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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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Gelionstrom; und zu jener Zeit lagerten viele der Noldor noch weiter westlich in den Wäldern, die später Neldoreth und Region genannt wurden. Elwe, der Fürst der Teleri, ging oft durch die großen Wälder, um seinen Freund Finwe in den Lagern der Noldor zu besuchen; und einmal begab essich, dass er allein in den sternbeschienenen Wald von Nan Elmoth kam, und dort hörte er plötzlich das Lied der Nachtigallen. Da fiel ein Bann auf ihn, und er blieb stehen; und ganz von fern, über den Stimmen der Lómelindi, hörte er Melians Stimme, und sie erfüllte sein ganzes Herz mit Verwunderung und Begehren. Er vergaß sein Volk und all die Pläne in seinem Geist und schritt, den Vogelstimmen folgend, im Schatten der Bäume tief nach Nan Elmoth hinein, bis er den Weg nicht mehr wusste. Zuletzt aber kam er zu einer Lichtung, wo die Sterne hereinschienen, und da stand Melian; und aus dem Dunkel sah er sie an, und das Licht von Aman war in ihrem Angesicht.
    Sie sprach kein Wort; doch voll Liebe trat Elwe zu ihr hin und nahm sie bei der Hand, und sogleich fiel ein Zauber über ihn, und beide blieben sie so stehen, während die kreisenden Sterne über ihnen viele Jahre abzählten; und die Bäume von Nan Elmoth wurden dicht und dunkel, ehe ein Wort fiel.
    Vergebens wurde Elwe von seinem Volke gesucht, und, wie später erzählt wird, wurde Olwe König der Teleri und setzte mit ihnen die Wanderung fort. Elwe Singollo kam nie wieder über das Meer nach Valinor, solange er lebte, und auch Melian kehrte nicht mehr dorthin zurück, solange ihr gemeinsames Reich bestand; durch sie jedoch kam unter Elben wie Menschen etwas vom Erbe der Ainur, die schon vor Ea bei Ilúvatar waren. Elwe wurde in späteren Tagen ein großer König, und all die Eldar von Beleriand waren sein Volk; die Sindar wurden sie genannt, die Grauelben oder Elben der Dämmerung, und König Graumantel hieß er, Elu Thingol in der Landessprache. Und Melian war seine Königin, weiser als je eine Tochter von Mittelerde; und ihre verborgenen Hallen waren in Menegroth, den Tausend Grottenvon Doriath. Große Macht verlieh Melian ihrem Gemahl, der selbst ein Großer unter den Eldar war, hatte er doch als Einziger von allen Sindar mit eigenen Augen die Bäume in den Tagen, wo sie blühten, gesehen, und wenn er auch König der Úmanyar war, so wurde er selber doch nicht zu den Moriquendi gezählt, sondern zu den Lichtelben, den Mächtigen von Mittelerde. Und aus der Liebe zwischen Thingol und Melian ging das schönste von allen Kindern Ilúvatars hervor, welches die Welt je gesehen hat oder sehen wird.

KAPITEL V

    VON ELDAMAR UND DEN FÜRSTEN DER ELDALIË
    W enig später kamen die Scharen der Vanyar und der Noldor an die äußersten westlichen Küsten der Hinnenlande. Im Norden zogen sich diese Küsten in jener alten Zeit nach dem Krieg der Mächte immer weiter gen Westen hin, bis in der nördlichsten Gegend von Arda nur noch eine Meerenge das Land Aman, wo Valinor stand, von den Hinnenlanden trennte; diese Meerenge aber war voll zermalmender Eisberge, denn für strengen Frost hatte Melkor gesorgt. Daher hatte Orome die Scharen der Eldalië nicht in den hohen Norden geführt, sondern in die milden Lande um den Strom Sirion, das Gebiet, das später Beleriand hieß; und von diesen Küsten, wo die Eldar zum ersten Male in Furcht und Staunen das Meer erblickten, erstreckte sich ein breiter, dunkler und tiefer Ozean bis zu den Bergen von Aman.
    Nun kam auf Bitten der Valar Ulmo an die Küsten von Mittelerde und sprach mit den Eldar, die dort warteten und auf die dunklen Wellen starrten; und dank seinen Worten und der Musik, die er auf seinen Muschelhörnern für sie spielte, verwandelte sich ihre Furcht vor dem Meer beinah in Sehnsucht. Ulmo entwurzelte nun eine Insel, die lange, seit dem Aufruhr nach Illuins Einsturz, einsam im Meer gestanden hatte, fern von beiden Ufern, und trieb sie mit seinenGehilfen wie ein riesiges Schiff einher; er verankerte sie in der Bucht von Balar, in welche der Sirion seine Wasser ergießt. Die Vanyar und die Noldor bestiegen nun diese Insel und wurden auf ihr übers Meer gezogen, bis zu den langen Stränden unter den Bergen von Aman; und sie betraten Valinor und wurden in seiner Glückseligkeit willkommen geheißen. Der östliche Zipfel der Insel aber, der tief in den Sandbänken vor der Mündung des Sirion steckte, brach ab und blieb zurück; und dies, so heißt es, war die Insel Balar, die später Osse oft besuchte.
    Die Teleri aber blieben noch in

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