Das Spiel beginnt
legte sich auf den Rücken. Mit einem Mann jedenfalls.
»Natürlich ist gegen eine kleine Romanze ab und zu nichts einzuwenden«, fügte er jovial hinzu. »Vorausgesetzt, der Mann hat gutes Blut und etwas Stärke. Ein echter Spieler muss einen scharfen Verstand besitzen.«
»Würdest du dich besser fühlen, wenn ich dir erzählte, dass ich mit einem durchbrennen will?«
»Mit welchem?«, fragte er.
»Mit keinem«, erwiderte sie. »Und jetzt will ich weiterschlafen. Sieh zu, dass du die Zigarrenasche beseitigst, bevor Mom nach Hause kommt. Ich sehe dich und Mom am Sonntag. Und übrigens, ich liebe dich, du alter Pirat.«
»Frühstücke ordentlich«, befahl er, bevor er auflegte.
Nachdenklich lehnte Daniel sich im Sessel zurück. Rena war immer eine harte Nuss gewesen. Und wenn Justin Blade es nicht geschafft hatte, einen oder zwei tropische Abende in ihrer Gesellschaft zu verbringen, war er nicht der Mann, für den Daniel ihn gehalten hatte. Er drückte die Zigarre aus und nahm sich vor, sämtliche Beweise beiseitezuschaffen, bevor Anna nach Hause kam.
Er konnte sich einfach nicht geirrt haben, was Justin Blade betraf! Daniel MacGregor träumte von einem schwarzhaarigen, violettäugigen Enkelkind. Erst ein Junge, beschloss er. Auch wenn er nicht den Namen der MacGregors tragen würde, es war ihr Blut, das durch seine Adern strömen würde. Sie würden ihn nach seinem Großvater benennen.
Daniel war bester Laune und griff erneut nach dem Hörer. Wenn er schon mal dabei war, konnte er auch seinen anderen Kindern ein wenig auf die Nerven gehen.
5. K APITEL
Sooft sie sich auch sagte, es sei nicht ihre Angelegenheit, fragte Serena sich immer wieder, was Justin vorhatte. Seit zwei Tagen hatte sie ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. In der Zeit hatte er keinen Fuß ins Casino gesetzt. Auch auf der Backbordseite des Promenadendecks, wo privat gespielt wurde, war er nicht gewesen. Jedenfalls nicht, als sie in ihrer Pause dort entlangschlenderte.
Serena bereitete sich auf ihren letzten freien Tag der Kreuzfahrt vor und fragte sich auch dabei, was er wohl tat. Ein Spieler spielte, oder nicht? Er war nicht der Typ, der sich mit Bingo in der Lounge zufriedengab.
Er tut es absichtlich, beschloss sie, als sie ihre purpurrote Jacke zuknöpfte. Er will mich reizen. Vermutlich lag er irgendwo in der Sonne und freute sich darüber, dass sie sich den Kopf zerbrach. Und vermutlich hatte er auch den intimen kleinen Drink mit Mrs. Dewalter genommen. Sie griff nach der Bürste und fuhr sich mit schnellen Strichen durchs Haar. Stirnrunzelnd blickte Serena in den kleinen Spiegel.
»Na und?«, sagte sie laut. »Wenn er nach ihren Waden schnappt, schnappt er wenigstens nicht nach meinen.« Das Letzte, was sie an ihren letzten Tagen an Bord wollte, war ein konstanter Kampf, ob nun mit Worten oder sonst wie. Also war es ganz gut, dass er beschäftigt war. So brauchte sie ihn nicht zu ignorieren.
Er erregte sie, wenn er in der Nähe war. Er erregte sie auch, wenn er nicht da war. Wütend warf sie die Bürste auf die Kommode. Gab es keine Gerechtigkeit mehr? Ich werde nicht mehr an ihn denken, beschloss sie und setzte sich auf den Boden, um die Sandaletten anzuziehen. Ich werde etwas schnorcheln, einige Sachen einkaufen, einen Karton Scotch, und, so fügte sie grimmig hinzu, ich werde mich amüsieren.
Das macht er absichtlich, dachte sie und schlug mit einer der Sandaletten gegen die Handfläche. Erst hält er mir diese Sache mit seinem Casino vor die Nase, dann verschwindet er. Er weiß genau, dass er mich damit rasend macht. Na ja, das Spiel können auch zwei spielen, sagte Serena sich, als sie den Fuß in die Sandalette schob. Ich werde ihm während der nächsten Tage aus dem Weg gehen. Und wenn ich dazu seekrank spielen und mich in der Kabine einschließen muss. Das wäre ihm eine Lehre.
Serena runzelte noch immer die Stirn, als es an der Tür klopfte. »Sie ist offen«, rief sie.
Der Letzte, den sie erwartet hatte, war Justin. Und das Letzte, womit sie gerechnet hatte, war die Freude, die sein Anblick in ihr auslöste. Mein Gott, schoss es ihr durch den Kopf, ich habe ihn vermisst.
Er sah das kurze Lächeln in ihren Augen, bevor es sich in ein wütendes Funkeln verwandelte. »Morgen.«
»Passagiere haben keinen Zutritt zu diesem Deck«, erwiderte sie kühl.
»Oh.« Er trat ein und schloss die Tür. Justin ignorierte ihr verärgertes Zischen und sah sich in der winzigen Kabine um.
Eigentlich hätte sie trist und farblos sein
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