Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1

Quatsch von wegen ›Ich rede mit den Toten‹ zieht bei mir nicht.«
    Nathan rief sich alles ins Gedächtnis, was er herausgefunden hatte. »Wenn er nicht umgebracht wurde, weil er an dem Einbrecherring beteiligt war oder ihn auffliegen lassen wollte, dann muss es einen anderen Grund geben. Vielleicht war es etwas, was mit dem Tunnel selber zu tun hatte.«
    »Hast du irgendetwas, worauf sich diese Vermutung stützt?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Nur, dass der Tunnel anscheinend alles miteinander verbindet, was damals passiert ist. Und außerdem muss man eine These schließlich an irgendeinem Punkt ansetzen.«
    »Hast du rausgefunden, warum Officer Montoya in jener Nacht im Tunnel war?«
    »Nein.«
    »Es wäre hilfreich, das zu wissen.«
    »Das ist mir auch klar. Aber er hat mir gesagt, dass er selber keine Ahnung hat.«
    Alyssa sah ihn mit einem Ausdruck von Besorgnis an. »Wer hat dir das gesagt? Officer Montoya?«
    Nathan gab keine Antwort.
    »Du redest echt seltsames Zeug, Nathan. Bist du sicher, dass du nicht lieber zum Arzt gehen solltest?«
    »Ja, ich bin sicher. Aber ich glaube, ich muss mir den Tunnel noch mal ansehen.«
    »Noch mal? Heißt das, du warst schon mal da drin?« Alyssa sah ihn mit großen Augen an.
    »Ja.«
    »Wie bist du da reingekommen? Er ist mit Seilen abgesperrt und wird von der Bauleitung und dem archäologischen Team der Uni überwacht.«
    »Ich habe meine eigenen Methoden«, sagte Nathan mit der Stimme eines Hollywood-Vampirs und zuckte mit den Augenbrauen. Sogar das tat weh. »Hattest du nicht gesagt, dass du mir ein Mittagessen spendieren wolltest?«
    »Ich spendiere dir ein Mittagessen. Ich komme mit in den Tunnel. Und ich werde dafür sorgen, dass sie uns zur Ausgrabungsstelle lassen.«
    Nathan fragte sich, wie sie das erreichen wollte. Alyssa machte nie Versprechen, die sie nicht halten konnte.
    »Ich komme auch so rein.«
    Alyssa zog eine Augenbraue hoch. »Ach, wirklich?«
    Tatsächlich fragte sich Nathan, ob sein Dad die Erlaubnis erhalten hatte, die ihm Zutritt zur Ausgrabungsstelle verschaffen würde. »Warum willst du mitkommen?«
    »Weil sich die Umstände des Falls aus irgendeinem Grund im Augenblick offensichtlich um dich drehen. Ich will wissen, warum und inwiefern. Wenn ich das rauskriege, könnte das dicke Bonuspunkte für mein Projekt bedeuten.«
    In der Hoffnung, dass er seine Entscheidung später nicht bereuen müsste, nickte Nathan. »Also gut.«

    A uf der Straße vor Manny’s hatte sich wieder mal eine Menschenansammlung gebildet. Nathan staunte darüber, dass jeder Alyssa freiwillig durchließ. Vielleicht strömte sie als Nebenprodukt ihres Atems Charme aus. Nathan empfand es als extrem nervig.
    Als Alyssa sich bis nach vorne durch die Menge geschlagen hatte, ging sie auf einen der Bauarbeiter zu, die die Sicherheitszone bewachten, und reichte ihm eine Visitenkarte. »Könnte ich bitte mit Professor Richards sprechen?«
    »Aber klar, junge Dame.« Der Arbeiter nahm die Karte und sah Nathan an. »Du bist der Sohn des Professors, stimmt’s?«
    Nathan nickte. »Ja.«
    »Ich dachte nicht, dass du noch mal wiederkommst.« Ohne ein weiteres Wort wandte sich der Bauarbeiter um und ging zur Ausgrabungsstelle.
    »Warte mal«, sagte Nathan verärgert. »Das ist ein billiger Trick. Du kannst doch nicht einfach meinen Dad um Erlaubnis bitten!«
    Voller Unschuld zog Alyssa eine Augenbraue hoch. »Warum denn nicht? So erreichen die meisten von uns, was sie wollen.«
    »Du hast vorher gewusst, dass er uns reinlassen würde.«
    »Natürlich hab ich das gewusst. Ich gehe keine Risiken ein. Und das ›uns‹ trifft nur dann zu, wenn er dich nicht draußen warten lässt.«
    Ein paar Minuten später tauchte Professor Peter Richards mit Schutzhelm und im Overall auf. Er wirkte erfreut, Alyssa zu sehen.
    »Alyssa, du bist meiner Einladung gefolgt.«
    »Ja.«
    Einladung?
    Jetzt wanderte der Blick seines Vaters von ihr zu Nathan, und aus seinem Lächeln wurde Erstaunen. »Und Nathan? Du bist auch wiedergekommen? Was für eine Überraschung!«
    Alyssa riss die Unterhaltung an sich. »Ich dachte, ich könnte Nathan dazu bringen, Fotos für den Artikel zu machen, den ich über die Artefakte schreibe.«
    »In Ordnung. Dann kommt mal mit.« Professor Richards gab jedem einen Schutzhelm und signalisierte ihnen, ihm zur Grube zu folgen.
    Nathan holte Alyssa ein und ging neben ihr her. »Du bist echt widerwärtig.«
    »Siehst du den Ausdruck hier?« Sie zeigte auf ihr Gesicht. »Ja, genau