Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1
Untersuchung wird zeigen, dass er nicht gestohlen hat. Sein guter Ruf ist praktisch schon jetzt wiederhergestellt.«
Kukulkan nickte mit ungewohntem Ernst. »Du hast zwar das Ziel erreicht, Nathan, und dafür hast du auch ein Lob verdient. Aber du hast nicht den klügsten Weg gewählt.«
»Was?« Nathan lächelte verunsichert. »Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder? Das muss ein Witz sein.«
»Nein. Das Spiel fordert mehr, als nur ein Ziel zu erreichen. Du hättest aus dir herausgehen und andere um Mithilfe bitten müssen.«
»Sie meinen, ich hätte den Leuten sagen sollen, dass ich mit John Montoyas Geist gesprochen habe und mir der versichert hat, er sei ein guter Kerl? Das ist doch Wahnsinn. Sie hätten michfür verrückt gehalten und wahrscheinlich eingesperrt.«
»Es gibt auch andere Möglichkeiten, Menschen zur Mithilfe zu bewegen, Nathan. Aber du verkriechst dich in deinem Schneckenhaus und verlässt dich lieber auf deine eigenen Mittel – diese Strategie ist allerdings nicht gut genug, wenn du das Spiel gewinnen willst.« Kukulkan durchbohrte ihn mit seinem Blick. »Zu viel hängt davon ab, ob du dich entwickeln kannst.«
Nathan war wütend. »Wissen Sie was? Keiner hat mir je die Spielregeln erklärt. Niemand hat mich wissen lassen, dass das Spiel nicht nur darauf basiert, ob ich etwas tue, sondern auch auf welche Weise. Vielleicht möchte ich Ihr Spiel ja längst schon nicht mehr spielen.«
Kukulkans Stimme war ein Paradebeispiel dafür, wie man seine Wut im Zaum hält. »Leider hast du keine Wahl.«
Nathan wollte widersprechen, zog es aber vor, den Mund zu halten. Zum ersten Mal schüchterte Kukulkan ihn ein.
»Wenn du verlierst, verlangt das Spiel dir etwas ab. Man spielt niemals ohne Risiko. Und das habe ich dir von Anfang an gesagt.«
»Ja, da waren Sie allerdings noch freundlich.«
»Schweig jetzt!«
Nathan wollte unbedingt noch etwas sagen, entschied sich dann jedoch dagegen.
»Du bist mit großen Gaben ausgestattet worden, Nathan, aber du musst lernen, die Verantwortung zu tragen, die mit ihnen einhergeht.«
Nathan verschränkte die Arme und versuchte, trotzig Kukulkans Blick standzuhalten, obwohl es ihm nicht leichtfiel.
»Für diese Runde wirst du bitter bezahlen müssen.« Kukulkan machte eine Handbewegung und plötzlich stand Felicima Richards neben ihm. Tränen liefen über ihre Wangen.
Entsetzt machte Nathan einen Schritt auf sie zu. »Mom?«
»Nathan, es ist nicht deine Schuld. Ich hatte einfach nicht genügend Zeit, dir alles zu erklären, was ich selbst gelernt habe.« Sie versuchte zu lächeln und es gelang ihr auch beinahe.
»Was geht hier vor?«
Plötzlich sauste ein schwarzer, von einem Streifen tiefen Rots umrissener Fleck vom Himmel, der im Flug zu lodern schien. Einen Augenblick, bevor er Nathans Mom erreichte, erkannte er in ihm einen Seelengeier, der sie im Nu in eine Feder verwandelte, mit dem Schnabel aufpickte und mit ihr in den feuerfarbenen Himmel flog.
Nathan sprang in die Luft und flog dem riesigen Vogel nach.
»Mom!«
Der Seelengeier verstaute die Feder in seinem Gefieder, wo Nathan nur sekundenlang ihr schreiendes Gesicht zu sehen bekam, gefangen zwischen Hunderten anderen. Er versuchte, den Seelengeier einzuholen, doch der verschwand in Windeseile.
Weinend flog Nathan zu Kukulkan zurück. »Holen Sie sie zurück! Es ist doch nicht ihr Fehler! Wenn Sie schon wen bestrafen müssen, dann doch mich! Ich hab es doch vermasselt!«
»Aber dich bestrafe ich ja.« Kukulkans Blick durchbohrte Nathan.
»Ich entschuldige mich auch«, sagte Nathan. »Bitte. Ich muss sieeinfach wiedersehen. Ich weiß doch noch so wenig. Nehmen Sie sie mir nicht weg. Zumindest jetzt noch nicht.«
»Zu spät. Denke du über das Spiel nach. Wir werden es bald wieder spielen und du musst darauf vorbereitet sein.« Kukulkan machte eine Geste…
… und Nathan saß wieder auf dem Bett in seinem Zimmer. Er wischte sich die Tränen vom Gesicht und versuchte, sich an den Klang der Frequenz zu erinnern, in die ihn Kukulkan gerufen hatte. Aber es gelang ihm nicht, er hatte wohl nicht genug aufgepasst.
Jetzt war seine Mom verloren.
Nathan kauerte sich vor das Spielbrett und ordnete die Spielfiguren neu: Die farbigen Figuren stellte er zurück in ihren Wartebereich, die Sonne auf das erste Feld ihres Pfades. Er schloss die Augen und dachte kurz darüber nach, wie sein erster Zug aussehen könnte. Als er sie wieder aufschlug, war eine weiße Spielfigur vorangerückt.
Er schauderte bei dem
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