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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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die Valar hätten die Übel des Nordens nicht ganz und gar vertilgt, und die restlichen, die sich nun lange im Dunkeln vermehrt, kämen nun wieder hervor und schweiften weit und breit umher. »Grausames Getier«, sagten sie, »ist in dem Lande östlich der Berge, und eure alten Stammesbrüder, die dort leben, fliehen aus den Ebenen ins Hügelland.«
    Und nicht lange, so kamen die üblen Geschöpfe auch bis nach Beleriand, über die Gebirgspässe oder von Süden her durch die dunklen Wälder. Wölfe waren es, oder Wesen in Wolfsgestalt, oder andere nicht geheure Gestalten des Schattens, unter ihnen auch die Orks, die später Beleriand verheerten; aber noch waren sie scheu und wenig zahlreich und schnüffelten nur erst das Land aus, denn sie warteten noch auf die Rückkehr ihres Herrn. Woher sie stammten oder wer sie waren, das wussten die Elben damals nicht; sie glaubten aber, es seien vielleicht verkommene oder verwilderte Avari, womit sie, wie es heißt, der Wahrheit nur allzu nahe kamen.
    Thingol sann daher auf Bewaffnung, deren sein Volk zuvor nicht bedurft hatte; und zuerst schmiedeten die Naugrim ihnen Waffen, denn darin waren sie alle sehr geschickt, auch wenn keiner die Meister von Nogrod übertraf, deren berühmtester Telchar der Schmied war. Von Anbeginn waren alle Naugrim ein kriegerisches Geschlecht, und erbittert kämpften sie gegen jeden, der ihnen schadete, ob gegen die Diener Melkors, Eldar, Avari oder wilde Tiere, und nicht selten auch gegen ihre Stammesbrüder, die Zwerge von anderen Fürstensitzen. Die Schmiedekunst erlernten die Sindar von ihnen schon bald; einzig in der Härtung des Stahls wurden die Zwerge niemals übertroffen, auch nicht von den Noldor, und ihre Kettenpanzer, die zuerst von den Schmieden aus Belegost verfertigt wurden, hatten nicht ihresgleichen.
    Zu dieser Zeit waren also die Sindar wohlgerüstet, und sie verjagten alle Kreaturen des Unheils und hatten wieder Frieden. Thingols Waffenkammern aber waren reich versehen mit Äxten und Speeren und Schwertern, hohen Helmen und langen Umhängen aus schimmernden Ketten; denn die Panzerhemden der Zwerge waren so geschaffen, dass sie nie rosteten, sondern stets glänzten wie frisch poliert. Und das war gut so für Thingol in der Zeit, die bevorstand.
    Nun hatte einer mit Namen Lenwe, wie erzählt wurde, den Zug der Eldar zu der Zeit verlassen, als die Teleri an den Ufern des Großen Stromes haltmachten, an den Grenzen der westlichen Lande von Mittelerde. Wenig ist bekannt über die Wanderungen der Nandor, die er den Anduin hinabführte: Manche, so heißt es, lebten lange in den Wäldern des Flusstales, manche kamen zuletzt an die Mündungen und ließen sich dort am Meer nieder, und wieder andere gelangten über die Ered Nimrais, die Weißen Berge, zurück nach Norden und drangen in die Wildnis von Eriador zwischen den Ered Luin und dem fernen Nebelgebirge vor. Diese nun waren ein Waldvolk geworden und besaßen keine Waffen von Stahl, und als die Untiere aus dem Norden kamen, fürchteten sie sich sehr, wie die Naugrim König Thingol in Menegroth berichteten. Als daher Denethor, Lenwes Sohn, von Thingols Macht und Größe und von dem Frieden in seinem Reiche Kunde erhielt, sammelte er von seinem verstreuten Volk, so viele er nur konnte, und führte sie über die Berge nach Beleriand. Thingol hieß sie dort willkommen als lange verloren geglaubte Brüder, die zurückgekehrt waren, und sie wohnten in Ossiriand, dem Land der Sieben Flüsse.
    Von den langen Jahren des Friedens, die auf Denethors Ankunft folgten, ist wenig vermeldet. In jenen Tagen, so wird gesagt, erfand Daeron der Spielmann, der größte Gelehrte in Thingols Reich, seine Runenschrift; und die Naugrim, die zu Thingol kamen, fanden großen Gefallen an seiner Erfindung und achteten Daerons Kunst höher als die Sindar, sein eigenes Volk. Durch die Naugrim gelangten die Cirth nach Osten über die Berge und gingen in das Wissen vieler Völker ein; die Sindar aber machten wenig Gebrauch von ihnen und hielten nicht viele Berichte fest, bis in die Tage des Krieges, und vieles, das nur im Gedächtnis aufbewahrt wurde, ging in den Trümmern von Doriath verloren. Doch vom Glück und vom frohen Leben gibt es wenig zu sagen, bevor es ein Ende hat; so sind große und herrliche Werke ihr eigener Nachruhm, solange sie dauern und Augen sie sehen können, und erst wenn sie in Gefahr sind oder für immer zerbrochen, gehen sie in die Lieder ein.
    Durch Beleriand schweiften die Elben in jenen

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