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Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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sollten wir mit dem Pfarrer sprechen.» Wieder schüttelte er den Kopf. «Ein Kind!»
    « Dein Kind.»
    «Ja, verflucht.» Er lachte leise. «Mein Kind.» Er zog sie in seine Arme und küsste sie. Dann hielt er inne und blickte sie unsicher an. «Ähm, sollten wir nicht …»
    «Was?»
    «Nun ja, vorsichtig sein?»
    Nun war es an Marysa zu lachen. «Wozu? Schwanger bin ich doch schon.»
    «Aber könnte es nicht … Ich meine, gefährlich sein für das Kind, wenn wir …»
    «Christoph?» Sie ließ ihre Fingerspitzen sanft über seinen Brustkorb wandern und spürte seinen Herzschlag, der sich bei der Berührung deutlich beschleunigte. «Es ist in Ordnung, wirklich.» Sie ließ sich auf den Rücken gleiten und zog ihn mit sich, sodass er halb auf ihr lag. «Die letzten Monate waren auch für mich sehr lang.»
***
    Bei Anbruch des Tages erwachte Marysa von einem lauten Pochen, das durch das Haus schallte. Etwas verwirrt blickte sie sich in ihrer Kammer um. Durch die Ritzen der Fensterläden drang nur wenig fahles Licht. Da sie von unten Stimmen hörte, stand sie rasch auf und griff nach ihrem Unterkleid, das seit dem vergangenen Abend neben dem Bett auf dem Boden lag. Sie hatte gerade noch Zeit hineinzuschlüpfen, als auf der Stiege schwere Schritte laut wurden. Gleichzeitig vernahm sie Grimolds empörte Stimme: «Aber Meister Schrenger, das geht doch nicht! Ihr könnt nicht einfach in die Kammer meiner Herrin …»
    «Schweig!», fuhr Hartwig den alten Knecht grob an. Im nächsten Augenblick flog die Kammertür auf und krachte gegen die Wand.
    Marysa zog rasch die Verschnürung ihres Kleides zusammen und fasste gleichzeitig mit einer Hand in ihr offenes Haar.
    «Wo ist er?», brüllte Hartwig sie an.
    «Wo ist wer?» Vergeblich bemühte sie sich, ihre Haare zu ordnen. Schließlich gab sie es auf und warf sich ihren Hausmantel über.
    «Tu bloß nicht so!» Mit zwei Schritten stand Hartwig vor ihr und musterte sie mit scharfem Blick. Dann fasste er grob in ihr Haar und zerrte ihren Kopf zur Seite. Ohne auf ihren Protestschrei zu hören, zog er die Verschnürung ihres Kleides auseinander und schob den Stoff an ihrem Hals auseinander, bis ihr Feuermal sichtbar wurde. Es zog sich vom Halsansatz in einem spitzen Dreieck bis zu ihrer linken Schulter. Daneben, genau in ihrer Halsbeuge, prangte ein weiteres rotes Mal, das am Vortag noch nicht da gewesen war.
    «Wusste ich es doch. Feile Metze!» Er schüttelte Marysa und stieß sie dann so unvermittelt von sich, dass sie taumelte und auf das Bett fiel. «Also, wo steckt er? Hat er sich hier irgendwo verkrochen?»
    Überrascht von Hartwigs Angriff, doch ebenso erzürnt, rappelte Marysa sich wieder auf. «Was soll das, Hartwig? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Wie kannst du es wagen, einfach in mein Haus – in meine Schlafkammer! – einzudringen? Verschwinde sofort von hier, oder ich lasse dich von meinen Knechten hinauswerfen.»
    «Den Teufel wirst du tun», grollte Hartwig. «Du sagst mir jetzt sofort, wo der Schreinemaker ist. Von hier scheint er sich ja schon wieder verdrückt zu haben, nachdem du dich von ihm hast bespringen lassen. Weiber! Ist dir eigentlich klar, dass du auf unserer Familienehre herumtrampelst?»
    Marysas Miene verfinsterte sich; sie verschränkte die Arme vor dem Leib. «Wenn du dich nicht sofort mäßigst, mache ich meine Drohung wahr, Hartwig. Ein Ruf, und Milo und Jaromir werfen dich mit dem Kopf voran auf die Straße.»
    «Antworte mir gefälligst!»
    «Also gut.» Sie blitzte ihn an. «Christoph Schreinemaker hat sich bis zur Hochzeit eine Kammer in der Herberge Zum tanzenden Bären gemietet. Wenn du ihn sprechen möchtest, kannst du ihn dort gerne besuchen.» Sie kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. «Woher weißt du überhaupt, dass er zurück ist?»
    «Das geht dich einen feuchten Kehricht an», schnauzte Hartwig. «Sag mir lieber, wie du dazu kommst, dich ihm vor der Hochzeit hinzugeben?»
    «Wer sagt, dass ich das getan habe?»
    «Ich sage das. Oder hast du dir das Kussmal an deinem Hals vielleicht selbst zugefügt?»
    Beinahe hätte sie ihre Hand auf die verräterische Stelle an ihrer Halsbeuge gelegt. Gerade noch rechtzeitig konnte sie sich zügeln. «Ich weiß nicht, wovon du redest. Und ich halte es für angebracht, dass du meine Kammer auf der Stelle verlässt, damit ich mich vollständig ankleiden kann.» Demonstrativ begann sie, ihr Haar zu flechten.
    Hartwig stieß einen angewiderten Laut aus und rauschte aus

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