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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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und langsam war der Zug der Eldar nach Westen, denn der Meilen von Mittelerde waren unzählige, und sie waren beschwerlich und weglos. Auch mochten die Eldar nicht eilen, denn voll Staunens waren sie über alles, was sie sahen, und viele Länder und Flüsse lockten sie zu bleiben; und wenngleich alle noch gewillt waren weiterzuziehen, so sahen doch viele dem Ende der Reise eher mit Furcht denn mit Hoffnung entgegen. Immer, wenn daher Orome, der bisweilen andres zu versehen hatte, sich von ihnen trennte, machten sie Halt und gingen nicht mehr weiter, bis er zurückkam, um sie zu führen. Und so geschah es, nachdem die Eldar viele Jahre lang auf diese Weise gewandert waren, dass ihr Weg sie durch einen Wald führte, und sie kamen an einen großen Fluss, der breiter war als jeder andre, den sie noch gesehen; und jenseits des Flusses waren Berge, deren gezackte Gipfel bis in die Sphäre der Sterne zu ragen schienen. Dieser Fluss, so heißt es, war schon derselbe, der hernach der Große Anduin genannt wurde, und schon immer war er die Grenze der westlichen Lande von Mittelerde. Die Berge aber waren die Hithaeglir, die Türme des Nebels an den Grenzen von Eriador; doch waren sie zu jener Zeit noch höher und schrecklicher, denn Melkor hatte sie aufgetürmt, um Oromes Jagdritte zu hindern. Nun verweilten dieTeleri lange auf dem Ostufer des Flusses und wollten dort bleiben, die Vanyar und Noldor aber überschritten den Fluss, und Orome führte sie in die Gebirgspässe hinein. Und als Orome vorausgezogen war, blickten die Teleri auf die umschatteten Höhen und fürchteten sich.
    Da stand einer in der Schar von Olwe auf, die am weitesten zurückgeblieben war; Lenwe war sein Name. Er wandte sich von dem Zug nach Westen ab und führte ein zahlreiches Volk mit sich fort, nach Süden den großen Strom hinunter, und sie verschwanden aus der Erinnerung ihres Volkes, bis viele Jahre vergangen waren. Dies waren die Nandor, und sie wurden zu einem Volk für sich, anders als ihresgleichen, nur dass auch sie das Wasser liebten und zumeist an Wasserfällen und Wildbächen lebten. Mehr wussten sie von allem, was lebt, von Bäumen und Kräutern, Tieren und Vögeln, als die übrigen Elben. In späteren Jahren wandte sich Denethor, Lenwes Sohn, schließlich wieder nach Westen und führte einen Teil dieses Volkes über das Gebirge nach Beleriand, bevor noch der Mond aufging.
    Schließlich kamen die Vanyar und die Noldor über die Ered Luin, die Blauen Berge zwischen Eriador und dem westlichsten Land von Mittelerde, welches die Elben hernach Beleriand nannten; und die am weitesten voraus waren, durchquerten das Tal des Sirion und stiegen zwischen Drengist und der Bucht von Balar hinab an die Ufer des Großen Meeres. Als sie es aber erblickten, kam Furcht über sie, und viele zogen sich in die Wälder und Hochebenen von Beleriand zurück. Dort trennte sich Orome von ihnen und kehrte nach Valinor zurück, um sich von Manwe Rat zu holen.
    Und die Schar der Teleri überschritt das Nebelgebirge und durchquerte die weiten Lande von Eriador, angetriebenvon Elwe Singollo, denn er war voller Begier, nach Valinor und in das Licht, das er gesehen, zurückzukehren; auch wollte er von den Noldor nicht getrennt werden, denn er war gut Freund mit Finwe, ihrem Fürsten. So kamen nach vielen Jahren zuletzt auch die Teleri über die Ered Luin in die östlichen Gebiete von Beleriand. Dort machten sie Halt und blieben eine Weile an dem Fluss Gelion.

KAPITEL IV

    VON THINGOL UND MELIAN
    M elian war eine Maia, vom Geschlecht der Valar. Sie wohnte in den Gärten von Lórien, und unter all dem Volk war dort niemand schöner als Melian noch klüger oder geschickter in Zaubergesängen. Es heißt, die Valar hätten ihre Arbeit und die Vögel von Valinor ihr Spiel ruhen lassen, die Glocken von Valmar seien verstummt und die Quellen hätten zu fließen aufgehört, wenn zu der Stunde, wo sich die Lichter mischten, Melian in Lórien sang. Nachtigallen waren immer um sie her, und sie lehrte sie ihr Lied; und sie liebte den tiefen Schatten der großen Bäume. Älter als die Welt, war sie mit Yavanna selbst verwandt; und um die Zeit, als die Quendi am Wasser von Cuiviénen erwachten, verließ sie Valinor und kam in die Hinnenlande, und sie erfüllte das Schweigen von Mittelerde vor der Morgendämmerung mit ihrer Stimme und mit den Stimmen ihrer Vögel.
    Nun blieb das Volk der Teleri, wie erzählt worden, als ihre Wanderung dem Ende nah war, lange in Ost-Beleriand, am

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