Das silberne Zeichen (German Edition)
Christoph ruhig. «Zur Not hätte ich auch eines bauen lassen.»
«Wie bitte? Bauen?» Nun starrte Jolánda ihn verblüfft an. Auch Bardolf und Marysa blickten ungläubig. «Ist Euch bewusst, dass das ein Vermögen kosten würde?»
Christoph feixte und wandte sich beiläufig dem Fisch auf seinem Teller zu. «Geld spielt dabei keine Rolle.» Er aß ein Stückchen Hering und spülte mit einem Schluck Wein nach. Da am Tisch noch immer fassungsloses Schweigen herrschte, blickte er erheitert in die Runde. «Ich denke, es ist an der Zeit, Euch, lieber Meister Goldschläger, und Euch, wohledle Frau Jolánda, ein wenig mehr über meine … nun ja, über meine Vermögensverhältnisse zu berichten. Vielleicht sollte ich mit der Morgengabe beginnen, die mir vorschwebt. Vermutlich wird das Eure skeptisch gerunzelte Stirn ein wenig glätten, Herr Schwiegervater.»
«Das bezweifle ich, Herr Schwiegersohn. Vergesst nicht, dass mir wohlbekannt ist, woher Euer Vermögen, so es sich um eines handelt, stammt.»
«So, dann ist Euch also schon zu Ohren gekommen, dass ich die allerfeinsten Schnitzereien und Intarsien an diverse Fürsten- und Herzogshöfe verkaufen konnte und dass auch fremdländische Grafen zu meinen Kunden gehören?»
«Wie bitte?»
«Einige sehr freundliche Dankesbriefe haben mich in den vergangenen Jahren erreicht und sogar ein Empfehlungsschreiben des Herzogs von Burgund.»
Entsetzt starrte Marysa Christoph an. Sie schluckte krampfhaft an dem Bissen Brot, den sie sich gerade in den Mund geschoben hatte, und hustete. «Das hast du nicht getan!», entfuhr es ihr.
Mit unschuldigem Augenaufschlag wandte er sich ihr zu und goss zuvorkommend etwas Wein in ihren Becher. «Was meinst du, Marysa?»
Für einen Moment trafen sich ihre Blicke, dann schüttelte sie resignierend den Kopf. «Ich hätte es wissen müssen.»
«Nun.» Christoph wendete seine Aufmerksamkeit wieder Bardolf zu. «Ich schlage vor, dass wir einen ähnlichen Vertrag aufsetzen, wie es ehedem mit Meister Markwardt geschah. Ich möchte, dass Marysa auch im Falle meines frühzeitigen Todes auf Lebenszeit Besitztum und Wohnstatt in diesem Haus erhält. Das Gleiche gilt für unsere Kinder.»
Marysas Kopf ruckte hoch, doch er sprach bereits weiter. «Außerdem soll eine Summe ausgesetzt werden, die gewährleistet, dass immer mindestens ein Knecht und zwei Mägde im Haus angestellt sind, und eine weitere Summe, die die lebenslänglich wiederkehrenden Ausgaben für Brennholz und Nahrung abdeckt. Zwar sind die Einnahmen aus Marysas Reliquienhandel sicherlich beachtlich, doch eine Witwe sollte immer auf ein kleines Polster zurückgreifen können, insbesondere wenn sie Kinder zu versorgen hat.»
«Eine Witwe», murmelte Marysa.
Christoph griff über den Tisch nach ihrer Hand und drückte sie leicht. «Glaub mir, nichts liegt mir ferner als der Wunsch, frühzeitig meinem Schöpfer ins Angesicht blicken zu müssen. Aber sicher ist sicher.»
Beklommen stimmte sie zu.
«Das ist eine sehr großzügige Morgengabe, die Ihr da aussetzt, lieber Christoph», befand Jolánda. «Ich denke, auf dieser Grundlage können wir …»
«Verzeiht, Frau Jolánda», unterbrach Christoph sie. «Ich sprach zunächst nur von den Vorkehrungen, die ich vertraglich für eine etwaige Witwenschaft Marysas festhalten möchte. Zur Morgengabe komme ich jetzt.»
Jolánda riss die Augen auf. «Ihr scherzt!»
«Ganz sicher nicht.»
«Du bist verrückt», zischte Marysa, woraufhin er ihr zuzwinkerte.
«Nur nach dir, geliebtes Weib.»
Bardolf räusperte sich. «Also gut, Christoph Schreinemaker. Dann überrascht mich nun mit der Morgengabe, die Ihr Marysa am Tage nach Eurer Hochzeit zu übergeben gedenkt.»
«Ich dachte an fünfundzwanzig Gold- und fünfzig Silberstücke.»
«Oh.» Erfreut beugte sich Jolánda vor. «Das ist aber sehr großzügig.»
«Für jedes Jahr, das Marysa von jetzt an noch lebt.»
Der Krapfen, den Jolánda gerade aus einem der Körbe genommen hatte, fiel in den Topf mit den Heringen.
«Und weitere dreißig Silberstücke für jedes Kind. Ich werde veranlassen, dass beim Rat entsprechende verzinsliche Renten hinterlegt werden. Für die Ausstattung unserer Söhne oder – so Gott will – die Mitgift unserer Töchter – werde ich gesonderte Vorkehrungen treffen.»
«Du bist verrückt», wiederholte Marysa. Sie wandte sich an ihre Mutter. «Er ist verrückt.»
«Das hatten wir schon», sagte Christoph. «Für Kleidung, Hauben, Tand und dergleichen dürfte
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