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Das spanische Medaillon

Das spanische Medaillon

Titel: Das spanische Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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sehr alt, da begann es aufgrund innerer Differenzen schon wieder zu zu zerbröckeln. Gerade das preußische Ansbach hatte Napoleon annektiert und zum Aufmarschgebiet seiner Truppen gemacht. Ein nicht heimlich genug geschlossener Rückversicherungsvertrag Friedrich Wilhelms mit Zar Alexander, so hieß es, sei der Auslöser für die Entzweiung der Frischverbündeten gewesen. Napoleon setzte seine in Süddeutschland liegende Grande Armée – mit über 200000 Mann wahrhaft nicht klein – nach Sachsen und Thüringen in Marsch. Der dringenden französischen Aufforderung an den Zaren, den Friedensvertrag mit Frankreich ebenfalls zu ratifizieren, entsprach Alexander nicht, da er die russische Aristokratie in dem Abkommen diskreditiert sah. Unser König verlangte nun den Abzug der Franzosen aus allen deutschen Staaten bis hinter den Rhein. Er hoffte auf Napoleons Einsicht – mit anderen Worten: auf ein Wunder. Als der preußische Botschafter Knobelsdorff von seiner Unterredung mit dem Pariser Leibhaftigen zurückkam, verflog die Erwartung eines neuen brandenburgischen Mirakels. Einen Abzug Napoleons würde es nicht geben. Somit war der dauerhafte Friede, dessen die stets nervöse Königsseele Friedrich Wilhelms III. so sehr bedurfte, in unerreichbare Ferne gerückt. Es blieb Luisens Mann gar keine andere Wahl, wollte er jemals wieder entspannt seinen Zerstreuungen nachgehen und nicht sein ganzes Leben mit Eildepeschen und Marschbefehlen zubringen: Er musste Napoleon den bewaffneten Kampf androhen! Wäre er nur ein wenig mehr bei sich gewesen als bei den Hasen von Warwickshire! Zigtausend Leben hätten vielleicht gerettet werden können. Sieben Tage hatte Friedrich Wilhelm dem Allmächtigen gegeben. Er war längst im Hauptquartier in Weimar. Napoleons letzter Brief, der ihn erreichte, kam am 12. Oktober 1806 aus Gera. Der Kaiser beschwor den vertraglich noch immer Verbündeten inständig, das Schlachten abzublasen, bevor es begonnen. Doch die Frist verstrich. Ein Krieg unter Freunden? Das war aberwitzig, aber inzwischen ganz unvermeidlich.«
    Bertrand’sches Haus
Das Maison der Madame Bernard in der Friedrichstraße 63 war bis 1809 Berlins Bordell Nummer eins. 1806 war Napoleon berühmtester Gast. Er requirierte das Lokal für sich und seine Offiziere eine ganze Nacht lang. Zwei »Mohren«, will man wissen, seien mit von der Partie gewesen. Man zählte hundert Bouteillen Champagner und 1000 Taler Liebeslohn. Der keusche Friedrich Wilhelm III. ließ schon im Mai 1809 alle Bordelle im Zentrum schließen oder in Tanzsäle umwandeln.
    Die Charrière in Neuenburg
Isabelle de Charrière (1740–1805) war eine aufklärerische Schriftstellerin; sie lebte zuletzt in der preußischen Exklave Neuenburg, in Colombier. Ihr Haus, in dem sie einen weithin wirksamen literarischen Zirkel beherbergte, hieß Le Pontet . Sie starb in der Nacht vom 26. zum 27. Dezember 1805 eines natürlichen Todes. Der Asteroid mit der Nummer 9 604 wurde 1991 nach ihrem niederländischen Autorennamen benannt: Belle van Zuylen . Gemeinsam mit Pierre-Alexandre du Peyrou, der Teile des Nachlasses von Jean-Jacques Rousseau verwaltete, gab sie 1789 die Rousseau’schen Bekenntnisse heraus. 1784 waren ihre Romane Lettres Neuchâteloises und Mistress Henley erschienen. Unter den literarischen Talenten, die sie förderte, sticht besonders die in Colombier geborene Tochter des dortigen Pfarrers Jonas de Gélieu hervor: Isabelle de Gélieu. Alles Schlechte, was in diesem Roman über die Charrière steht, hat sich der Autor ausgedacht. Schande über ihn!
    Hinrichtungen bis 1981
Die letzte öffentliche Hinrichtung in Berlin fand am 21. Juni 1839 statt. Es war die des Raubmörders Gottlob Gurlt. Weil er seine Tat gestanden hatte, begnadigte ihn Friedrich Wilhelm III. »zur Todesstrafe durch das Beil«. Vor der Exekution durfte Gurlt in seiner Zelle noch eine Tabakpfeife schmauchen, dann wurde er um fünf Uhr in der Früh im Transportwagen durch die Friedrichstraße zur Richtstätte vor dem Hamburger Tor gebracht. »Eine ungemein große Volksmasse hatte sich am Hochgericht versammelt«, wie die Magdeburgische Zeitung berichtete. Der Andrang war so groß, dass ein Gerüst zusammenbrach, es gab Verletzte und Tumulte. Nachdem Scharfrichter Johann Friedrich Wiggert seines Amtes gewaltet, »den Todesstreich mit dem Beile« vollzogen und Gurlt »mit einem Hieb« enthauptet hatte, klatschten die Zuschauer und riefen »Bravo!«. Seither fanden die Berliner Hinrichtungen im 19.

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