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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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würden. Wir wissen bereits, dass sich die Raumhafenverwaltung für dich interessiert. Kommerzielle Affinitätsgruppen würden sich gern von dir helfen lassen, neue Produkte oder Unterhaltungsmedien zu entwickeln. Aber du bist immer noch unausgebildet und verletzbar. Menschen, die größere Macht brauchen, um ihre Interessen durchzusetzen, könnten jemanden, der so naiv und formbar ist wie du, als begehrenswertes Opfer ansehen.«
    »Naiv und formbar?« Ich sagte es mit übertriebener Betroffenheit, um meine Bestürzung mit Humor zu überspielen.
    »Klar. Du wärst genauso begeistert von den neuen Dingen, die du lernst, wenn die Raumhafenverwaltung dich unterrichten würde – oder jemand, der Flieger oder Flugräume oder gentechnische Produkte für die anderen Planeten entwickelt. Es wird einige Zeit dauern, bis du ein Gefühl für die moralischen Aspekte von Schöpfungen gewonnen hast. Wie ich bereits andeutete, wirst du dich irgendwann für eine Seite des bevorstehenden Krieges entscheiden müssen. Du bist viel zu mächtig, um dich heraushalten zu können.«
    Ich schluckte. Seine Antwort gefiel mir nicht, aber ich musste zugeben, dass darin zumindest ein Körnchen Wahrheit steckte. »Was soll ich tun?«
    »Tu einfach das, was der Raum sagt, und lerne, aber übertreib es nicht. Das ist alles. Zieh keine Show ab. Ich gehe davon aus, dass du Freund und Feind noch nicht auseinanderhalten kannst.«
    Ich war immer noch leicht beleidigt, dass er mich für naiv hielt. »Und was von beiden bist du?«
    Seine Antwort kam schnell, und seine Miene zeigte für einen kurzen Moment Verärgerung. »Mach hier keine Witze. Die Sache ist ernst.« Er riss sich wieder zusammen und wurde ruhiger. »Ich spiele einer alten Freundin ein paar Krediteinheiten als Aufwandsentschädigung zu.«
    Ich sagte nichts mehr. Marcus blieb für mich ein Rätsel. Ich mochte ihn. Er trieb mich zur Arbeit an, und die Arbeit machte mir Spaß. Ich fand, dass er sich eher wie ein Freund als wie ein Feind verhielt, aber er verfolgte offensichtlich Pläne mit mir, die ich nicht verstand. Noch nicht.
    Marcus erhob sich und wirkte im kleinen schwarzen Raum sehr groß. »Ich werde jetzt die Tür schließen. Der Raum funktioniert nicht, wenn sich mehr als eine Person darin aufhält. Außerdem habe ich eine Verabredung. Ich werde dich von ihrem Büro aus beobachten. In einer Stunde komme ich wieder. Geh nicht fort. Der Raum wird dir verbale Anweisungen geben.«
    Ich nickte unbehaglich.
    Er verließ den Raum, schloss die Tür, und das Rechteck aus Licht verschwand, worauf der Raum in eine Finsternis gehüllt wurde, die tiefer war als alles, was ich bisher erlebt hatte. Meine Sinne schienen von jeglicher Wahrnehmung abgeschnitten zu sein. Ich spürte noch den Boden unter mir, aber es spielte keine Rolle mehr, ob ich die Augen geöffnet oder geschlossen hatte, und der einzige Geruch war mein eigener. Ich kratzte am Boden, um etwas zu hören, dann hielt ich inne, als mir bewusst wurde, wie albern das war. Was sollte ich jetzt tun? Musste ich irgendein Startsignal geben?
    Eine Stimme sprach in die Dunkelheit, weiblich, leicht elektronisch klingend, ein wenig verführerisch. »Leg dich auf den Rücken, schließ die Augen, und horche in dich hinein.« Die Stimme erinnerte mich an Alicia.
    Der Raum hatte mir eine klare Anweisung erteilt, die wahrscheinlich für jeden galt, der ihn benutzte. Ich gehorchte.
    Ein Lichtpunkt explodierte in mir. Ein Strom aus goldgelben Daten. Die Stimme fragte: »Siehst du den Datenfaden?«
    »Ja.«
    »Konzentrier dich darauf. Schau, wohin er dich führt.« Keine weiteren Anweisungen. Der Raum schwieg.
    Hier war es leichter als in Marcus’ Garten. Keine anderen Daten konkurrierten um Aufmerksamkeit, auch keine Sinnesempfindungen außer denen innerhalb meines Körpers, und ich hatte schon vor langer Zeit gelernt, diese zu ignorieren.
    Auf dem Faden las ich einfache Begriffe, von denen ich nun wusste, dass sie mit individuellen Netzen zusammenhingen. Ich griff nacheinander darauf zu. Mit jedem Begriff wurde plötzlich ein neuer Faden sichtbar, der mit den Hauptdaten verbunden war. Der erste Begriff war physikalischer Raum . Eine Karte breitete sich aus, und ich sah sie nicht nur, sondern fühlte sie gleichzeitig, eine dicke Schicht aus Informationen, die den Umriss der Universität nachzeichneten. Die Daten wurden nur dort exakter, worauf ich meine Aufmerksamkeit richtete, auf diesen Raum, auf dieses Gebäude, auf die Universität. Der Faden

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