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Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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die Verlage, die das Werk des Täters verschmäht haben, hier ist es die Zeitung, die den Verriss abgedruckt hat. Tja, das ist logisch.«
    »Was wir nur noch nicht verstehen«, schaltete Matthiessen sich wieder ein, »warum weicht der Täter beim ersten Päckchen von der Romanvorlage ab, wenn er sich sonst so akribisch daran hält?«
    Jahn zuckte resigniert mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, aber ich werde mir Gedanken darüber machen. Irgendeinen Grund muss es ja geben.«
    »Wie denken Sie überhaupt über diese Rezension?« Erdmann rutschte auf dem Sessel ein Stück nach vorne. Die Sitzfläche war schon so durchgesessen, dass man unbequem tief einsank. »Sind Sie nicht wütend, wenn jemand Ihr Buch so niedermacht? Ich glaube, ich wäre stinksauer an Ihrer Stelle.«
    »Ach wissen Sie, auch mit solchen Kritiken muss man leben, wenn man mit seinen Werken an die Öffentlichkeit geht. Die Geschmäcker sind verschieden, das Niveau der Leser auch.«
    Die Antwort war Erdmann zu schwammig. »Können Sie denn nachvollziehen, was die Frau über Ihr Buch geschrieben hat?«
    Der Autor wiegte den Kopf hin und her. »Nun ja, nachvollziehen … Wenn ich mich recht entsinne, fand sie die Figuren zu flach und die Handlung zu dünn. Das ist Ansichtssache, aber wenn sie es beim Lesen so empfunden hat, mache ich mir als gewissenhafter Autor natürlich Gedanken darüber, wie ich es hätte besser machen können. Ich glaube, sie schrieb auch von einem grundlegenden Missverhältnis in meinen Romanen. Ich sei zu detailverliebt, wenn es um Ortsbeschreibungen geht, dafür kämen aber Informationen, die für den Roman wirklich wichtig sind, viel zu kurz. Oder so ähnlich.« Er stockte, und Erdmann hatte das Gefühl, dass er nach Worten suchte und gut überlegte, was er sagen wollte. »Ich möchte niemand anderen für Dinge verantwortlich machen, die meine Bücher betreffen, aber … in diesem speziellen Fall trifft doch jemanden zumindest eine Teilschuld.«
    Erdmann sah zu Matthiessen hinüber, die eine Braue hochzog. »Aha, und wer ist das ihrer Meinung nach?«
    Wieder machte Jahn eine kurze Pause, in der er seine Hände betrachtete. »Mein Verlagslektor.« Nun sah er wieder auf. »Ich kann die Rezensentin zumindest in diesem Punkt verstehen und weiß genau, was sie meint. Dazu muss ich ein wenig ausholen.« Er sah von Erdmann zu Matthiessen, als warte er auf ihre Erlaubnis, woraufhin Matthiessen ihm mit einer Handbewegung andeutete fortzufahren. »Es stimmt, dass ich ein ausgesprochenes Faible für Beschreibungen habe. Mein Bestreben ist es stets, Dinge so genau zu beschreiben, dass die Leser sie bildlich vor Augen haben. Dabei ist es mir wichtig, dass vor den Augen aller Leser das gleiche Bild entsteht, verstehen Sie? Wenn Sie von zehn Leuten, die mein Buch gelesen haben, verlangen, sie sollen einen bestimmten Raum aus diesem Buch beschreiben, und alle zehn Beschreibungen sind identisch bis ins kleinste Detail, dann habe ich es richtig gemacht. Dabei hilft mir ein Trick: Ich beschreibe nur Örtlichkeiten, die real existieren. Ich setze mich zum Beispiel in eine Hotelhalle und schaue mir alles an, mache mir Notizen und viele Fotos. An meinem Schreibtisch dann nehme ich all das zur Hand und fange an, diese Halle zu beschreiben. Die Kunst dabei ist, bis ins kleinste Detail alles genau so aufzuschreiben, wie ich es auf den Fotos sehe, und dabei keinen noch so kleinen Gegenstand zu vergessen, der irgendwo herumsteht. Es sind nämlich diese kleinsten Details, die einen Raum nicht nur plastisch erscheinen lassen, sondern ihm Leben einhauchen. Wenn ich das richtig mache, werden Sie diese Hotelhalle sofort wiedererkennen, wenn Sie sie einmal betreten sollten, nachdem Sie meinen Roman gelesen haben.«
    »Das klingt für mich bisher nach keiner schlechten Methode«, kommentierte Erdmann.
    Jahn nickte. »Genau, das sage ich ja. Es ist die beste Methode, wenn nicht gar die einzige. Das ist ein richtiger Spleen von mir, und ich gestehe, ich bin auch stolz darauf, dass ein Handlungsort, den ich beschreiben möchte, am Ende eine absolute Eins-zu-eins-Kopie des Originals ist. Dafür muss man ein Auge haben. Alles muss absolut mit dem Original übereinstimmen, wenn es perfekt sein soll.« Kurze Pause. »Aber ich schweife ab. Worum es mir eigentlich geht: Genau so detailgenau habe ich auch die Handlungsstränge und meine Protagonisten beschrieben. Ich habe mir reale Personen vorgenommen und Kopien von ihnen in meinen Manuskripten angelegt. Bis zur

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