Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
bereit sind. Der Trick besteht darin, dafür zu sorgen, dass du bereit für sie bist.«
    »Ist sie so etwas wie die Regierung?«, fragte ich.
    Er schürzte die Lippen. »Zum Teil. Die Exekutive hat durchaus Macht – die Raumhafenverwaltung oder die Planetare Polizei. Aber sie müssen sich an die Gesetze halten, was dir einen gewissen Spielraum gibt. Viel gefährlicher ist die Macht, die von den Affinitätsgruppen ausgeübt wird, jene Gruppierungen also, die gerade im Aufstieg begriffen sind.«
    Ich schwieg unbehaglich. Auf Fremont kannte jeder jeden. Wir sechs Modifizierten setzten uns von der Masse ab wie Tatzenkatzen mitten in einer Djuri-Herde. Aber warum zum Teufel war ich hier nicht unsichtbar?
    Es war das erste Mal, dass ich seit der Landung der Neuen Schöpfung wieder in der Luft war. Ein Zaun umgab Marcus’ Anwesen auf drei Seiten, und die vierte wurde vom Blaugrün des stillen Meeres begrenzt. Zwei braune Kajaks lagen am Ufer. Der Küchengarten war wiederum von einer Mauer umgeben und lag als kleines Rechteck neben dem größeren Quadrat des Haupthauses und den runden Türmen, die sich zu beiden Seiten erhoben. Große Rasenflächen und kunstvolle Bäume, die ordentlich aufgereihten Rechtecke der Lagerhäuser mit der Ausrüstung, an der wir trainierten, die zwei Gartenschuppen und schließlich das Gästehaus. Das Haupthaus stand ungefähr in der Mitte des Grundstücks, zu dem keine Straßen oder Wege führten. Es gab nur den Platz, wo man mit dem Gleiter landen konnte.
    Nachdem wir einen weiten Bogen geflogen waren, entfernten wir uns vom Meer.
    Ich zog meine Aufmerksamkeit von der netten Aussicht ab, die das mulmige Gefühl in meiner Magengegend nicht zum Verschwinden gebracht hatte. Also redeten die Leute hier über mich. Ich runzelte die Stirn. »Auch die Gerüchteküche von Artistos hat immer wieder neuen Unsinn über uns hervorgebracht. Warum entstehen so viele Gerüchte auf einem Planeten voller frei zugänglicher Daten?« Überall gab es Interfaces. Nicht nur in Objekten wie Jennas Halskette, sondern in Kleidung, in Gleitern, in Chronometern. Marcus hatte mir gezeigt, wie man einige davon benutzte, obwohl sie schwach und langsam waren, verglichen mit dem Lied der Daten in meinem Blut.
    Marcus zog eine Grimasse. »Aktuelle Informationen über dich sind nicht ohne Weiteres zugänglich. Die Abwesenheit von Infomationen auf einem Planeten voller Daten ist wiederum sehr auffällig.«
    »Wohl wahr«, sagte ich und kaute auf der Unterlippe.
    Kurze Zeit später wurde in der Ferne eine Gruppe hoher Gebäude sichtbar.
    Ich kniff die Augen zusammen, um sie mir genauer anzusehen. »Das da ist kleiner als die Stadt am Raumhafen.«
    »Ja. Wir befinden uns auf Foral, einer großen Insel gleich nördlich von Li. Ich mag Foral, weil sich die Leute hier die meiste Zeit in Ruhe lassen. Außerdem gibt es mehr Platz für Gärten.«
    Ich blickte nach unten. Keine Straßen zerschnitten die grüne Landschaft, obwohl die niedrigen Hügel mit Häusern übersät waren. Trotzdem war es keine Wildnis. Offensichtlich befand sich das gesamte Land in Menschenhand. Es war ganz anders als auf Fremont, wo wir uns bemühten, einen Flecken Land für eine einzige Stadt zu zähmen. »Wohin fliegen wir?«
    »Zur Universität.«
    Eine Schule. Alles hier überflügelte das, was wir auf Fremont hatten. Wie konnte eine Schule auf Silberheim mit dem Unterricht in einem Gildehaus vergleichbar sein? Ich suchte nach dem Bereich, wo das freie Land in die Stadt überging. »Wie schnell werden wir da sein?«, fragte ich.
    Er antwortete, indem er plötzlich das Tempo erhöhte. Unser Schatten sauste über den Boden. Der Gleiter flog weiterhin erstaunlich ruhig, und Marcus lehnte sich zurück, ohne irgendetwas zu berühren.
    Unter uns tauchten die ersten Straßen auf. Bodenfahrzeuge bewegten sich zwischen Gebäuden, die keine Häuser wie das von Marcus waren, sondern in denen viele Familien zu leben schienen, ähnlich wie in unseren Vierfamilienhäusern, auch wenn es hier eher Zwanzig- oder Dreißigfamilienhäuser waren. Der Gleiter wurde langsamer. Die Stadt schimmerte vor uns, mindestens fünfzig hohe Gebäude, die meisten schlank, aber alle unterschiedlich. Wenn die Gebäude unter mir Dreißigfamilienhäuser waren, näherten wir uns Hundertfamilienhäusern oder sogar mehr. Sie waren durch hohe Gehwege und schwebende Gärten verbunden. Gleiter flitzten hin und her, und Menschen verteilten sich in scheinbar wahllosen Mustern auf den Wegen und

Weitere Kostenlose Bücher