Das Skript
was?«
Diederich sah sich nach beiden Seiten um, als hielte er es für möglich, dass jemand sich im Raum versteckte, um ihrem Gespräch zu lauschen. »Stohrmann war tierisch sauer wegen dieser Geschichte mit der Observierung von Nina Hartmann. Hat hier rumgetobt wie ein Berserker.«
Die junge Kommissarin sah mitleidig zu Matthiessen hinüber. Ihrem Blick nach zu urteilen hatte Stohrmann nicht damit hinter dem Berg gehalten, wem er die Schuld für die eventuelle Entführung der Studentin gab.
Erdmann hielt das für ausgemachten Blödsinn. Er war überzeugt, dass Nina Hartmann gar nicht erst bis zu ihrer Wohnung gekommen war, das Observierungsteam also nichts hätte ausrichten können, auch, wenn die Männer noch vor dem Haus gestanden hätten.
»Ja, und wenn schon …« Er war das Theater leid, das der Chef der BAO abhielt, mehr noch, es machte ihn wütend. Diederich schien es zu bemerken und wechselte das Thema. »Wenn dieser Irre sich weiter so dicht an die Vorlage hält, wird heute wahrscheinlich wieder eine tote Frau gefunden werden, unter einer Brücke.«
»Ja, das hat uns Jahn auch schon erzählt.« Matthiessen ließ sich resigniert auf einen Stuhl fallen. »Wir wissen das und können nicht das Geringste tun. Selten habe ich mich so hilflos gefühlt wie im Moment.«
Diederich stand auf, ging zu einem anderen Tisch und brachte von dort ein paar Fotos mit, die er Matthiessen entgegenhielt. »Die hat eben ein Kollege für Sie abgegeben.« Es waren Fotos des Kellers in Jahns Haus. Sie sah sie durch und stellte fest, dass der Fotograf gute Arbeit geleistet hatte. Der Raum war von allen Seiten so fotografiert worden, dass auch die hinterste Ecke noch ausgeleuchtet war. Dabei fand sich ein Teil eines Fotos immer auch auf einem der nächsten, so dass man einen Bezugspunkt hatte und sich den Raum als Ganzes vorstellen konnte.
Sie reichte die Fotos an Erdmann weiter und sah Diederich an: »Können Sie dafür sorgen, dass die Fotos an alle Dienststellen weitergeleitet werden? Vor allem die Kollegen, die Streife fahren, sollen damit ausgerüstet sein.«
Diederich nickte. »Schon geschehen. Das sind die Exemplare für Sie.«
Erdmann fand, dass Matthiessen erschöpft aussah. »Lass uns hier abhauen«, schlug er vor. »Die Fahndung nach Nina Hartmann läuft auf Hochtouren, wir können im Moment nichts weiter tun.«
Erdmann hatte mit einem
Ja, aber …
gerechnet, doch zu seiner Überraschung nickte Matthiessen, schlug sich mit beiden Händen auf die Oberschenkel und stand auf. »Du hast recht«, und an Diederich gewandt: »Sie sind auch schon seit heute Morgen hier. Lassen Sie sich mal ablösen und sehen Sie zu, dass Sie nach Hause kommen. Morgen früh geht’s weiter.«
Sie nahm die Fotos vom Tisch und ging vor Erdmann zur Tür. Als sie sie öffnete, wäre sie um ein Haar mit Stohrmann zusammengestoßen, der gerade hereinkam. Und Erdmann wäre fast gegen seine Kollegin geprallt, als die abrupt stehen blieb. »Hoppla, entschuldigen Sie«, sagte Matthiessen und trat einen Schritt zurück, so dass Stohrmann durch die Tür konnte. Ein großer Mann mit dunklen Haaren und grauen Schläfen folgte ihm. Erdmann schätzte ihn auf Mitte 50 , er hatte eine sportliche Figur und war gut gekleidet, wie er mit einem Blick feststellte. Trotz der dunklen Ringe unter seinen geröteten Augen strahlte er die Art von unaufdringlicher Autorität aus, wie Erdmann sie nur von erfahrenen und ausgeglichenen Führungskräften kannte. Er ahnte schon, um wen es sich handelte, als Stohrmann sagte: »Das ist Dieter Kleenkamp, der verständlicherweise verrückt vor Sorge um seine Tochter ist. Er hat mein vollstes Verständnis, wenn man bedenkt …«
Kleenkamp legte Stohrmann eine Hand auf die Schulter. »Lassen Sie mal gut sein, Herr Stohrmann.« Er sah Matthiessen und Erdmann an, ohne sie zu mustern. »Ich nehme an, Sie sind die beiden Beamten, die seit Tagen schon unterwegs sind, um meine Tochter zu finden.« Seine Stimme klang ruhig, bewundernswert ruhig für die Lage, in der er sich befand.
»Hauptkommissarin Andrea Matthiessen, das ist mein Kollege, Oberkommissar Stephan Erdmann.« Sie nickte zu Erdmann hinüber.
Stohrmann machte einen kleinen Schritt nach vorne und drängte Matthiessen damit ein Stück weiter in den Raum. »Tja, wie ich eben schon sagte, es tut mir leid, dass wir bisher –«
»Ich bin Ihnen sehr dankbar für das, was Sie für meine Tochter und mich tun«, unterbrach Kleenkamp ihn mit immer noch ruhiger Stimme und
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