Das spanische Medaillon
Und bedaure mich nicht so, sonst sterbe ich!«
Er küsste sie zum letzten Mal mit der größten Zärtlichkeit: Ich weiß es von ihm, nur daher kann ich es berichten. Sie ward totenblass. Angstschweiß stand auf ihrer Stirn. Ein paar Worte noch wechselten sie. Ihre Finger wurden eiskalt, zuletzt stöhnte sie, kaum noch fähig, Luft zu schöpfen:
»Herr Jesus, mach es kurz.«
Sie, die Unsterbliche, starb in den Armen ihres Mannes, am Morgen des 19. Juli 1810, um neun Uhr, an einer Lungenembolie.
HISTORISCHE STICHWORTE
nebst einigen Erinnerungen Gerardines
Achard’scher Telegraph
Die Königlich privilegierte Berlinische Zeitung. Von Staatsund gelehrten Sachen berichtete am 3. März 1795 über eine Erfindung des späteren preußischen Zuckerkönigs Achard (man informiere sich näher über ihn im Berliner Zuckermuseum, Amrumer Straße 32; Mo–Do 9–16:30 Uhr, So 11–18:00 Uhr):
»Der Direktor Achard hat ein transportables Feld-Telegraph, welches in kurzer Zeit aufgerichtet, abgenommen, auf einen Wagen geladen und von zwei Pferden gezogen werden kann, so von dem Französischen, wie auch von denen, die bereits durch Andere angegeben worden, ganz und gar abweicht, zu dessen Gebrauch er telegraphische Tabellen und ein in deutscher und französischer Sprache aus 2375 Wörtern besteht, ausgearbeitet; vermittelst dieser Tabellen und des Lexikons werden durch nicht mehr als 5 verschiedene telegraphische Zeichen, auf eine sehr leichte Art, die zu keiner Irrung Anlaß geben kann, außer dem ganzen Alphabet und sämtlichen orthographischen Bezeichnungen, noch 2 375 Wörter, oder, wenn man will, ganze Redensarten und Ideen ausgedrückt, wobei die Operation selbst auf das allerschnellste von Statten geht. Ein solcher Telegraph ist in Bellevue, und einer auf dem Julius-Turm der Festung Spandau errichtet worden. Den 1sten wurden die zur Bestimmung der Zweckmäßigkeit dieses Telegraphen nötigen Proben in allerhöchstem Beisein Sr. Majestät des Königs, Sr. Königl. Hoheit des Prinzen August Ferdinand und einer aus Mitgliedern der physikalischen und mathematischen Klasse der Königl. Akademie der Wissenschaften bestehenden Kommission angestellt. Sobald Se. Königl. Majestät in Bellevue eintrafen, wurde von da nach Spandau ein telegraphisches Signal gegeben, und die telegraphische Operation, welche der Direktor Achard in Spandau dirigierte, nahm augenblicklich ihren Anfang. Nachdem die Beobachtungen gemacht waren, die zur Entscheidung der Deutlichkeit dienten, mit welcher man von Bellevue nach Spandau ein jedes telegraphisches Zeichen in seinen verschiedenen Lagen sehen konnte, gab ein telegraphisches Signal an, daß diese Operation geendet, ein anderes, daß eine zweite anfangen sollte, in Bellevue, wurde durch ein Signal erwidert, daß man daselbst zur Beobachtung bereit; und nun wurde von Spandau nach Bellevue durch Zusammensetzung von Wörtern aus einzelnen Buchstaben Es lebe der König geschrieben. Das Ende dieser Operation, der Anfang einer anderen und das Bereitsein in Bellevue diese zu beobachten, wurde mit größter Schnelligkeit von einem Telegraphen zum anderen gebracht, und jetzt wurde durch Wortzeichen, worunter solche zu verstehen, vermittelst welcher ganze Wörter mit einemmale ausgedrückt werden, deren Anzahl sich vermittelst der 5 telegraphischen Zeichen bis auf 23 750 erstreckt, geschrieben: und das königliche Haus .«
Die Vorführung führte aber nicht zu einer militärischen Nutzung. Erst in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts begannen die Jahre der optischen Telegrafie in Preußen; es war ein ca. zwanzigjähriges Interim, bis der preußische optische Telegraf 1852 seine Arbeit einstellte. Die elektrische Telegrafenlinien Berlin–Frankfurt und Berlin–Köln hatten bereits 1849 den Betrieb aufgenommen. Näheres zu diesem Thema findet man im Internet u. a. unter www.optischertelegraph4.de – eine Gruppe historisch interessierter Technikfans hält die optische Telegrafenlinie durch kleine Museen, Hinweistafeln und Wanderwege in Erinnerung.
Achtzehnhundertundsechs
Gerardine erinnert sich: »Das Jahr 1806 begann für die preußische Königsfamilie mit einer Tragödie: Am 31. März starb des hohen Paares jüngstes Kind, der süße Ferdinand. Nicht einmal anderthalb Jahre alt war er und es kam allen fühlenden Seelen wie ein schlechtes Omen vor, dass er die Welt so schnell wieder floh. Nur der Kunst des guten Doktors Hufeland war es zu verdanken, dass die verzweifelte Königin weiterlebte. Der
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