Das Silmarillion
Valar; doch bei all ihrer Freude waren sie im Zweifel und berieten sich lange, welches der beste Plan sei, um die Quendi vor Melkors Schatten zu behüten. Orome aber kehrte sogleich wieder nach Mittelerde zurück und wohnte bei den Elben.
Manwe saß lange in Gedanken auf dem Taniquetil und erforschte Ilúvatars Rat. Dann stieg er hinab nach Valmar und rief die Valar in den Ring des Schicksals zusammen; selbst Ulmo aus dem Außenmeer fand sich ein.
Da sprach Manwe zu den Valar und sagte: »Dies ist Ilúvatars Rat in meinem Herzen: Dass wir wieder Herrschaft über Arda ergreifen, um jeden Preis, und die Quendi von dem Schatten Melkors erlösen.« Da freute sich Tulkas; Aule aber war bekümmert, denn er wusste voraus, was für Wunden die Welt bei diesem Kampf würde leiden müssen. Die Valar aber rüsteten sich und zogen mit ihrem Kriegsheer von Aman aus, um Melkors Festungen zu stürmen und ihm ein Ende zu machen. Niemals hat Melkor je vergessen, dass dieser Krieg um der Elben willen geführt wurde und dass sie der Grund seines Sturzes waren. Doch hatten sie nicht teil an diesen Taten, und sie wissen wenig von dem Ritt des westlichen Heeres gegen den Norden zu Anfang ihrer Tage.
Melkor begegnete dem Angriff der Valar im Nordwesten von Mittelerde, und in dem ganzen Gebiet wurde viel zerschlagen. Doch rasch errangen die Heere des Westens den ersten Sieg, und Melkors Diener flohen vor ihnen her nach Utumno. Dann zogen die Valar über Mittelerde hin, und bei Cuiviénen stellten sie eine Wache auf; und von da an wissen die Quendi nichts mehr von der Großen Schlacht derMächte, nur dass die Erde unter ihnen bebte und stöhnte, dass die Gewässer in Bewegung kamen und dass im Norden Lichter wie von riesigen Bränden zu sehen waren. Lang und hart war die Belagerung von Utumno, und viele Schlachten wurden vor seinen Toren geschlagen, von denen nur Gerüchte den Elben bekannt sind. In jener Zeit veränderte sich die Form von Mittelerde, und das Große Meer, das es von Aman schied, wurde weit und tief; und es brach in die Küsten ein und bildete einen großen Golf nach Süden hin. Viele kleinere Buchten entstanden zwischen dem Großen Golf und der Helcaraxe hoch im Norden, wo Mittelerde und Aman dicht zueinander traten. Deren größte war die Bucht von Balar; und in sie ergoss sich von Norden her der Sirion, ein gewaltiger Strom von den neu aufgetürmten Hochlanden herab: Dorthonion und den Gebirgen um Hithlum. Alle Länder im hohen Norden wurden in diesen Tagen verwüstet, denn Utumno war dort überaus tief eingegraben, und seine Höhlen waren voller Feuer und bargen große Scharen von Melkors Dienern.
Endlich aber wurden die Tore von Utumno gebrochen und die Dächer von seinen Hallen gerissen, und Melkor floh in seine tiefste Höhle. Da trat Tulkas vor als Streiter für die Valar und rang mit ihm und warf ihn aufs Gesicht; und er wurde mit der Kette Angainor gefesselt, die Aule geschmiedet hatte, und gefangen hinweggeführt; und für ein langes Zeitalter hatte die Welt Frieden.
Doch entdeckten die Valar nicht alle die großen Grüfte und Gewölbe, die schlau getarnt tief unter den Festungen Angband und Utumno verborgen lagen. Viel böse Dinge schlichen da noch umher, und andere flüchteten versprengt in die Dunkelheit und durchstreiften die Einöden der Welt, wartend auf die bösere Stunde; und auch Sauron fanden die Valar nicht.
Als nun aber die Schlacht zu Ende war und aus den Trümmern des Nordens große Rauchwolken aufstiegen und die Sterne verdunkelten, da schleppten die Valar Melkor nach Valinor, an Händen und Füßen gefesselt und die Augen verbunden; und er wurde in den Schicksalsring gebracht. Dort warf er sich mit dem Gesicht in den Staub, Manwe zu Füßen, und flehte um Gnade; doch wurde sie ihm verweigert, und man warf ihn ins Gefängnis, in der Feste von Mandos, aus der niemand entkommt, weder Vala noch Elb noch sterblicher Mensch. Geräumig und stark sind diese Mauern, und sie standen im Westen des Landes Aman. Dort wurde Melkor geheißen, drei Alter lang zu bleiben, ehe von neuem über ihn beraten werden sollte oder er noch einmal um Vergebung bitten mochte.
Darauf versammelten sich die Valar abermals im Rate, und sie waren uneins. Denn manche, denen Ulmo das Wort führte, meinten, den Quendi solle freigestellt sein, nach Belieben in Mittelerde zu wandern und kraft der ihnen verliehenen Gaben alle Lande zu richten und ihre Wunden zu heilen. Die meisten aber fürchteten um die Quendi in der gefährlichen
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