Das silberne Schiff - [Roman]
sagte er. »Sie sind in den Packtaschen.« Auf Brises Rücken.
»Hast du gesehen, wohin sie gerannt ist?«, fragte ich.
Er schüttelte den Kopf. »Ich wollte euch nicht verlieren, während ich nach dem Gebra suche.«
Ich blickte mich um. Es war Mittag, die Zeit, in der die meisten Raubtiere schliefen. Aber in der Umgebung gab es genügend Deckung, in der sich Gefahren verbergen mochten. Ich zog mein klitschnasses Hemd aus und legte es an Kayleens Kopf. »Ich glaube nicht, dass wir ihr irgendwie helfen können. Wir können sie nicht den ganzen Weg zurücktragen. Nicht in ihrem Zustand.« Wir waren auf der richtigen Seite des Flusses, aber vor uns lag entweder eine Kletterpartie über den gewundenen Pfad zur Höhle oder ein längerer, aber leichterer Wanderweg zurück zum Meer und dann das Goldkatzental hinauf. »Vielleicht sucht Brise nach uns. Sie mag es nicht, für längere Zeit von Kayleen getrennt zu sein.«
»Ich werde nicht weit fortgehen.« Er küsste mich, dann beugte er sich über Kayleen und küsste mit besorgter Miene ihre kühle, weiße Stirn. Wenige Augenblicke später hörte ich, wie er nach Brise rief.
Ich wusch mit einem Fetzen von meinem Hemd das Blut von Kayleens Wange, während ich den Rest des Stoffs auf ihre Kopfwunde drückte. Einmal zuckten ihre Augenlider, öffneten sich aber nicht.
Liams Stimme klang sehr weit entfernt. In den Bäumen nahmen die Vögel ihre Unterhaltungen wieder auf. Ein Schwarm der roten Saaträuber landete auf einem Ast, um uns schnatternd zu beobachten. Die Neugier stand ihnen in die diebischen Mienen geschrieben. Ich wedelte mit der freien Hand, und sie flatterten auf. Wie ein Schwarm aus fliegenden roten Blüten verschwanden sie in Richtung Fluss.
Ich wünschte sie mir zurück, als ich besorgt wahrnehmen musste, dass das Vogelgezwitscher in den Bäumen verstummt war. Was war der Grund dafür?
Kayleen stöhnte, und ich rief leise ihren Namen. »Kayleen! Wach auf!«
Sie stöhnte wieder und wand den Kopf in meinen Händen. Sie öffnete die Augen und legte die Finger an die Wunde. »Tut weh.« Dann riss sie die Augen weit auf. »Brise! Wo ist Brise?« Sie stemmte sich mit dem Oberkörper hoch. »Und Liam? Wo sind sie?«
In diesem Moment hörten wir Liams Stimme. »Chelo?«
Er tauchte zwischen den Bäumen auf, Brise an der Leine hinter sich. Die Packtaschen hingen etwas schief auf ihrem Rücken, und ein Fußgelenk war leicht blutig. Er musterte uns, vergewisserte sich, dass alles mit uns in Ordnung war, und sagte: »Sie hatte sich in einem Gewirr aus Stolperreben verfangen.«
Erst jetzt bemerkte ich, dass seine Hände blutig waren, wahrscheinlich vom Versuch, das Gebra zu befreien.
Mein rechter Fußknöchel schmerzte, aber ich hatte bereits festgestellt, dass ich darauf stehen konnte. Also stand ich auf, rückte die Taschen zurecht und holte die nötige medizinische Ausrüstung heraus, um drei Menschen und ein Gebra zu versorgen.
Eine Stunde später machten wir uns langsam humpelnd auf den Weg zur Höhle. Abendwolken türmten sich immer höher am Himmel auf. Sie verdeckten die Monde und drohten mit Regen, der vermutlich einsetzen würde, bevor wir unsere Zuflucht erreicht hatten.
Jetzt war es zum dritten Mal sehr knapp für uns gewesen. Oder zum vierten Mal, wenn man die Landung mitrechnete. Wir konnten nicht auf Dauer so viel Glück haben.
TEIL 4
Ein komplexer Planet
Kapitel 20
Eine Prüfung
Die Morgensonne ergoss ihr Licht über mich, als ich mich bemühte, meinen Geist von allem zu leeren außer der Wahrnehmung der eingetopften Regenbogenblume, die vor mir stand. Marcus wollte, dass ich zu der Pflanze wurde.
Ich sollte nichts anderes mehr sein.
Daten aus dem Garten umschwirrten mich, ohne in mich einzudringen, ohne mich zu berühren. Ich konnte mich in ihrer Gegenwart entspannen, darauf zugreifen, wenn ich wollte, aber sie konnten nicht mehr auf mich zugreifen. Ich kannte das Anwesen inzwischen sehr gut. Ich war an der sieben Kilometer langen Grenze entlanggelaufen, hatte die Daten gekostet, bis ich alles außer den Sicherheitssystemen lesen konnte, zumindest so lange, wie ich nicht zu tief eindrang oder mich zu weit entfernte. Wenn ich es versuchte, wurde mir immer noch schwindlig, worauf Marcus die Augenbrauen hochzog und mich verspottete.
Marcus hatte mir an diesem Morgen gesagt, dass ich nun mit ihm hinausgehen konnte, da ich mich gut abzuschirmen gelernt hatte. Ich vermutete, er meinte, dass ein zufälliger Kontakt mit den öffentlichen
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