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Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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geschickt noch ein paar Gerüchte streuen, die das Kirchengericht auf den Plan riefen. Dann war es mit Sicherheit um den Schreinemaker geschehen. Blasphemie, Ketzerei, Namens- und Amtsmissbrauch, gefälschte Legitimationen …
    Er griff nach der Hirschledertasche und zog ein paar der Urkunden daraus hervor. Der Kerl war gut, das musste man ihm lassen. Die echten Dokumente waren von den gefälschten nicht zu unterscheiden. Er selbst war sich nicht sicher, ob die vom Frankfurter Rat gesiegelten Schriftstücke tatsächlich aus der dortigen Kanzlei stammten. Die Briefe waren aber ganz sicher nicht echt – oder doch? Vorsichtshalber würde er sie erst einmal behalten. Vielleicht ergab sich ein Nutzen daraus. Außerdem musste er sich um den Stiftsboten kümmern, der morgen in aller Frühe gen Frankfurt aufbrechen würde. Einige der Urkunden waren wohl tatsächlich echt, sonst hätte Marysa nicht verfügt, dass der Bote Abschriften aus Frankfurt holte.
    Er würde jedoch dafür sorgen, dass sie nie in Aachen eintreffen würden. Jedenfalls nicht, bevor der Schreinemaker sein Leben auf dem Richtblock ausgehaucht hatte, oder – noch besser – auf dem Scheiterhaufen.

14. KAPITEL
    «Gestohlen?» Bardolf fuhr sich erregt durchs Haar, dann blieb er abrupt vor Marysa stehen. «Gestohlen? Von wem nur? Es kann doch kaum jemand gewusst haben, dass Christoph in der Stadt ist.»
    «Vielleicht hat jemand ihn erkannt, als er bei dem Brand geholfen hat», vermutete Jolánda, die neben Marysa an deren großem Tisch in der Stube saß und die Hand ihrer Tochter drückte. «Dann ist er ihm zur Herberge gefolgt.»
    «Das ist Unfug!» Bardolf winkte ab. «Wer in aller Welt sollte so etwas tun? Christoph hat keine Feinde in der Stadt.»
    «Aber Bruder Christophorus vielleicht schon», warf Marysa ein. «Wenn jemand unser Geheimnis kennt, hat er vielleicht nur darauf gewartet, dass Christoph zurückkehrt, um sich an ihm zu rächen.»
    Jolánda war ratlos. «Wem hat er denn Böses getan?»
    «Wir haben gemeinsam dafür gesorgt, dass die Vorfälle in der Chorhalle aufgeklärt wurden», schlug Marysa vor. «Wir wissen, dass Wilhelm von Berg dahintersteckte.»
    «Und du glaubst, der will ihm dies vergelten?» Bardolf nahm seinen Gang durch die Stube wieder auf. «Das wäre zwar möglich, aber ganz einleuchten will es mir nicht. Ein mächtiger Mann wie Wilhelm von Berg hat es bestimmt nicht nötig, sich monatelang auf die Lauer zu legen. Er hätte einen seiner Schergen ausgeschickt, Christoph heimlich umzubringen.»
    «Bardolf!» Entsetzt schlug Jolánda eine Hand vor den Mund. «Wie grässlich!»
    «So ist es aber», beharrte er. «Deswegen halte ich es für sehr unwahrscheinlich. Es muss eine andere Erklärung geben.»
    «Aber welche?» Marysas Stimme zitterte leicht. Sie hatte noch am Nachmittag versucht, etwas über Christoph zu erfahren, war jedoch von einem der Schöffenschreiber abgewiesen worden, der ihr lediglich mitgeteilt hatte, dass Christoph ins Grashaus gesperrt worden war und Besucher keinen Zutritt hatten. «Wenn niemand von unserem Plan wusste, warum hat man dann seine Urkunden gestohlen?»
    «Zufall vielleicht», gab Bardolf zu bedenken. «Du sagtest doch, dass auch sein Geld verschwunden ist. Vielleicht hatte es der Dieb tatsächlich nur auf Wertsachen abgesehen und wusste gar nicht, worum es sich bei den Schriftstücken handelte.»
    «Das dachte ich zuerst auch», gab Marysa zu. Sie stand auf und ging zu einem Bündel, das sie in einer Fensternische abgelegt hatte. «Weshalb aber ließ der Dieb dann diese hier in Christophs Kammer zurück?» Sie hielt Bardolf zwei der hübsch verzierten Zinnbecher hin. «Es sind insgesamt sechs an der Zahl», erklärte sie. «Wertvoll. Und auch Christophs Werkzeug hat der Einbrecher nicht angerührt. Jedenfalls glaube ich nicht, dass etwas fehlt. Die Sachen sind ganz neu, er hat wahrscheinlich bisher kaum damit gearbeitet. Ich weiß sehr gut, welches Werkzeug ein Schreiner benötigt, schließlich bin ich die Tochter eines Schreinbauers und war lange genug mit einem von ihnen verheiratet. Christophs Werkzeugsatz ist noch vollständig. Der Dieb hätte die Sachen ganz bestimmt gut verkaufen können.»
    «Vielleicht waren es zu viele Teile, und er konnte sie nicht alle tragen», schlug Bardolf vor. «Oder er ist gestört worden.»
    «Oder er hat sich einfach nicht dafür interessiert», fuhr Marysa ihn an. Ihre Angst und Nervosität ließen ihre Stimme zittern.
    «Schon gut, mein Kind», versuchte

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