Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
Jolánda sie zu beruhigen. «Ich verstehe ja, dass du …»
    «Nichts verstehst du!» Marysa starrte ihre Mutter zornig an. «Der Mann, den ich heiraten will, der Vater meines ungeborenen Kindes, sitzt im Grashaus. Hartwig hat ihn wegen Betrugs angezeigt, und wenn Christoph nicht beweisen kann, wer er ist, wird man ihn über kurz oder lang auch wegen Ketzerei belangen.» Ehe ihre Mutter etwas erwidern konnte, hob Marysa abwehrend beide Hände. «Ich weiß sehr wohl, dass wir mit dieser Gefahr rechnen mussten. Das haben wir auch. Christoph hat alles getan, um ein Fehlschlagen seines Plans zu verhindern. Irgendjemand muss davon Wind bekommen haben und will ihm schaden. Ich bin ganz sicher.» Sie atmete kurz durch, um sich wieder ein wenig zu fangen. «Morgen früh reitet ein Stiftsbote nach Frankfurt, um Abschriften von Christophs Urkunden einzuholen. Aber das wird eine Weile dauern. Ich weiß nicht, wie wir Christoph in der Zwischenzeit helfen sollen.»
    «Ganz sicher nicht, indem du durchdrehst», sagte Bardolf. «Vielleicht können wir Hartwig dazu bewegen, seine Anzeige zurückzuziehen.»
    «Hartwig?» Marysa erstarrte, dann sprang sie von ihrem Sitz auf. «Natürlich, das ist es!» Sie fasste Bardolf aufgeregt am Ärmel seines Hemdes. «Hartwig könnte die Urkunden gestohlen haben!»
    «Wie bitte? Wie kommst du denn darauf?», fragte Jolánda verblüfft. Auch Bardolf blickte seine Stieftochter ungläubig an.
    Marysa ließ seinen Arm los und ging nun selbst auf und ab. «Hartwig ist der Einzige, der wusste, dass Christoph wieder in der Stadt ist. Er war heute früh hier und hat mich aufs übelste beschimpft.»
    «Hartwig war hier?» Bardolf fasste sie an der Schulter und drehte sie zu sich herum.
    Marysa nickte. «Ich war kaum aufgestanden, da kam er bereits in meine Schlafkammer gepoltert. Er behauptete, ich würde die Familie entehren. Und er wollte wissen, wo Christoph sich aufhält. O Gott, ich habe ihm selbst gesagt, dass er sich im Tanzenden Bären eingemietet hat!», rief sie und schlug für einen Moment die Hände vors Gesicht. «Ich hätte nicht gedacht, dass Hartwig zu so etwas fähig ist», murmelte sie und ließ sich wieder auf die Bank sinken.
    «Nun warte mal», versuchte Bardolf sie zu beruhigen. «Du kannst nicht wissen, dass er es war, der die Urkunden gestohlen hat.»
    «Aber er hatte einen Grund», begehrte Marysa auf. «Er hasst mich. Und er ist noch immer sauer, dass ich mich geweigert habe, Gort Bart zu heiraten. Er will meine Werkstatt in die Finger bekommen, Bardolf. Das wollte er schon immer, seit Vater tot ist.»
    «Das stimmt», sagte Jolánda. «Er hat alles versucht, an das Erbe heranzukommen. Wir haben es nur Gottholds Vorkehrungen und Marysas Entscheidung, Reinold zu heiraten, zu verdanken, dass Hartwig nicht alles an sich gerissen hat. Dass er so weit gehen würde, kann ich kaum glauben.»
    «Also gut, nehmen wir einmal an, Hartwig steckt hinter dem Diebstahl», sagte Bardolf nachdenklich. «Woher wusste er, dass Christoph in Aachen ist?»
    «Ich weiß es nicht. Zwar habe ich ihn danach gefragt, aber er hat mir keine Antwort darauf gegeben. Ich dachte, er hat vielleicht davon gehört, weil Christoph doch einer der Brandhelfer bei van Lyntzenich war. Rochus van Oenne hat es nämlich auf diese Weise erfahren.»
    «Gerüchte und Neuigkeiten verbreiten sich in Aachen schnell», fügte Jolánda an.
    «Und ihr glaubt, dass Hartwig aufgrund dieser Information hingegangen ist und die Urkunden gestohlen hat, um dann Christoph bei den Schöffen anzuzeigen?» Bardolf grübelte. «Das klingt unglaublich.» Er blickte Marysa aufmerksam an. «Besteht denn die Möglichkeit, dass Hartwig im Herbst von Christophs Plan erfahren hat? Weiß er, wer Christoph in Wirklichkeit ist?»
    «Das muss er wohl. Auch wenn ich damals nicht den Eindruck hatte, dass er etwas ahnt. Er war nur sehr wütend, als ich ihm von meinen Heiratsplänen erzählte.»
    «Wütend ist gar kein Ausdruck!» Bardolf verzog das Gesicht. «Er wäre mir beinahe an die Kehle gegangen, weil ich meine Zustimmung gegeben hatte. Aber auch mir kommt es im Nachhinein nicht so vor, als habe er im Herbst schon gewusst, wer Christoph Schreinemaker in Wahrheit ist.» Er schüttelte den Kopf. «Nein. Er wusste es nicht, Marysa. Falls er davon erfahren hat, dann später. Fragt sich nur, durch wen. Noch heute werde ich mit ihm reden, wenn du willst.»
    «Nein, Bardolf, das möchte ich lieber selbst tun.» Marysa verschränkte die Arme vor dem Leib.

Weitere Kostenlose Bücher