nichts. Wirklich absolut nichts.
    Schwarze Wände, schwarzer Boden, schwarze Decke – und ein Rechteck aus Licht von der offenen Tür her.
    Marcus setzte sich auf den Boden und gab mir zu verstehen, dass ich es ebenfalls tun sollte. Der scharf abgegrenzte Lichtstreifen schnitt seinen Fuß, so dass es für einen Moment aussah, als wäre es ein einsamer Fuß ohne Besitzer. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber seine Stimme klang nun sehr ernst. »Du hast in ein paar Wochen so ziemlich alles gelernt, was man jungen Windlesern in fünf Jahren beibringt. Nur dass du natürlich überhaupt keinen kulturellen Kontext hast. Du bist hier nicht aufgewachsen. Daran werden wir in den nächsten zwei Wochen arbeiten.«
    »Gut.« In der Dunkelheit klang meine Stimme gewaltig.
    »Die Lehrer nutzen diese Räume, um den Studenten zu helfen, auf das nächste Level zu springen. Wenn die Studenten es schaffen, wird ihre Ausbildung fortgesetzt. Wenn nicht, gehen sie in die Welt hinaus und müssen sich mit dem begnügen, was sie erreicht haben, was immer noch eine ganze Menge ist. Ich möchte wissen, wie du dich machst.« Er veränderte seine Position, und der Fuß verschwand aus der Lichtzone. »Hier wird ein Verhalten außerhalb der Norm geradezu erwartet, und niemand wird dich bemerken, solange niemand sehr genau hinsieht. Außerdem hat man bewusst dafür gesorgt, dass diese Räume extrem gut abgeschirmt sind. Dies ist der sicherste Ort, den ich mir vorstellen kann, um deine Fähigkeiten von unparteiischer Seite prüfen zu lassen.«
    »Sicher?«
    »Du hast so viel Macht, dass viele Menschen dich gern benutzen

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