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Das Spiel beginnt

Das Spiel beginnt

Titel: Das Spiel beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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deine medizinische Betreuung brauchen.«
    »Ich verstehe.« Anna war klug genug, nicht nachzufragen, und lächelte nur. »Du findest mich im Salon. Wir werden uns in Ruhe unterhalten, wenn du damit fertig bist, deinen Vater anzuschreien.«
    »Ich bin bald wieder da«, murmelte Serena und ging die breite geschwungene Treppe hinauf.
    Von der ersten Galerie aus warf sie einen Blick in den Korridor, der links abging. In diesen Räumen schlief die Familie. Serenas altes Kinderzimmer lag hinter der dritten Tür. Der Seitenflügel war ein Irrgarten aus Ecken und Kurven und schattigen Nischen. Sie konnte sich noch erinnern, wie ihr Bruder Caine sich hinter einer einen Meter hohen Bodenvase versteckt und sie beim Hervorspringen fast zu Tode erschreckt hatte.
    Serena jagte ihn fast dreißig Minuten durchs Haus, bis der Spaß an der Jagd den Zorn verrauchen ließ. Schließlich ließ er sich von ihr fangen, auf dem Ostrasen, wo er sie ins Gras warf und mit ihr rang, bis sie vor Lachen schwach wurde. Wie alt war ich damals? fragte Serena sich. Acht, neun? Caine musste elf oder zwölf gewesen sein. Plötzlich vermisste sie ihn so sehr, dass es fast körperlich wehtat.
    Und Alan, dachte sie auf dem Weg weiter nach oben. Er hatte sie immer beschützt, auf beiläufige, unauffällige Weise. Er war sechs Jahre älter als sie, und vielleicht hatten sie deshalb nie so miteinander gekämpft, wie sie und Caine es immer wieder getan hatten. Als Junge war Alan immer absolut ehrlich gewesen, Caine dagegen war mit der Wahrheit so umgegangen, wie es ihm gerade passte. Aber gelogen hat er nie, erinnerte Serena sich lächelnd. Er war ehrlichen Antworten nur geradezu meisterhaft ausgewichen. Doch auch Alan hatte die Umstände stets zu seinem Vorteil genutzt.
    Sie kam zu dem Ergebnis, dass das eine Fähigkeit war, die alle MacGregors auszeichnete. Sie sah die schmale Treppe hinauf, die zum Turmzimmer führte, und schwor sich, dass es einen MacGregor gab, der das noch bedauern würde.
    Daniel lehnte sich in seinem Sessel zurück und lauschte der präzisen, aber langweiligen Stimme, die aus dem Telefonhörer kam. Bankiers, dachte er verärgert. Es war ein Fluch, mit ihnen verhandeln zu müssen. Selbst die Tatsache, dass er eine Mehrheitsbeteiligung an der Bank besaß, schützte ihn nicht vor ihnen.
    »Gewähren Sie ihnen eine dreißigtägige Verlängerung des Kredits«, befahl er schließlich. »Ja, ich kenne die Zahlen. Die haben Sie mir ja gerade genannt.« Trottel, fügte er insgeheim hinzu. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf dem Schreibtisch. Warum konnten Bankiers nicht mehr, als zwei und zwei zusammenzuzählen? »Dreißig Tage«, wiederholte er. »Mit dem üblichen Überziehungszins.«
    Er hörte das dumpfe Geräusch an der Tür und wollte den Störenfried gerade zur Rede stellen, als sie aufging. Schlagartig wich die Verärgerung unbändiger Freude. »Tun Sie’s einfach«, bellte er in den Hörer und knallte ihn auf die Gabel. »Rena!«
    Bevor er sich aus dem Sessel stemmen konnte, war Rena schon bei ihm. Sie baute sich vor dem Schreibtisch auf, schlug mit den Handflächen auf die Platte und beugte sich hinüber.
    »Du alter Ziegenbock.«
    Daniel ließ sich zurückfallen und räusperte sich. Das Öl war also im Feuer. »Du siehst auch gut aus.«
    »Wie kannst du es wagen!« Sie sprach die Worte langsam und mit präziser Betonung aus. Das nächste Alarmsignal. »Wie kannst du es wagen, mich wie ein leckeres Steak vor Justin Blades Nase baumeln zu lassen?«
    »Steak?« Daniel sah sie ungläubig an. Hübsches Mädchen, dachte er stolz. Eine echte MacGregor. »Ich weiß nicht, wovon du redest«, fuhr er fort. »Du bist also Justin Blade begegnet. Feiner Junge.«
    Der Laut, den sie von sich gab, kam tief aus ihrer Kehle. »Du hast mich manipuliert. Hast dir dein kleines Komplott hier in diesem Zimmer ausgedacht, was? Wie ein verrückter König, der eine überzählige Tochter unterzubringen hat. Warum hast du nicht gleich einen Vertrag mit ihm gemacht?«, fragte Serena mit immer lauter werdender Stimme. »Eigentlich hätte ich genau das von dir erwartet. ›Ich, Daniel MacGregor, übergebe hiermit meine einzige Tochter für einen Karton mit zwölf Jahre altem Scotch an Justin Blade.‹« Erneut schlug sie mit der Hand auf den Redwood-Schreibtisch. »Du hättest sogar festlegen können, wie viele Nachkommen ich gebären soll, um den Familiennamen fortzuführen. Es wundert mich, dass du ihm keine Mitgift angeboten hast!«
    »Jetzt hör mir

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