Das Spiel der Dämonen! (German Edition)
plötzlich den Korridor als den Gang wieder, den er gesehen hatte, als er aus Eileens Zimmer gekommen war, um in sein eigenes zu gehen. Vor Erleichterung atmete er tief durch und öffnete seine Zimmertür.
Als er von William wie ein verlorener Sohn begrüßt wurde, fühlte er sich schon fast wieder wie zu Hause.
„Ich habe überall nach dir gesucht, Cedric“, sagte William. „Als ich von Lady Eileen zurückkam, warst du verschwunden. Ich habe mir Sorgen gemacht. Was ist geschehen?“
Cedric setzte sich erschöpft auf den Rand seinen Bettes und erzählte mit knappen Worten, was er alles erlebt hatte.
„Wie fühlte es sich an?“, fragte William grinsend.
„Was meinst du?“
„Na, die nackte Lady Grizel“, antwortete William und lachte laut.
„Sehr witzig“, antwortete Cedric.
„Erst Lady Eileen, dann Lady Grizel“, sagte William immer noch grinsend. „Ich sollte dir wirklich eine Magd für heute Nacht besorgen.“
„Das Einzige, was ich heute Nacht noch brauche“, antwortete Cedric, „sind ein paar Stunden Schlaf.“
„Auch richtig“, sagte William. „Dieser Dämon Chimay ist immer noch nicht eingetroffen. Du wirst deine Kräfte wohl erst morgen brauchen. Daher ist Schlaf wichtig.“
„Wo ist dein Zimmer?“
„Ich schlafe im Zimmer direkt links neben deinem. Wenn etwas passiert, brauchst du nur an die Wand zu klopfen und ich bin sofort da“, sprach William.
Cedric konnte nur mit dem Kopf nicken. Seine Augen fielen bereits zu.
„Okay“, verabschiedete sich William. „Schlaf gut. Bis morgen, Cedric.“
Er verließ das Zimmer.
Cedric fiel nach hinten auf das weiche Bett. Er zog die Decke über seinen Körper. Ihm fehlte die Kraft, sich zu entkleiden. Es war ihm auch egal, er wollte nur noch schlafen.
Er hatte auch vergessen, seine Schlafzimmertür zu verriegeln!
Nur wenige Sekunden später war Cedric eingeschlafen.
Er wälzte sich unruhig in einem Alptraum, bevor er mitten in der Nacht erwachte.
Einen Moment lang schwammen merkwürdige Bilder vor seinen Augen. Verzogene, verzerrte Masken des Entsetzens, bis sie verloschen und nur einen Hauch der Erinnerung zurückließen.
Der Alptraum war vorüber!
Cedric merkte, dass er in einem großen Bett lag.
Es gab keinen Grund, noch mehr Angst zu empfinden. Regen prasselte von draußen an die Fenster, erzeugte ein wohliges und vertrautes Geräusch, ganz im Gegensatz zu dem seltsamen Gefühl, das ihn erneut überkam.
Ganz so, als wäre er nicht allein in seinem Zimmer!
Das Trommeln der Regentropfen wurde heftiger. Er stieg aus dem Bett und wollte die Vorhänge zuziehen. Plötzlich krachte ein Donner über dem Schloss, ohrenbetäubend und so laut, dass er in Todesangst zurückzuckte. Vom Fenster her leuchtete es hell.
Das Flackern eines gewaltigen Blitzes ließ die Nacht zum Tage werden.
Cedric wandte sich geblendet ab und sah direkt in das Gesicht einer dunkelhaarigen Frau. Sie war fast durchscheinend, als wäre sie aus feinstem Stoff gewebt, und schien von innen heraus zu schimmern. Die Augen wirkten traurig, ihre Züge versteinert und in einer Maske des Todes erstarrt. Sie trug ein grünes Gewand.
Cedric schrie auf, sprang nach hinten und fiel auf das Bett.
Es lag ein Knistern in der Luft, die Augen des Wesens betrachteten ihn sehnsüchtig. Halb ohnmächtig vor Angst, zwang er sich aufzustehen.
Als er sich umblickte, erkannte er überall um sich herum durchscheinende, hellblaue Gestalten, die in seinem Zimmer verweilten, saßen oder lagen. Manche von ihnen standen einfach nur da und taten gar nichts, so, wie der Mann mittleren Alters, der vor der Tür Aufstellung bezogen hatte und auf seine eigenen Hände blickte. Andere schauten unsicher von einem Punkt zum nächsten oder irrten ziellos durch den Raum.
Geister, ging es Cedric durch den Kopf.
Das sind Geister!
Aber wieso zum Teufel sind sie hier? Was wollen die von mir?
Die dunkelhaarige Frau, der er als Erstes in die Augen geblickt hatte, betrachtete ihn mit einem verständnisvollen Blick. Sie öffnete den Mund, doch anstatt Worten, entfloh nur eiskalte Luft ihren Lungen. Ihre Konturen waren weicher geworden, die Umrisse verschmolzen mit den Schatten. Kopfschüttelnd setzte sie sich auf den Boden, um ihr totes Fleisch auszuruhen.
Dann begannen sich die Gespenster langsam aufzulösen.
Sie verschwinden wieder, dachte Cedric.
Ja, sie verblassen mehr und mehr.
Aber woher kamen sie so plötzlich, und wohin gehen sie?
Langsam zerflossen all die geisthaften Erscheinungen.
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