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Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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dass ich Euch so unverhohlen ausfrage, doch ich fürchte, dass Euer Verlobter noch so lange in nicht unbeträchtlichen Schwierigkeiten stecken wird, bis er seine Herkunft lückenlos beweisen kann. Es geht hier nicht nur um den Vorwurf des Betrugs, sondern, wie Ihr Euch sicher denken könnt, um weit mehr. Jener Betrug, sollte er stattgefunden haben, würde nämlich gleichzeitig eine Anklage wegen Ketzerei nach sich ziehen. Bruder Christophorus hat sich immerhin als Ablasskrämer ausgegeben und obendrein noch als Inquisitor. Jede einzelne dieser Behauptungen kann zur Todesstrafe führen, sollten sie wahr sein.»
    Marysa wurde blass.
    «Seht Ihr, deshalb werde ich versuchen, diese Angelegenheit zu einem geteilten Gerichtsfall zu machen. Ich will, dass die Schöffen mit dem Stiftsgericht zusammenarbeiten. Jacobus von Moers soll für unsere Seite als Inquisitor fungieren. Ihr erinnert Euch sicher an ihn?»
    Jetzt nickte Marysa. «Er hat sich im vergangenen Herbst als Euer Dombaumeister ausgegeben, nicht wahr?»
    «Er ist ein Mann des Erzbischofs. Seit der Einweihung der Chorhalle weilt er bei seinem Orden in der St. Jakobstraße. In seiner Funktion als Inquisitor ist er höchst angesehen. Er wird uns helfen, die Wahrheit ans Licht zu bringen.»
    Van Oenne stieß sich von der Kante des Pultes ab und trat ans Fenster. «Am einfachsten wäre es, wenn wir Bruder Christophorus vorladen könnten», sagte er bedächtig. «Sobald die Schöffen – und unser Richter – die beiden Brüder nebeneinander im selben Raum sehen, wäre der Fall erledigt.»
    Auffordernd blickte er Marysa in die Augen.
    Sie errötete. «Ich fürchte, das wird nicht möglich sein. Jedenfalls … nicht so bald. Christoph erzählte mir, dass sein Bruder sich auf eine längere Pilgerreise begeben habe.»
    «Tatsächlich. Darf ich fragen, wohin seine Reise geht?»
    «Das weiß ich nicht genau. Jerusalem vielleicht. So genau konnte Christoph mir das noch nicht erzählen, Herr van Oenne. Schließlich ist er erst seit zwei Tagen wieder in der Stadt.»
    «Schon gut, das können wir später klären.»
    «Ich habe bereits einen Boten nach Frankfurt geschickt», beeilte sie sich hinzuzufügen. «Einen aus dem Marienstift sogar, weil Eure Männer als sehr zuverlässig gelten. Er soll Abschriften der gestohlenen Urkunden beim Rat anfordern.»
    «Warum weiß ich davon nichts?» Verwundert kam der Domherr wieder auf sie zu. «Aber das ist immerhin etwas. Wenn sich das Wetter hält, dürfte er in ein, zwei Wochen wieder hier sein. Leider wird der Schreinemaker bis dahin im Grashaus verbleiben müssen.»
    «Kann ich ihn sehen?», fragte Marysa hoffnungsvoll. «Der Wächter hat mir den Zutritt verweigert, aber ich kann für eine bessere Zelle bezahlen und …»
    «Frau Marysa, ich weiß, dass Ihr besorgt seid», unterbrach van Oenne sie. «Ich werde sehen, was ich tun kann. Ihr müsst noch ein wenig Geduld haben. Ihr solltet nicht vergessen, dass Ihr ebenfalls unter Verdacht steht, solange keine Beweise vorliegen. Eure Aussage werdet Ihr sicherlich vor den Schöffen und Bruder Jacobus wiederholen, nicht wahr?»
    «Selbstverständlich werde ich das.» Nachdrücklich nickte Marysa und spürte in diesem Moment wieder das leichte Flattern in ihrem Bauch. Unwillkürlich legte sie eine Hand darauf, zog sie jedoch wieder fort, als sie van Oennes interessierten Blick bemerkte.
    «Also gut, Frau Marysa. Ich möchte, dass Ihr nun nach Hause geht und wartet, bis man Euch zur Aussage vorlädt.» Wieder gab er dem Schreiber ein Zeichen, woraufhin dieser aufsprang. «Bruder Weiland wird Euch hinausbegleiten.» Der Domherr sah Marysa zu, wie sie aufstand, ihr Kleid glatt strich und zur Tür ging. Er räusperte sich, sie drehte sich noch einmal zu ihm um. Bruder Weiland war bereits zur Tür hinaus, als van Oenne mit gesenkter Stimme sagte: «Hoffen wir, dass sich diese Angelegenheit alsbald aufklären wird. Ich schätze Euch sehr, Frau Marysa, nicht nur als Geschäftspartnerin. Abgesehen davon sollte eine Frau in Eurem Zustand sich von allen Aufregungen fernhalten, nicht wahr? Gehabt Euch wohl.»
    Marysa antwortete nicht darauf. Sie spürte, wie ihr die Hitze in den Kopf stieg. Rasch wandte sie sich ab und folgte Bruder Weiland hinaus.

16. KAPITEL
    Fluchend zerknüllte er das Pergament, auf dem der Wechsel vermerkt war. Einen verdammt hohen Betrag hatte dieser betrügerische Bastard bei dem Lombarden hinterlegt. Vermutlich war der Schreinemaker gewitzt genug gewesen, irgendein

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