Das Silmarillion
verraten. Wenige der Eldar kamen je nach Nogrod oder Belegost, bis auf Eol von Nan Elmoth und Maeglin, sein Sohn; die Zwerge aber zogen oft mit Waren nach Beleriand hineinund legten eine große Straße an, die an den Ausläufern des Dolmed vorbei den Flusslauf des Ascar entlangführte und bei Sarn Athrad, der Furt der Steine, wo es später zur Schlacht kam, den Gelion überquerte. Kühl war stets die Freundschaft zwischen den Naugrim und den Eldar, obgleich beide viel Vorteil voneinander hatten; zu jener Zeit aber war das Unheil, das zwischen sie treten sollte, noch nicht geschehen, und König Thingol hieß die Zwerge willkommen. In späterer Zeit aber gewährten die Zwerge den Noldor bereitwilliger Freundschaft als allen anderen Elben und Menschen, denn gemeinsam liebten und ehrten sie Aule, und die Gemmen der Noldor priesen sie höher als alle anderen Schätze. Schon während der Dunkelheit von Arda schufen die Zwerge prächtige Werke, denn von den ersten Tagen ihrer Sieben Väter an verstanden sie sich wunderbar auf die Metalle und Steine; doch in jener ältesten Zeit arbeiteten sie lieber in Eisen und Kupfer als in Silber und Gold.
Nun sah Melian so manches voraus, wie es die Art der Maiar war, und als das zweite Alter von Melkors Gefangenschaft vorüber war, da warnte sie Thingol, nicht ewig werde der Friede von Arda dauern. Und so sann er nach, wie er sich eine Königsburg schaffen könnte, einen Ort, der sicher wäre, wenn das Unheil in Mittelerde wieder erwachte; und die Zwerge von Belegost bat er um Rat und Hilfe. Beides gewährten sie gern, denn unermüdlich waren sie in jenen Tagen und stets bereit zu neuen Arbeiten; und obwohl die Zwerge immer und für alles, was sie taten, ihren Preis forderten, ob es ihnen Vergnügen bereitete oder Verdruss, diesmal glaubten sie sich zur Genüge belohnt. Denn Melian lehrte sie vieles, das sie zu erfahren begehrten, und Thingol belohnte sie mit vielen herrlichen Perlen. Diese gab ihm Círdan, denn sie fanden sich in großer Anzahl in den flachen Gewässernum die Insel Balar, die Naugrim aber hatten ihresgleichen noch nie gesehen und schätzten sie hoch. Eine darunter war groß wie ein Taubenei, und sie schimmerte wie die Sterne auf der schäumenden See; Nimphelos wurde sie genannt, und dem Zwergenfürsten von Belegost war sie teurer als ein Berg voller Schätze.
Lange und freudig arbeiteten daher die Naugrim für Thingol und schufen Paläste für ihn, die nach der Art ihres Volkes tief in die Erde eingegraben waren. Wo der Esgalduin herabfloss, Neldoreth von Region scheidend, erhob sich mitten im Walde ein felsiger Berg, den Flusslauf zu Füßen. Dort erbauten sie die Tore zu Thingols Hallen, und eine steinerne Brücke über den Fluss war der einzige Zugang. Hinter den Toren führten weite Gänge in hohe Hallen und Kammern tief unter dem Berge, die in den gewachsenen Stein gehauen waren, so viele und so große, dass der Ort Menegroth genannt wurde, die Tausend Grotten.
Doch auch die Elben hatten an den Arbeiten teil, und Elben und Zwerge vereinigten ihre Künste, um zusammen die Gesichte Melians auszuführen, Bilder von den Wundern und der Schönheit Valinors jenseits des Meeres. Die Säulen von Menegroth wurden nach dem Bilde von Oromes Buchen gemeißelt, mit Stamm, Ast und Blatt, und sie wurden von goldnen Laternen erhellt. Nachtigallen sangen wie in den Gärten von Lórien, und es gab silberne Brunnen, Marmorbecken und gekachelte Böden aus vielfarbigen Steinen. Steinfiguren von Tieren und Vögeln zogen sich an den Wänden entlang, kletterten die Säulen empor oder lugten durch die mit vielen Blumen umflochtenen Zweige. Und im Laufe der Jahre schmückten Melian und ihre Mägde die Hallen mit gewebten Wandbehängen, auf denen die Taten der Valar zu sehen waren und vieles, was in Arda seit denAnfängen geschehen war, und Schatten der Dinge, die noch kommen sollten. Es war das schönste Haus, das je ein König östlich des Meeres besessen hat.
Und als Menegroth erbaut war und noch Frieden herrschte in Thingols und Melians Reich, da kamen die Zwerge weiterhin von Zeit zu Zeit über die Berge und zogen in Geschäften durch die Lande; nur selten aber gingen sie in die Falas, denn sie hassten das Tosen des Meeres und fürchteten sich vor seinem Anblick. Andere Nachrichten oder Gerüchte aus der Welt draußen kamen nicht nach Beleriand.
Als aber das dritte Alter der Gefangenschaft Melkors anbrach, wurden die Zwerge unruhig, und sie sprachen mit König Thingol und sagten,
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