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Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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Menge auf Jahns Buch stürzen wird.«
    »Zumindest nach dem, was wir bisher wissen. Wobei, wenn ich bedenke, wie sehr diese Buchhändlerin Jahn verehrt, und außerdem verdient sie ja auch an jedem verkauften Buch … Aber ich tippe auf diesen selbstverliebten Affen, der mit
Worten mordet
. Das ist seine Chance, dass das Buch, dessen
wahrer Autor
er ist, nun ein Bestseller wird.« Erdmann zog sein Telefon hervor. »Gib mir doch bitte mal Lorths Nummer. Das klären wir jetzt gleich, bevor wir auf Stohrmann treffen.«
    Sie zögerte einen Moment, nahm dann aber ihr Handy und sagte ihm Sekunden später die Telefonnummer des Lektors. Erdmann ließ es zehnmal klingeln. »Niemand da. Vielleicht ist er schon im Verlag.«
    Matthiessen ging zu dem Kaffeevollautomaten, der in einer Ecke auf der Arbeitsplatte stand, und nahm eine Tasse aus dem Hängeschrank darüber. Als der Kaffee schaumig in die Tasse lief, sagte sie: »Was ist mit Jahn?«
    »Wir sollten ihn auch anrufen.« Er deutete mit dem Kopf zum Notebook. »Du kannst davon ausgehen, Stohrmann möchte gleich wissen, ob wir schon was unternommen haben wegen dieser Geschichte.«
    Matthiessen stellte die Tasse vor Erdmann ab und setzte sich ihm gegenüber. »Gut, dann übernehme ich das mal.«
    Jahn beteuerte, kein Sterbenswort an irgendwen weitergegeben zu haben, und am allerwenigsten an eine Zeitung. Er sei der Letzte der wolle, dass die erneute Verbindung eines scheußlichen Verbrechens zu einem seiner Romane öffentlich bekannt wurde. Nein, kein Wort sei über seine Lippen gekommen.
    »Also gut«, sagte Erdmann grimmig. »Wir werden herausbekommen, wer die Infos weitergegeben hat. Und wenn es einer von den beiden war, kann der sich auf was gefasst machen. Und jetzt brauche ich bitte noch die Nummer von Schäfer. Ich möchte wissen, ob er zusammen mit dem Herrn Möchtegern-Anwalt was rausgefunden hat.«
    Matthiessen suchte die Nummer aus dem Verzeichnis in ihrem Handy und diktierte sie ihm. Lange Zeit passierte nichts, und Erdmann wollte schon auflegen, als sich eine verschlafen klingende Stimme meldete. »Ja, Schäfer.«
    »Guten Morgen, Erdmann hier. Ich wollte mal nachhören, ob Sie bei Ihrer Café- und Kneipentour was herausgefunden haben.«
    »Ach, Sie … ähm … Moment, ich bin noch total fertig. Wir … Ich war fast die ganze Nacht mit Christian unterwegs. Er hat dann auch hier gepennt. Aber … hm … er scheint weg zu sein. Egal. Jedenfalls … ähm … nein. Nein, kein Mensch hat Nina gesehen. Es ist echt zum Kotzen.«
    »Okay, danke. Wir melden uns später noch mal.« Er legte auf und erzählte Matthiessen, dass die beiden auch nichts Neues wussten. Sein Blick fiel wieder auf das Display des Notebooks. »Was ist eigentlich mit der HAT ?«
    »Keine Ahnung, ich habe sie nicht abonniert. Aber die haben doch auch einen Online-Auftritt. Schau doch mal nach.«
    Erdmann griff nach dem Notebook, doch er kam nicht mehr dazu, die Internetseite der HAT aufzurufen. Stohrmann rief auf Matthiessens Handy an. Man hatte wieder eine Leiche gefunden.

IX
    Zuvor
    Eine Stimme drang zu ihrem Bewusstsein vor, sie kam von irgendwo ganz in ihrer Nähe. Die Stimme eines Kindes? Es war eine Art Singsang, eine immer gleiche Abfolge weniger hoher Töne, auf grausige Art schräg. Aber da waren auch Worte. Sie konnte sie nicht verstehen, und doch – sie kamen ihr vertraut vor. Und auch die Stimme kannte sie, sie kannte das Gefühl der Vibration in ihrem Brustkorb … Es war
ihre
Stimme, die da sang, monoton, viel zu hoch für eine erwachsene Frau.
    Mit der Erkenntnis verstand sie auch die Worte. Nicht, weil sie sie bewusst dachte, während sie sang, nein, sie hörte ihrer eigenen Kinderstimme zu, als gehöre sie nicht zu ihr, und sie verstand diese gesungenen Worte. Es war ein Lied aus ihrer frühesten Kindheit. Aber woher kannte sie es? Wer hatte es mit ihr gesungen? Ihre Mutter? Nein, Mama hätte nie solche Lieder mit ihr gesungen.
    Der Jäger kommt gegangen
    und will die Häschen fangen
    ihr Häschen, nehmt euch nur in Acht
    ihr werdet alle umgebracht
    Es gab noch mehr Strophen, glaubte sie, aber ihre Stimme wiederholte immer wieder diese vier Zeilen. Es hörte sich fürchterlich an, sie konnte es nicht mehr ertragen, wollte damit aufhören – sie schaffte es nicht. Sie konnte sich nicht einmal die Ohren zuhalten. Aber was hätte das auch genutzt? Erst als die Tür geöffnet wurde, verstummte ihre Stimme. Das metallische Knarzen der Scharniere durchschnitt schmerzhaft die

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