Das Spiel beginnt
machte, weckte er Dinge in mir, die ich lieber schlafen gelassen hätte. Eine solche Leidenschaft habe ich noch nie empfunden. Ich bin nicht sicher, ob ich es je wollte.« Sie drehte sich um und erwiderte den forschenden Blick ihrer Mutter. »Den letzten Tag haben wir zusammen in St. Thomas verbracht. Ich wäre mit ihm ins Bett gegangen – aber dann hat er mir von Dads kleinem Komplott erzählt.«
»Und wie fühlst du dich jetzt?«
Serena starrte auf ihre Hände. »Ich will ihn immer noch. Ich weiß nicht, ob es mehr als das ist. Wie könnte es denn, wo wir uns doch kaum zwei Wochen kennen?«
»Rena, traust du deinem Instinkt wirklich so wenig? Warum sollten Gefühle sich nach einem bestimmten Zeitplan entwickeln? Sie sind so individuell wie die Menschen, denen sie gehören. Bevor ich deinen Vater näher kennenlernte, hielt ich ihn für einen eingebildeten, großmäuligen Ochsen.« Als Serena zustimmend schmunzelte, lächelte Anna mädchenhaft. »Das war er natürlich auch. Ich habe mich trotzdem in ihn verliebt. Zwei Monate später lebten wir zusammen, und nach einem Jahr waren wir verheiratet.« Sie quittierte Serenas schockierte Miene mit einem Nicken.
»Leidenschaft und vorehelicher Sex sind nicht das Privileg deiner Generation, liebes Kind. Daniel wollte gleich heiraten, aber ich war entschlossen, erst mein Medizinstudium abzuschließen. Das Einzige, worin wir uns einig waren, war, dass wir ohne einander nicht mehr leben konnten und wollten.«
Serena dachte über die Worte ihrer Mutter nach, während das Feuer hinter ihr laut prasselte. »Woher wusstest du, dass es Liebe war und nicht nur Verlangen?«
»Von all meinen Kindern hast du immer die schwierigsten Fragen gestellt.« Anna beugte sich vor und nahm die Hände ihrer Tochter. »Ich bin nicht sicher, ob man das voneinander trennen kann, wenn es um einen Mann und eine Frau geht. Man kann das eine ohne das andere empfinden, aber nicht, wenn es wahre Liebe ist, und auch nicht, wenn es wahres Verlangen ist. Die Leidenschaft, die aufflackert und rasch wieder vergeht, ist nur ein Echo. Keine Substanz, nur ein Resultat. Glaubst du, du hast dich in Justin verliebt, oder hast du Angst davor, dass du es hast?«
Serena öffnete den Mund, schloss ihn wieder und probierte es erneut. »Beides.«
Anna drückte Serenas Hand. »Sag deinem Vater nichts davon. Ich denke du weißt, dass er sich etwas darauf einbilden würde. Und was willst du jetzt unternehmen?«
»Ich habe noch nicht darüber nachgedacht. Ehrlich gesagt, ich habe es verdrängt.« Sie zog die Knie an und legte das Kinn darauf. »Aber ich werde ihn wohl wiedersehen müssen. Er hat mir einen Job angeboten.«
»So?«
»Ich soll sein Casino in Atlantic City leiten. Ein echter Zufall, denn ich hatte gerade beschlossen, Dad zu fragen, ob ich es schaffen könnte, mein eigenes Hotel mit Casino zu eröffnen.«
»Wenn Justin dir eine solche Position anbietet, muss er eine Menge Vertrauen in deine Fähigkeiten haben.«
»Ich habe ein Talent entwickelt, mit Menschen umzugehen«, fuhr Serena mit der Andeutung eines Lächelns fort. »Im letzten Jahr habe ich mehr gelernt, als Karten zu geben. Im Grunde ist die ›Celebration‹ eins der bestgeführten Hotels, die ich je gesehen habe. Und obwohl das Casino klein ist, ist alles Wesentliche vorhanden. Es gibt keinen Teil des Casino-Betriebs, den ich nicht gründlich kennengelernt habe.« Sie verstummte. Ihre Augen weiteten sich. Anna kannte den Blick.
»Was brütest du gerade aus, Rena?«
»Ich überlege gerade, ob ich die Wette erhöhe. Gewinnen, Verlieren oder Unentschieden.«
Nachdem er dem Pagen ein Trinkgeld gegeben hatte, zog Justin sich aus und betrat die Duschkabine. Das Auspacken konnte das Zimmermädchen am Morgen übernehmen, und das Casino würde auch einen weiteren Abend ohne ihn überstehen. Er hatte vor, in seiner Suite zu Abend zu essen und dabei alle notwendigen Anrufe in seine anderen Häusern zu erledigen. Mit etwas Glück gab es keine Probleme, die sich nicht mit einem Ferngespräch lösen ließen. Justin hatte andere Dinge im Kopf.
Er drehte an der Armatur, bis das Wasser in pulsierenden Stößen kam. Serena ist jetzt schon zu Hause, dachte er. Und wie er sie kannte, musste Daniel bereits den Preis für sein Komplott bezahlen. Justin hätte eine Menge dafür gegeben, wenn er das Wiedersehen der beiden hätte belauschen dürfen. Das hätte ihn vielleicht für die beiden letzten, unerträglich langweiligen Tage an Bord der »Celebration«
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