Das Spiel beginnt
Verunsicherung empfand er auch einen Anflug von Stolz. Er brauchte nur einen Moment, um sich auf den Stolz zu konzentrieren. Daniel schob den vergoldeten Füllfederhalter auf dem Schreibtisch hin und her. »Hast du an meinen Scotch gedacht?«
Sie versuchte wütend auszusehen, doch sein Augenzwinkern ließ es nicht zu. »Welchen Scotch?«
»Ach Rena.«
Serena ging zu ihm und schlang die Arme um seinen Nacken. »Ich vergebe dir nicht«, murmelte sie. »Ich tue nur so. Und du musst wissen, dass ich dich kein bisschen vermisst habe.« Sie presste die Lippen auf seine Wange.
»Warst schon immer eine respektlose Göre«, meinte er und zog sie fest an sich.
Als Serena den Salon betrat, saß ihre Mutter in ihrem Lieblingssessel mit Rosenmuster und arbeitete an ihrer neuesten Stickerei. Auf dem Rosenholztablett neben ihr stand ein zartes Teeservice mit Veilchenmuster. Serena betrachtete die Szene und staunte einmal mehr darüber, dass eine Frau, die eine engagierte und begnadete Chirurgin war, ein solches Hobby hatte. Die Hände, die mit Nadel und Garn eine komplizierte Stickerei schufen, würden am Montag wieder ein Skalpell führen.
»Oh, gut.« Anna sah auf, als Serena eintrat. »Ich dachte mir schon, dass ich den Tee gerade zur rechten Zeit bestellt habe. Leg noch ein Stück Holz ins Feuer, Liebes, und dann erzähl mir davon.«
Serena ging zum Kamin, und Anna legte ihre Stickerei auf den Beistelltisch. Das Feuer prasselte im Natursteinkamin und flackerte auf, als es frische Nahrung bekam. Serena sah zu, wie das Eichenscheit Feuer fing, und atmete tief durch. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie sehr sie den Geruch des brennenden Holzes vermisst hatte.
»Und ein Wannenbad«, sagte sie laut. Lächelnd drehte sie sich zu ihrer Mutter um. »Ist es nicht komisch, dass mir gerade jetzt aufgeht, was für ein Luxus es ist, so lange in der Wanne zu liegen, wie man will? Nach zwölf Monaten in einem Eimer, der als Duschkabine durchgehen will.«
»Und du hast jede Minute davon geliebt.«
Lachend nahm Serena auf dem Sitzkissen zu Annas Füßen Platz. »Du kennst mich so gut. Es war harte Arbeit und hat viel Spaß gemacht. Aber ich bin froh, zu Hause zu sein.« Sie nahm die Tasse, die Anna ihr reichte. »Mom, ich weiß genau, ich hätte niemals so viele Leute, so viele verschiedene Leute kennengelernt, wenn ich es nicht getan hätte.«
»Deine Briefe waren immer voll davon. Eines Tages solltest du sie selbst einmal lesen, damit du dich daran erinnerst.« Anna schlug die Beine unter und schmunzelte. »Du glaubst gar nicht, wie schwer es war, deinen Vater davon abzuhalten, eine Kreuzfahrt zu machen.«
»Wann hört er endlich auf, sich Sorgen um mich zu machen?«, fragte Serena.
»Nie. Auch so zeigt er dir, dass er dich liebt.«
»Ich weiß.« Seufzend nippte Serena an ihrem Tee. »Wenn er mich doch nur so leben lassen würde, wie ich will.«
»Warum erzählst du mir nicht, wie du Justin fandest?« Als Serena aufsah, lächelte Anna nur. »Nein, ich hatte wirklich keine Ahnung, was dein Vater vorhatte. Er war klug genug, mir nichts davon zu erzählen. Deine … nun ja, Diskussion mit ihm war recht lautstark.«
»Du wirst es nicht glauben!« Serena sprang auf, ohne den Tee zu verschütten. »Er hat Justin zu der Reise überredet und allen Ernstes gehofft, dass ich mit Sternen in den Augen und Orangenblüten im Gehirn nach Hause komme. Noch nie in meinem Leben war ich so wütend. Ich habe mich so geschämt.«
»Wie hat Justin es aufgenommen?«
Serena schüttelte verächtlich den Kopf. »Ich glaube, nach dem ersten Schock fand er die ganze Sache sehr amüsant. Er hatte keine Ahnung, wer ich war. Bis wir uns eines Tages am Strand stritten und ich meinen vollen Namen nannte.«
Am Strand stritten, dachte Anna. Um ein Lächeln zu verbergen, nahm sie einen Schluck Tee. »Ich verstehe. Dein Vater hält sehr viel von ihm, Rena. Ich auch. Ich nehme an, Daniel konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen.«
»Er macht mich rasend.«
»Wer?«
»Justin. Beide«, ergänzte sie rasch und stellte hastig ihre Tasse ab. »Er hat es mir erst gesagt, als die Fahrt fast vorüber war, und das auch noch wie beiläufig. Und dabei fing ich gerade an …«
»Du fingst gerade an?«, ermunterte Anna sie behutsam.
»Er ist sehr attraktiv«, murmelte Serena. »Ich nehme an, es hat mit seiner rücksichtslosen Art zu tun. Und mit diesem verdammten Charme.« Anna war weise genug, ihre Tochter nicht zu unterbrechen. »Selbst wenn er mich wütend
Weitere Kostenlose Bücher