Das Spiel beginnt
mit Glimmer durchsetzt und schien in der Nachmittagssonne zu glänzen. Daniel hatte es nach seinem Geschmack bauen lassen, und mit den beiden Türmen ähnelte es einer Burg. Es gab große Balkone mit Steinbrüstungen und hohe, von Längspfosten gesäumte Fenster. Ein breites Blumenbeet lag halbkreisförmig vor der Vorderfront, anstelle eines Burggrabens, von dem er bestimmt geträumt hatte.
Vom Hauptgebäude gingen zwei flachere Seitenflügel ab. In dem einen war eine Garage für zehn Wagen, die jetzt, wo Alan und Caine fort waren, nur halb genutzt wurde. Der andere beherbergte einen geheizten Pool. Daniels architektonischer Stil mochte eher schlicht sein, aber er wusste Komfort zu schätzen.
Das Taxi hielt vor den Granitstufen und unterbrach Serenas Betrachtung des Hauses, in dem sie aufgewachsen war. Sie überließ es dem Fahrer, die beiden Koffer und den Karton Scotch auszuladen, sammelte ihre diversen anderen Einkäufe zusammen und stieg aus.
Aus alter Gewohnheit starrte sie auf die massive Eichentür, in deren Messingklopfer das Wappen der MacGregors graviert war. Unter dem gekrönten Löwenkopf stand das gälische Motto, das sich mit »Königlich ist mein Geblüt« übersetzen ließ. Wie immer, wenn sie es las, musste sie lächeln. Ihr Vater hatte darauf bestanden, dass sie lernten, es auf Gälisch auszusprechen.
»Stellen Sie sie bitte hier ab, vielen Dank.« Noch immer lächelnd bezahlte Serena den Taxifahrer und drehte sich wieder um, um mit dem Familienwappen gegen die Tür zu klopfen. Das dumpfe Geräusch würde durchs Haus hallen, das wusste sie, wie ein Kanonenschuss.
Die Tür öffnete sich und gab den Blick auf eine kleine Frau mit eisgrauem Haar und kantigem Gesicht frei. Ihr Mund klappte auf und betonte das spitze Kinn. »Miss Rena!«
»Lily.« Serena umarmte die schmächtige, knochige Frau mit jugendlichem Überschwang. Lily war nicht nur Haushälterin gewesen, sondern auch Serenas Ersatzmutter, wenn Anna im Krankenhaus war. Sie war hervorragend mit den drei lebhaften Kindern fertig geworden, hatte kleinere Wunden versorgt und Streitigkeiten nicht zu früh geschlichtet.
»Hast du mich vermisst?«, fragte Serena und drückte Lily noch einmal an sich.
»Habe kaum bemerkt, dass Sie weg waren.« Lily lächelte ihr Willkommen. »Wo ist Ihre Sonnenbräune?«
»In meiner Einbildung.«
»Lily, hat es nicht gerade geklopft?« Anna MacGregor hielt eine Stickerei in der Hand, als sie den Kopf durch eine Tür steckte und die lange Halle entlangsah. »Rena!« Mit ausgestreckten Armen kam sie auf ihre Tochter zu. Serena lief zu ihr und schmiegte sich an sie.
Anna war sanft und stark. Hundert Erinnerungen durchströmten Serena. Sie holte tief Luft, inhalierte den Apfelblütenduft, den ihre Mutter trug, seit sie sich erinnern konnte.
»Willkommen zu Hause, Darling. Wir haben dich erst morgen erwartet.«
»Ich habe eine frühere Maschine genommen.« Serena legte den Kopf auf die Seite, um ihrer Mutter ins Gesicht zu sehen. Die Haut war noch zart und glatt, nur einige kleine Falten verrieten ihr Alter. Annas Gesicht besaß eine jugendliche Sanftheit, die es wohl nie verlieren würde. Die Augen blickten ruhig, spiegelten einen Charakter wider, der sich auch in all den Jahren in Operationssälen und im Angesicht des Todes nicht verändert hatte. Das Haar lag in weichen Wellen, ein tiefes Braun, durchsetzt mit hellem Grau.
»Mom.« Serena presste ihre Wange noch einmal an die ihrer Mutter. »Wie bleibst du nur so schön?«
»Dein Vater besteht darauf.«
Lachend ergriff Serena eine der kräftigen geschickten Hände ihrer Mutter. »Es ist gut, wieder zu Hause zu sein.«
»Du siehst wundervoll aus, Rena.« Anna musterte sie mit einer unbeschwerten Mischung aus mütterlichem Stolz und Professionalität. »Nichts ist besser für den Teint als feuchte Seeluft. Lily, bitte sagen Sie der Köchin, dass Miss Rena hier ist. Das Willkommensessen findet einen Tag früher statt. Du musst mir alles über deine Reisen erzählen«, fuhr sie fort und wandte sich wieder ihrer Tochter zu. »Aber wenn du nicht zuerst zu deinem Vater gehst, wird er mir ewig in den Ohren liegen.«
Abrupt fiel Serena ihr Ärger wieder ein. Anna sah, wie sie die Augen leicht zusammenkniff. Sie kannte das Zeichen und zog die Augenbrauen hoch.
»Oh, das habe ich vor. Darauf kannst du dich verlassen«, beteuerte Serena.
»Etwas, wovon du mir erzählen möchtest?«
»Hinterher.« Serena atmete tief durch. »Wenn ich mit ihm fertig bin, wird er
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