Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1
beschlossen, John nicht mehr zu helfen.
»Ich kann ihm nicht helfen. Ich hab es versucht. Und Arda will eindeutig nicht, dass ich helfe. Es läuft nicht gerade toll für mich – was dir sicher nicht entgangen ist.«
Sie trat ein paar Schritte zur Seite. Sieh dir nur all diese halb fertig gebauten Modelle an. Die Spiele, die du angefangen und nicht zu Ende gebracht hast. Die Bücher und Comics, die du weggelegt hast, ohne sie zu Ende zu lesen. Sie wandte sich zu ihm um und blickte ihn an. Du hast dir angewöhnt aufzugeben, Nathan. Du hast dir angewöhnt, dich selbst zu stoppen oder Sachen nur halbherzig zu machen. Und du hast dir angewöhnt, dich nur halbherzig um dich selbst und andere zu kümmern.
»Oh Mann, hoffentlich bist du heute Abend nicht nur gekommen, um mir eine Standpauke zu halten.«
Nein. Ich wollte sicher sein, dass es dir gut geht. Aber ich wollte dich auch bitten, nicht aufzuhören, John zu helfen.
»Ich weiß doch gar nicht, was ich tun soll.«
Dann lerne es, Nathan. Seine Mutter klang jetzt zwar wütend, aber auch irgendwie traurig. Du bist klug und hast ein gutes Herz. Du musst nur lernen, beides einzusetzen. Du hast eine unglaubliche Gabe erhalten und musst herausfinden, wie du sie am besten nutzen kannst. Stattdessen gebrauchst du sie nur halbherzig und gibst viel zu schnell auf.
Der Zorn und die Trauer in der Stimme seiner Mutter erstaunten Nathan zwar, doch auch er war wütend und ein bisschen traurig. Er schwieg.
Du musst dich mehr anstrengen, Nathan. Seine Mutter sah ihn mit blitzenden Augen an.
»Das hab ich doch versucht.«
Ich weiß, aber du musst es auch weiterhin versuchen.
»Sagt wer?«
Das sage ich. Sie zeigte auf das Spielbrett. Du spielst schlampig. Du konzentrierst dich nicht und gibst nicht dein Bestes.
Nathan musterte das Brett. Mittlerweile hatte Kukulkan drei seiner fünf Spielfiguren ins Zentrum gebracht. Nathan hatte nur zwei Figurenim Zentrum, während zwei seiner anderen Figuren es noch nicht mal auf das Spielbrett geschafft hatten. Das Spiel war schon fast vorbei, und er wusste immer noch nicht, was er da eigentlich tat.
»Ich verstehe das Spiel nicht.« Nathan schüttelte den Kopf. »Meine Figuren rühren sich nicht vom Fleck.«
Es sind deine Handlungen, die die Figuren bewegen, Nathan. Bei dem Spiel geht es um Entscheidungen. Du hast ein paar gute, aber auch ein paar schlechte Entscheidungen getroffen.
»Woher weißt du das?«
Weil du im Rückstand bist.
Nathan bemühte sich, nicht zu angestrengt nachzudenken, denn davon wurden die Kopfschmerzen noch schlimmer. »Es macht mich ganz verrückt. Ich muss unbedingt herausfinden, was ich tun soll.«
Seine Mutter kam wieder auf ihn zu und beugte sich über ihn. Jetzt brauchst du erst mal Schlaf. Ich kann dir die Schmerzen nehmen, damit du dich ausruhen kannst. Aber morgen musst du scharf nachdenken. Du bist der Lösung von Johns Problem doch schon so nah.
Widerwillig legte sich Nathan wieder ins Bett. Er schloss die Augen und es war ihm, als könnte er spüren, wie seine Mutter ihm über die Stirn strich, während sie leise summte. Dann schlief er ein.
»E y, Kumpel, hast du schon die Nachrichten gehört?«
Nathan nahm seine Bücher aus dem Schließfach, schlug es zu und schloss es ab. Mitch Colfax, einer seiner Online-Mitspieler, stand hinter ihm. Mitch war cool und sah gut aus, und keiner merkte ihm an, dass er ein Streber war. Die Mädchen waren scharf auf ihn, aber er hielt sie auf Abstand, was ihn in ihren Augen noch unwiderstehlicher machte.
»Was für Nachrichten?« Als Nathan sich umsah, stellte er fest, dass viele der Schüler in Gruppen herumstanden.
»Über Arda Montoyas Vater, Mann.«
Nathan wurde schlecht. Er schüttelte den Kopf. Er war heute früh aufgestanden, ohne Geister zu sehen, und hatte sich in Rekordzeit für die Schule fertig gemacht. Dann war er gleich nach Alyssa zur Schule gefahren und noch vor dem zweiten Klingeln angekommen.
»Nein.«
»Jemand hat einer Fernsehreporterin ein Foto von zwei Typen gemailt, die vielleicht Ardas Vater umgebracht haben. Die Reporterin hat gestern Abend den Fall in den Nachrichten noch mal aufgerollt und die Zuschauer daran erinnert, dass der Mord nie aufgeklärt wurde und dass man sich melden soll, wenn man was darüber weiß.«
Sofort dachte Nathan an Tommy, Irby und Aristotle, aber er ging nicht davon aus, dass sich einer von ihnen melden würde. Aristotle hatte von dem Mord nichts mitbekommen, und Tommy und Irby hatten ihre eigenen
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