Das silberne Zeichen (German Edition)
hungrig ihren Mund.
Sie hielt sich an seinen Schultern fest und gab sich für einen Moment ganz den Gefühlen hin, die sie durchrieselten. Doch in ihrem Kopf wisperte eine mahnende Stimme, die sie nicht ignorieren konnte. Deshalb löste sie sich schließlich wieder von ihm und blickte ihm in die Augen. «Christoph, es gibt da etwas, über das wir reden müssen.»
«Nicht jetzt», raunte er und begann an ihrer Haube zu nesteln. Erstaunlich geschickt löste er sie und warf den weißen Leinenstoff schließlich achtlos beiseite. Ebenso rasch hatte er die Haarnadeln herausgezogen, die ihre zu ordentlichen Schnecken aufgerollten Zöpfe festhielten, und ehe sie sichs versah, hatte er auch die Haarbänder entfernt und löste mit sanften Fingern ihr Haar, bis es ihr in schimmernden Locken über den Rücken fiel.
Marysas Herz klopfte unstet. «Es ist wichtig, Christoph», versuchte sie es erneut. Er schien ihr gar nicht zuzuhören. Sehr konzentriert schob er eine rechte Hand in ihren Nacken und ließ sie von dort aus in ihr Haar wandern. Sanft zog er ihren Kopf ein wenig zurück und ließ seine Lippen über ihre Kehle wandern.
Marysa stieß einen hilflosen Laut aus. Sosehr sie sich auch bemühte – sie konnte nicht mehr denken. Christophs Hände schienen überall zugleich zu sein.
«Marysa!» Heftig atmend blickte er sie an. Seine Augen wirkten schwarz und unergründlich, zugleich aber erkannte sie in ihnen all jene tiefen Gefühle, die auch sie in ihrem Herzen trug.
Vorsichtig trat sie einen Schritt zurück und sah ihm dabei zu, wie er sich seines Wamses und des Leinenhemdes entledigte. Das Blut rauschte ihr inzwischen wie ein heißer Strom durch die Adern; sie konnte sich von seinem Anblick nicht losreißen. Während er an seiner Hose herumnestelte, öffnete sie die Verschnürung ihres Unterkleides und zog es sich mit einer raschen Bewegung über den Kopf.
Im nächsten Moment fand sie sich an seiner Brust wieder. Sie erschauerte, als sie seine warme Haut an ihrem Leib spürte. Wieder bog er ihren Kopf ein wenig zurück und küsste sie fordernd. Dabei drängte er sie sanft in Richtung des Bettes und ließ sich schließlich mit ihr gemeinsam daraufgleiten.
Sie spürte seiner Hand nach, die von ihrer Schulter zu ihrer Brust glitt und von dort nach unten.
Sie hielt die Luft an.
Christophs Blick ruhte unverwandt auf ihrem Gesicht, während seine Hand hinab zu ihrem Bauch wanderte. «Marysa, ich habe …» Plötzlich hielt er inne; in seine Augen trat zunächst ein verblüffter Ausdruck, der sich kurz in Schrecken wandelte und dann zu einer Frage wurde. Langsam drehte er den Kopf, sodass er seine Hand auf der leichten Wölbung ihrer Leibesmitte sehen konnte. Er schluckte. «Du bist …?»
Marysa atmete hörbar aus. «Ich trage dein Kind, Christoph.» Ein Lächeln über seinen entsetzten Gesichtsausdruck umspielte ihre Lippen. «Das ist es, was ich dir unbedingt sagen wollte.» Sie griff nach seiner Hand und drückte sie. «Der Grund, weshalb wir mit unserer Hochzeit auf keinen Fall bis zum Sommer warten können.»
«Himmel!» Rücklings ließ er sich in die Kissen sinken, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. «Das ist … Damit hatte ich nicht gerechnet.»
Vorsichtig drehte sie sich ein wenig zur Seite und stützte den Kopf in ihre Hand. «Ich ebenfalls nicht, das kannst du mir glauben. Mutter hätte dir am liebsten die Haut mit bloßen Händen abgezogen. Bardolf hat nichts gesagt, aber ich fürchte, er hätte ihr liebend gerne dabei geholfen. Sie glauben, du seist für immer auf und davon.»
«Du hast es ihnen gesagt?»
«Christoph, sie sind meine Eltern. Meine Familie.»
«Ja.» Er schüttelte wie benommen den Kopf, dann richtete er sich wieder halb auf und betrachtete ihren Bauch mit einer Mischung aus Neugier und Verwunderung. «Du bist also schwanger. Kein Wunder, dass du so wütend auf mich warst. Hätte ich das gewusst …»
«Ich habe es doch selbst erst herausgefunden, als du bereits fort warst. Was sollte ich tun? Einen Suchtrupp hinter dir herschicken? Und immerhin dachte ich, dass du im Januar zurück seist.»
«Was ich nicht war.» Christoph seufzte und drückte ihre Hand. «Und meine Nachricht hat dich auch nicht erreicht. Was für ein Schlamassel. Es tut mir leid, Marysa.»
«Ich weiß. Was machen wir jetzt?»
Erneut fuhr er sich mit gespreizten Fingern durchs Haar. Dann lächelte er. «Na, was wohl? Wir sehen zu, dass wir so schnell wie möglich vor die Kirchenpforte treten. Gleich morgen
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