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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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langsam und vorsichtig hindurch. Dieses Konstrukt verlangte nicht, dass ich der Reihe nach auf die Daten zugriff. Ich konnte Verlinkungen folgen, zurückgehen und mich neuen widmen. Ich verstand nur einen Teil davon, aber die Informationen flossen, ob ich nun ihre Bedeutung erfasste oder nicht.
    Die Daten beschrieben nichts Konkretes wie Temperatur oder ein Universitätsgebäude, obwohl sie durchaus räumlich geordnet waren. Ich folgte dieser Spur und sah den gesamten Planeten, wie ich ihn aus dem Weltraum gesehen hatte. Weitere Fäden gingen von dem Knoten aus, der Silberheim repräsentierte, und warteten darauf, dass ich ihnen folgte. Ich experimentierte wieder. Konnte ich den nächsten Knoten am silbernen Faden erreichen, bevor ich alle anderen erfasst hatte?
    Es war eine der Fünf Welten, die Autokratie von Islas. Neugierig untersuchte ich die Fäden, die an diesem Knoten hingen. Eine geplante Gemeinschaft. Perfektion. Geschichte. Ein Zuchtprogramm.
    Die Tür ging auf, Licht fiel auf meinen Körper, und ich wurde aus den Datenströmen gerissen. Ich setzte mich auf. Das Licht brannte in meinen Augen, und ich flüchtete mich zurück in die Dunkelheit. Meine Hand zitterte.
    Die Gestalt, deren Silhouette ich im Licht vor der Tür sah, war nicht Marcus, sondern jemand, der kleiner und stämmiger war.
    Ich sog Luft in meine Lungen und schirmte mich ab. Ich versteckte mich und sorgte dafür, dass keine Daten in meine inneren Räume gelangten oder sie verließen. Ich hielt mein Handgelenk ins Licht und blickte auf das Chronometer. Die Stunde war noch nicht ganz um.
    »Wer bist du?«, fragte die schemenhafte Gestalt, als die Beleuchtung im Raum anging und mich vollständig sichtbar machte. Seine Stimme hörte sich übermäßig laut an. Vielleicht lag es nur an der Stille im Isolationsraum. Der Mann trug eine Uniform, und auf der rechten Brust prangte ein Abzeichen, von dem ich gelernt hatte, dass es von allen Angestellten der Universität getragen wurde.
    Immerhin war er nicht von der Raumhafenverwaltung.
    Seine Augen waren auffällig blau, irgendwie unnatürlich, und er machte den Eindruck, dass er von einem erwartete, seinen Befehlen zu gehorchen.
    Ich rappelte mich auf, trat zurück und blieb einen guten Meter von ihm entfernt. »Wer bist du ?«, fragte ich zurück.
    »Ich bin für dieses Trainingsprogramm hier zuständig.«
    Ein Student hätte ihn kennen müssen. Mit der ersten Frage, die mir über die Lippen gekommen war, hatte ich verraten, dass ich nicht hierher gehörte. Auf den Händen brach mir der Schweiß aus. Was sollte ich tun? Marcus war nicht hier. Ich fühlte mich erwischt, und das unechte Blau seiner Augen irritierte mich. Er wirkte jung, aber das hatte hier nichts zu bedeuten.
    Sein Blick verlangte eine Antwort. Ich könnte mich öffnen und Marcus rufen, doch dann würde ich diesem Mann die Gelegenheit geben, meine Abschirmung zu durchdringen. Er war zweifellos ein Windleser.
    Was würde Marcus tun? Ich lächelte so freundlich wie möglich und streckte ihm die Hand hin. »Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.«
    Er sah nur eine Sekunde lang überrascht aus, dann zogen sich seine breiten Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. »Bist du Joseph Lee?«
    Au weia! Marcus hatte gesagt, dass bestimmte Leute nach mir suchten. Ich spürte eine Anfrage, wie jemand an meine Abschirmung klopfte. Hastig verstärkte ich meine interne Abwehr. »Warum interessiert dich das?« Ich zuckte zusammen. Die Frage klang sehr kindisch.
    Schritte wurden im Korridor hörbar. Marcus. Ich wusste es, bevor ich ihn sah. Seine Energie, sein Gang und seine Präsenz waren mir inzwischen gut vertraut.
    Marcus wurde langsamer, als er sich dem Mann näherte. »Charles Milan.« Verachtung schwang in seiner Stimme mit.
    Der stämmige Mann kniff die Augen zusammen, hielt den Blick aber auf mich gerichtet. »Es überrascht mich nicht, dass du in Verbindung mit … mit dieser Person stehst, um wen auch immer es sich tatsächlich handelt.«
    Ich konnte Marcus jetzt im Korridor sehen, wo er neben Charles stand. Marcus blickte auf ihn herab, und seine Stimme wirkte beherrscht und verärgert zugleich. »Und was hat er getan?«
    Gute Frage. Ich fand, dass ich mich recht wacker geschlagen hatte.
    Charles schluckte und wandte sich nun Marcus zu. Er wurde nervös, und seine Stimme klang höher. »Die KI , die die Studenten überwacht, setzte mich fünfzehn Minuten nach Beginn dieser Sitzung in Kenntnis. Er ist dieser Joseph, von dem man sagt, er

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