Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
seiner Zunft.»
    «Er sieht ein bisschen aus wie dieser Bruder Christophorus, der letztes Jahr hier war.»
    «Richtig, Leynhard.» Sie wandte sich ihrem jüngeren Gesellen zu. «Er sieht ihm sogar sehr ähnlich, denn die beiden sind Zwillinge.»
    «Heiliger Franziskus!», entfuhr es Heyn. Er raufte sich sein schütteres graues Haar. «Das lässt sich doch bestimmt leicht aufklären.»
    «Eben nicht», seufzte Marysa. «Christoph hat selbstverständlich Schriftstücke mit nach Aachen gebracht, die seine Herkunft beweisen. Diese sind ihm jedoch heute gestohlen worden.»
    «Und das glaubt ihm jetzt bestimmt keiner», fügte Milo grimmig an.
    Marysa nickte und erklärte: «Ich muss sofort einen Boten nach Frankfurt schicken, der uns Abschriften von Christophs Urkunden bringen soll. Milo, lauf zum Marienstift und bitte darum, dass man mir einen der Stiftsboten schickt. Die Männer sind schnell zu Pferd und zuverlässig. Ich setze derweil ein Schreiben an den Frankfurter Rat auf.» Sie machte eine ungeduldige Handbewegung. «Lauf zu, Milo. Wir haben keine Zeit zu verlieren!»
    «Natürlich, Herrin. Bin schon auf dem Weg.» Milo warf die Mistgabel achtlos beiseite und rannte los.
    «Können wir irgendetwas tun?», fragte Leynhard vorsichtig.
    «Nein, im Augenblick können wir, fürchte ich, nichts anderes tun. Ich werde später zur Acht gehen und versuchen zu erfahren, wohin man Christoph gebracht hat.» Sie wandte sich bereits zum Gehen, drehte sich jedoch noch einmal um. «Doch, Leynhard, du könntest mir einen großen Gefallen tun. Geh in die Herberge Zum tanzenden Bären und veranlasse, dass man Christophs Kleider und Gepäck in mein Haus bringt.»
    «Aber Frau Marysa, dürft Ihr das so einfach?» Heyn wirkte skeptisch.
    Marysa zuckte mit den Schultern. «Er ist mein zukünftiger Ehemann. Ich will nur Sorge dafür tragen, dass man ihm nicht noch mehr Sachen entwendet. Immerhin wurde er bereits einmal bestohlen.»
    «Ich hole einen Karren», sagte Leynhard.
    «Nimm Jaromir mit», rief Marysa ihm hinterher. «Er kann dir beim Aufladen helfen.»
    Leynhard, der schon fast zum Hoftor hinaus war, winkte ab. «Nicht nötig. Das schaffe ich schon allein. Und irgendjemand muss Euch doch auch zur Acht begleiten.»
    «Er hat recht», befand Heyn. «Ihr solltet nicht allein gehen, und ich muss wohl in der Werkstatt bleiben und den Schrein für Boecke fertig machen.»
    «Also gut, wie ihr meint. Ich werde mich nun um den Brief an den Frankfurter Rat kümmern», beschloss Marysa und folgte ihrem Altgesellen ins Haus. «Und dann muss ich Mutter und Bardolf verständigen.»

13. KAPITEL
    Dass es so einfach gehen würde, hatte er sich nicht träumen lassen. Bei seinem Weg durch die Stadt hatte er eigentlich nur einen kurzen Abstecher in den Tanzenden Bären machen wollen, um sich ein wenig umzusehen. Dort hatte man gar nicht bemerkt, wie er sich durch den Hintereingang ins Haus geschlichen hatte. Zunächst hatte er einfach nur ein bisschen in den Sachen gewühlt, dann aber war ihm die Tasche mit den Urkunden in die Hände gefallen. Was für eine Gelegenheit!
    Der Schreinemaker schien recht sorglos zu sein, wenn er diese wichtigen Dokumente unbeaufsichtigt liegenließ. Andererseits wusste natürlich auch kaum jemand, dass er in der Stadt war – und noch weniger, welchen gotteslästerlichen Betrug er vorhatte.
    Ein Betrug, der unbedingt verhindert werden musste. Die ersten Vorkehrungen waren ja bereits getroffen. Wenn auch van Hullsens Tod nicht das gewünschte Ergebnis erzielt hatte.
    Dafür aber das Feuer in van Lyntzenichs Schmiede! Nun gut, da hatte er vielleicht ein bisschen überstürzt gehandelt. Aber wie hätte er sonst verhindern sollen, dass weitere Silberzeichen hergestellt wurden? Jetzt hatte das Marienstift die Herstellung zunächst einmal unterbrochen, und Marysa blieb auf ihren Amuletten sitzen. Schade nur, dass der Schreinemaker ausgerechnet zum ungünstigsten Zeitpunkt in Aachen eingetroffen war! Wenn er wenigstens in den Flammen umgekommen wäre …
    Er seufzte. Dieser Mann schien ungebührlich viel Glück zu haben. Und ein Mundwerk, um das ihn jeder Marktschreier beneidet hätte. Kein Wunder, hatte er ja wohl jahrelange Übung darin, die Menschen zu beschwatzen und ihnen einzureden, was angeblich gut für sie war. Vermutlich hätte er es im Handumdrehen geschafft, ganz Aachen davon zu überzeugen, dass sein Possenspiel echt war. Aber jetzt saß er erst einmal im Gefängnis, wo er hingehörte. Vielleicht ließen sich

Weitere Kostenlose Bücher