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Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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nachweisen können. Sie hoffte, dass es sich bei den Urkunden, von denen er gesprochen hatte, tatsächlich um echte Dokumente handelte und nicht um Fälschungen, auch wenn sie wusste, dass er im Umgang mit Feder und falschen Siegeln ein Meister war. Sie würde erst wieder ruhig schlafen können, wenn sie verheiratet und ausreichend Gras über seine Vergangenheit gewachsen war.
    Mit der Hochzeit durften sie nicht mehr allzu lange warten. Sie musste es ihm sagen, und das so bald wie nur möglich.
***
    «Lass die Hintertür unverschlossen», raunte Christoph in Marysas Ohr, als er sie später am Abend kurz und förmlich zum Abschied umarmte.
    Verblüfft sah sie ihn an. «Was?»
    «Die Hintertür», flüsterte er lächelnd und ohne die Lippen zu bewegen. «Lass sie heute Abend unverschlossen.» Er verbeugte sich höflich. «Es wird mir eine Freude sein, morgen Mittag endlich meine zukünftigen Schwiegereltern kennenzulernen, Frau Marysa. Ich will hoffen, dass wir alle gut miteinander auskommen werden. Bis dahin also.» Er ging zur Tür und trat hinaus in die nächtliche Dunkelheit, wo Grimold bereits mit seinem Pferd wartete. «Gehabt Euch wohl!» Mit diesen Worten schwang sich Christoph auf den Rücken des Pferdes und nahm die Zügel auf. Er hob zum Abschied noch einmal kurz die Hand und blickte ihr dabei eindringlich in die Augen, dann wendete er sein Reittier und trabte davon.
    Marysa begab sich sogleich hinauf in ihre Kammer und wartete dort, bis sie sicher war, dass ihre Gesellen von ihrem Besuch in einer Taverne zurück waren und sich alle Mitglieder des Haushalts zu Bett begeben hatten. Die Nervosität, die sie am Beginn des Abends erfasst hatte, kehrte schlagartig zurück, während sie ihr blaues Überkleid auszog und ordentlich an einem Haken an der Wand aufhängte. Wollte sich Christoph tatsächlich mitten in der Nacht in ihr Haus schleichen, um … Ihr wurde unnatürlich warm bei dem Gedanken an jene Nacht, die sie vor seinem Fortgehen miteinander verbracht hatten.
    Es war töricht, auch nur daran zu denken, seiner Bitte Folge zu leisten. Sie würde damit ihren guten Ruf riskieren. Auf ihr Gesinde konnte sie wohl vertrauen, aber wenn einer der Nachbarn mitbekam, dass Christoph die Nacht heimlich in ihrem Haus verbrachte, würde auch eine baldige Hochzeit das Gerede nicht entschärfen können. Den Beweis für ihren unzüchtigen Lebenswandel trug sie ja bereits unter dem Herzen.
    Sie haderte mit sich, warf sich aber, als es im Haus still geworden war, ihren Hausmantel über und stieg auf Zehenspitzen die Stiege ins Erdgeschoss hinab. Der Riegel, der die Hintertür zum Hof verschloss, klemmte meist ein wenig. Mit einiger Verblüffung stellte sie fest, dass jemand ihn kürzlich geschmiert haben musste, denn er glitt geräuschlos über das Holz.
    Das Blut schoss ihr in den Kopf, und sie stieß ein leises Stöhnen aus, fasste sich an die Stirn. Waren sie derart leicht zu durchschauen? Wenn dem so war, durfte sie gar nicht daran denken, was geschehen würde, wenn sich Christoph mit ihr in der Öffentlichkeit zeigte.
    Wem sie wohl diese zuvorkommende kleine Hilfe zu verdanken hatte? Grimold? Milo? Fast hätte sie den Riegel wieder vorgeschoben, doch sie vernahm ein leises Geräusch im Hof. Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt weit. Auch die Scharniere quietschten nicht mehr.
    «Marysa?»
    Sie erschrak etwas, als Christoph sie am Arm berührte und sich dann leise durch den Türspalt schob. Seine dunklen Augen blitzten im Schein ihrer kleinen Öllampe auf und ließen ihr Herz prompt höherschlagen. Dennoch zwang sie sich, ihn streng anzusehen. «Was soll das?», flüsterte sie. «Du kannst heute Nacht nicht hierbleiben.»
    «Nicht?» Er lächelte leicht. «Ich bin aber schon da. Und du hast mich eingelassen.»
    «Wenn jemand merkt, dass du hier bist …»
    «Marysa!» Er legte ihr den rechten Zeigefinger an die Lippen. «Wenn es dich beruhigt, werde ich noch vor dem Morgengrauen verschwinden. Bitte zwing mich nicht, dich noch länger ansehen zu müssen, ohne dich berühren zu dürfen. Die vergangenen vier Monate waren lang.»
    Marysa schluckte, bei seinen Worten begann ihre Haut zu prickeln. Schweigend drehte sie sich um und ging ihm voraus zurück ins Obergeschoss. Kaum hatte sie ihre Kammer betreten und das Lämpchen auf der Truhe neben ihrem Bett abgestellt, hörte sie auch schon, wie Christoph die Tür leise ins Schloss schob. Im nächsten Augenblick hatte er sie bereits in seine Arme gezogen und suchte

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