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Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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hätte ich dir gar nicht zugetraut.«
    Er grinste. »Ach, das ist ja interessant. Was hast du mir denn zugetraut?« Eine Weile sahen sie sich an, dann deutete Matthiessen mit dem Kopf zur Couch. »Komm, setz dich.«
    Matthiessen stellte die Gläser auf dem Tisch ab und setzte sich Erdmann gegenüber in einen Sessel. Nachdem sie einen Schluck Wein getrunken hatten, sah Erdmann sich im Wohnzimmer um. »Warst du mal verheiratet?«
    »Ich mag deine sensible Art, persönliche Fragen zu stellen.«
    Sie grinsten beide. »Nein, ich war nie verheiratet. Es gab eine längere Beziehung.«
    »Erzählst du mir davon?«
    Matthiessen sah ihn überrascht an. »Warum? Was interessiert dich mein Privatleben?«
    »Nun, sagen wir, ich möchte dich einfach besser kennenlernen. Außerdem fände ich es gut, die Gedanken wenigstens mal für kurze Zeit von diesem Wahnsinn abzulenken.«
    Matthiessen schien zu überlegen, ob sie ihm antworten sollte oder nicht. Schließlich sagte sie: »Neun Jahre. So lange dauerte es. Am Anfang war es kribbelnd und wahnsinnig aufregend, wir kamen fast nicht aus dem Bett, nach drei Monaten war es noch schön. Ich zog zu ihm. Ein Jahr später war mir klar, dass wir unsere Beziehung nur über das Bett definiert hatten, und als das nachließ, wurde es langweilig. Wir hatten keine gemeinsamen Interessen und unternahmen nichts zusammen. Wir langweilten uns noch acht Jahre durch unsere Leben, dann bin ich gegangen. Ich habe mir dieses Haus gekauft, das war vor vier Jahren. Seitdem lebe ich allein. Ich denke, das sollte reichen fürs Erste. Und nun sag mir bitte, was Stohrmann dir über mich erzählt hat.«
    Erdmann brauchte einen Moment, bis er von ihrer Vergangenheit zu Stohrmann umgeschaltet hatte. »Das war abrupt, aber immerhin … Gut, also zu Stohrmann. Ich muss dich vorwarnen: Es wird dir nicht gefallen.«
    »Nichts, was in den letzten Jahren mit Stohrmann zu tun hatte, hat mir gefallen. Aber bitte.«
    Er erzählte, und er ließ dabei nichts aus. Matthiessen unterbrach ihn kein einziges Mal, schüttelte hin und wieder nur den Kopf, als könne sie nicht glauben, was sie da hörte. Als er fertig war, starrte sie noch eine Weile auf das Glas vor sich. »Es ist nicht wahr.«
    »Warum wusste ich, dass du das sagen würdest?«
    Sie hob den Kopf. »Hast du ihm das geglaubt, was er da über mich gesagt hat?«
    »Nun, ich muss zugeben, ich hatte es einerseits nicht für möglich gehalten, dass er mich dreist belügt. Er muss doch wissen, dass das alles nachprüfbar ist. Andererseits habe ich etwas an der Sache nicht verstanden: Wenn – ich sage
wenn
 – das stimmen würde, was Stohrmann erzählt hat, wie kann es dann sein, dass du nicht nur weiterhin Dienst tust, sondern auch laut seiner eigenen Aussage sogar als Leiterin dieser BAO vorgesehen warst?«
    »Dass ich als Leiterin der BAO vorgesehen war, wusste ich nicht, und es überrascht mich auch. Aber falls das stimmt, glaube ich sofort, dass Stohrmann alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, um es zu verhindern, und zwar nicht, weil er Heike Kleenkamp kennt. Das ist ein vorgeschobener Grund. Er hätte das auch bei jedem anderen Fall getan.«
    »Aber noch mal – er muss doch damit rechnen, dass ich nachprüfe, was er da erzählt.«
    »Was er dir über diesen Abend gesagt hat, an dem wir den Kindermörder in seinem Haus gestellt hatten, ist so gesehen nachprüfbar, Stephan. So steht es in der Akte.«
    »Hm … langsam verstehe ich gar nichts mehr.«
    »So steht es in der Akte, aber es stimmt nicht, und es steht da noch mehr.«
    »Aha. Klärst du mich bitte auf?«
    Sie trank einen Schluck Wein und stellte das Glas auf den Tisch zurück. »Es war dunkel, ich sicherte ein seitliches Fenster, vor dem ein riesiger Busch stand. Ich war dort allein. Wir waren alle vollgepumpt mit Adrenalin und hochkonzentriert, du weißt, wie das in solchen Situationen ist. Wir wussten ja, der Kerl ist gefährlich und sehr brutal. Ich hörte hinter mir ein Geräusch und ging ein paar Schritte vom Fenster weg, um nachzusehen, was da los war. Ich konnte die Hand kaum vor Augen sehen an dieser Stelle und tastete mich bis an die Hausecke heran, wo es heller wurde. Als ich sah, dass die Kollegen, die die Vorderfront sicherten, noch immer an ihrer Position standen, ging ich zurück. Der Kerl muss in der Zwischenzeit aus dem Fenster gestiegen und abgehauen sein.«
    »Was ist mit den Leuten, die die Rückseite sicherten?«
    »Tja, dort war der Einsatzleiter in Position, und der sagte aus, er

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