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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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drauf!?« Chris grinste sie jungenhaft an. »Toll! Dann ist das ein Date?« Er wartete ihre Antwort gar nicht ab. »Ich hole dich um acht ab!«
    »Ein Date? Hast du nicht gerade was von Starbucks gesagt?«
    »Ich reserviere für uns beide!« Er grinste von einem Ohr zum anderen und sie konnte nicht anders als zurückzulächeln.
    »Na klar«, sagte sie. »Aber bitte den besten Logenplatz.«
    *
    Sie hatte ein Date. Mit Chris. Und sie hatte keine Lust, sich darüber Gedanken zu machen, ob das nun gut war oder nicht.
    Nein, verbesserte sie sich. Sie brauchte sich keine Gedanken zu machen. Es war gut. Sie freute sich und das Gefühl würde sie verdammt noch mal genießen.
    Bester Laune ging sie hinüber in die Küche, um Tee zu kochen und sich ein Sandwich zu machen.
    Bis acht Uhr waren es noch mehr als zwei Stunden. Wenn sie sich richtig ins Zeug legte, könnte sie den Essay vielleicht zu Ende schreiben.
    Na ja, dachte sie, als sie den Wasserkocher füllte, gegen das hier war Starbucks tatsächlich ein Fünfsternecafé. Die Küche war ebenso schlicht eingerichtet wie das ganze Apartment, mit denselben kackbraunen Wänden und dem vielen Holz, die Einrichtung zweckmäßig. Es gab einen Herd mit zwei Kochplatten und einen kleinen Kühlschrank, in dem die Studentinnen ihre Lebensmittel jeweils im eigenen Fach aufbewahrten. Gemeinsam kauften sie nur Milch, Brot und Mineralwasser.
    Julia stellte den Wasserkocher an, setzte sich an den Tisch und blätterte in ihrem Macbeth, ohne wirklich zu lesen.
    Sie hatte ein Date.
    Wieder musste sie lachen, als sie an das Starbucks dachte. War das nicht so etwas wie ein neuer Anfang nach dem ganzen Chaos der letzten Wochen?
    Der Wasserkocher sprudelte laut, und als er sich abschaltete und sie aufstand, um sich einen Tee aufzugießen, hörte sie im Flur ein Geräusch. Eine Tür war mit lautem Knall zugeschlagen.
    Sie hatte gar nicht gemerkt, dass Wind aufgekommen war. Vorhin hatte noch die Sonne geschienen.
    Sie setzte sich mit ihrem Tee an den Tisch und klappte wieder ihr Buch auf.
    Tock … Tock … Tock.
    Verdammt. Irgendwo schlug ein Fenster auf und zu. So konnte sie sich nicht konzentrieren. Genervt ging sie in den Flur und von da in ihr Zimmer. Hatte sie ihre Balkontür aufgelassen? Nein.
    Sie warf einen flüchtigen Blick auf den See. Draußen war alles unverändert. Die Sonne war in ihrem Rücken, nur einige wenige dunkle Wolken schwebten in Höhe des Bootshauses über das Wasser, als befänden sie sich auf einer langen Reise. Von Wind keine Spur.
    Tock … Tock … Tock.
    Die Fichten schwankten leicht. Es sah aus, als ob sie eine Art Reigen tanzten.
    Reigen, dachte Julia im nächsten Moment, vielleicht spricht so Shakespeare, aber nicht du. Überhaupt war es eine Zumutung, mit achtzehn Jahren Shakespeare lesen zu müssen, wenn es sich nicht um Romeo und Julia handelte.
    Tock … Tock … Tock.
    Gott, dieses Geräusch machte sie wahnsinnig! Kurz entschlossen klopfte sie bei Rose, deren Zimmer allerdings leer war. Das Fenster war fest verschlossen. Alles in Ordnung. Ein angenehmer Duft nach Vanille folgte ihr, als sie den Raum wieder verließ.
    Debbie hatte noch einen Kurs, das wusste Julia, aber sie klopfte trotzdem auch hier, um auf Nummer sicher zu gehen. Als sich nichts rührte, bewegte sie den Türdrücker nach unten.
    Abgeschlossen.
    Typisch Debbie, dachte Julia. Selbst neugierig, aber misstrauisch anderen gegenüber.
    Blieb noch Katies Zimmer. Julia zögerte. Katie war nicht misstrauisch, aber extrem unnahbar. Oder doch nicht?, fragte sich Julia. Morgens beim Joggen sagte sie zwar selten einen Ton, kam aber trotzdem immer wieder mit. Aber da war noch diese Sache mit der Lichtung, die sie nie ganz durchschaut hatte.
    Tock … Tock … Tock.
    Kurz entschlossen drückte Julia die Klinke nach unten.
    Sie hatte Katies Zimmer noch nie betreten und es widersprach allem, was Julia zu ihrer Mitbewohnerin im Kopf hatte. Ordentlich, kahl und unpersönlich, so hatte sie es sich vorgestellt, und nun stellte sie verblüfft fest, dass Katie sich als Einzige von ihnen ein Zuhause geschaffen hatte.
    Überall an den Wänden hingen Fotos.
    Beängstigend viele. Und sie zeigten alle ähnliche Motive. Türme, Brückenpfeiler, Strommasten an der freien Wand neben dem Schrank. Aufnahmen von den Bergen über dem Schreibtisch. Fotos von sich selbst und einem Jungen über dem Bett.
    Seltsam, Julia hatte Katie nie fotografieren sehen.
    Tock … Tock … Tock.
    Das Fenster stand offen und der rechte

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