Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel beginnt

Das Spiel beginnt

Titel: Das Spiel beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Während es trocknete, konnte er all die feinen Farbschattierungen erkennen, die sich zu dem satten Gold zusammenfügten. »Ich ziehe es vor, mein eigenes Geld zu verdienen, anstatt an Erbschaften zu denken.«
    Sie nickte, denn seine Worte drückten genau das aus, was sie fühlte. »Die MacGregors wurden in Schottland verfolgt, wurden gezwungen, ihren Namen, ihr Tartan-Karo, Zeichen ihres Clans, und ihr Land aufzugeben. Wenn ich damals dort gewesen wäre, hätte ich gekämpft. Jetzt ist es nur eine faszinierende Geschichte.« Sie lachte leise. »Eine, die mein Vater beim geringsten Anlass erzählt. Immer und immer wieder.«
    Ein Kleinkind rannte vor seiner Mutter davon und landete wie ein runder Ball auf Serenas Schoß. Kichernd schlang das Mädchen ihr die Arme um den Hals und klammerte sich fest, als hätte sie eine Verbündete gefunden.
    »Hallo.« Lachend erwiderte Serena die Umarmung und sah dem Kind in die lustig blitzenden braunen Augen. »Du bist weggelaufen, was?«
    Das Mädchen griff in Serenas Haar. »Hübsch.«
    »Was für ein kluges Kind«, kommentierte sie und sah über die Schulter zu Justin hinüber. Zu ihrer Überraschung nahm er ihr das Kind ab und setzte es sich auf den Schoß, bevor er eine Fingerspitze auf das Stupsnäschen legte. »Du bist auch hübsch.« Kichernd gab die Kleine auch ihm einen feuchten Kuss auf die Wange.
    Serena staunte noch immer darüber, wie unbeschwert er die kindliche Liebkosung über sich hatte ergehen lassen, da kam eine Frau in einem knappen schwarzen Einteiler angerannt.
    »Rosie!«, rief sie außer Atem. Die verlegene Mutter hatte einen Plastikeimer und eine Schaufel in der Hand. Ihre Wangen röteten sich. »Sie müssen entschuldigen.«
    »Hübsch«, wiederholte Rosie und gab Justin noch einen Kuss. Diesmal war es Serena, die kichern musste.
    »Rosie!« Die Mutter fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Es tut mir wirklich leid«, beteuerte sie zum zweiten Mal. »Sie rennt überallhin. Niemand ist vor ihr sicher.«
    »Wenn man rennt, hat man nach dem Ankommen mehr Zeit zum Spielen, stimmt’s, Rosie?« Serena strich über das braune Haar und lächelte der Mutter aufmunternd zu. »Sie hält Sie bestimmt ganz schön auf Trab.«
    »Allerdings«, erwiderte die Frau. »Bis zur Erschöpfung. Aber wirklich, ich …«
    »Sie müssen sich nicht entschuldigen.« Behutsam entfernte Justin den Sand von der Kinderhand. »Sie haben eine bezaubernde Tochter.«
    Die erfreute Mutter entspannte sich sichtlich und streckte Rosie die Hand hin. »Danke. Haben Sie Kinder?«
    Serena brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass die Frau sie für ein Paar hielt. Bevor sie sich davon erholen konnte, antwortete Justin bereits: »Noch nicht. Ich nehme nicht an, dass das hier zu verkaufen ist.«
    Die junge Frau setzte sich Rosie auf die Hüfte und strahlte zu ihm hinunter. »Nein, aber manchmal bin ich versucht, sie zu vermieten. Sie ist ganz schön anstrengend. Nochmals danke. Nicht jeder weiß es zu schätzen, wenn er von einem zwei Jahre alten Tornado überfallen wird. Sag Auf Wiedersehen, Rosie.«
    »Wiedersehen!« Rosie winkte über die Schulter ihrer Mutter hinweg und versuchte gleich danach, sich freizustrampeln. Serena hörte ihr begeistertes Kichern, als Mutter und Tochter über den Strand gingen.
    »Wirklich, Justin.« Serena bürstete den Sand ab, den Rosie mitgebracht hatte. »Warum hast du der Frau gesagt, dass wir noch keine Kinder haben?«
    »Wir haben keine.«
    »Du weißt ganz genau, was ich meine«, begann sie.
    »Wer ist denn jetzt praktisch?« Bevor Serena etwas erwidern konnte, hatte er bereits die Arme um ihre Taille gelegt und den Mund auf ihre Schulter gepresst. Anstatt sich zu wehren, lehnte sie sich einen Moment bei ihm an und kostete die Nähe aus.
    »Sie war süß.«
    »Das sind die meisten Kinder.« Er küsste die andere Schulter. »Sie haben weder Vorurteile noch Angst. Bald wird die Mutter ihr beibringen, nicht mit Fremden zu reden. Notwendig, aber ziemlich traurig.«
    Serena löste sich von ihm, damit sie sich umdrehen und ihn ansehen konnte. »Ich hätte nie geglaubt, dass du auch nur einen Gedanken an Kinder verschwendest.«
    Justin wollte ihr sagen, dass das Kind etwas in ihm ausgelöst hatte. Den längst verloren geglaubten Wunsch nach einer Familie. Nach einer Frau an seiner Seite, nach einem Kind, das die Arme nach ihm ausstreckte, um ihn zu küssen. Dann schob er den Gedanken beiseite. Auf einem Boden, den man nicht kannte, bewegte man sich besser vorsichtig.

Weitere Kostenlose Bücher