Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
und die Wellen - und dann war alles das wieder weg.
Sie musste seine Aufmerksamkeit gespürt haben, denn sie fragte ihn leise: »Sind sie endgültig vorüber, Schnabel?«
»Ja.«
»Und haben keinen Hauch von uns mitbekommen?«
»Nichts, Hauptmann. Ich habe uns mit Grau und Blau versteckt. Es war leicht. Diese Magierin … sie kniet vor den Festen. Sie weiß nichts vom grauen und vom blauen Gewirr.«
»Die Letherii sollten sich mit uns verbünden«, murmelte Faradan Sort. »Stattdessen stellen wir fest, dass sie Seite an Seite mit den Tiste Edur reiten und die Arbeit für sie erledigen.«
»Alles durcheinander, ja. Vor allem hier.«
»Und das ist das Problem«, antwortete sie, griff nach den Zügeln und lenkte ihr Pferd unter den dichten Zweigen heraus, unter denen sie sich - fünfzehn Schritt von der Straße entfernt - versteckt hatten, während der Kriegstrupp vorbeigeritten war. »Wir sind weit vor den anderen Trupps. Entweder Hellian oder Urb - irgendwer hat den Verstand verloren -, vielleicht auch alle beide.«
Schnabel folgte ihr auf seinem eigenen Pferd, einer sanften rotbraunen Stute, die er Lily genannt hatte. »Das ist wie mit ‘nem heißen Schürhaken, Hauptmann, mit dem man bis zum hinteren Ende des Schmiedefeuers stochert. Wenn man das macht, verbrennt man sich die Hand, stimmt’s?«
»Die Hand, ja. Keneb. Dich und mich. Alle anderen Trupps.«
»Oh … äh … ich habe Eure Hand gemeint.«
»Ich fange allmählich an, diese Augenblicke erkennen zu können«, sagte sie und beäugte ihn.
»Was für Augenblicke?«, fragte Schnabel.
»Wenn du dir mal wieder eingeredet hast, wie dumm du bist.«
»Oh.« Diese Augenblicke. »So loyal bin ich nicht, Hauptmann. Niemals.«
Sie bedachte ihn mit einem merkwürdigen Blick, sagte aber nichts.
Sie ritten bis zur Straße und lenkten ihre Reittiere dann nach Osten. »Sie sind irgendwo da vorne«, sagte Hauptmann Sort. »Und sorgen für jede Menge Ärger.«
Schnabel nickte. Sie verfolgten die beiden Trupps jetzt seit zwei Nächten. Und die Spur bestand wirklich aus Leichen. Hinterhalte, tote Letherii und Tiste Edur, deren Leichen zur Seite geschafft und verborgen worden waren, und ausgezogen - so nackt ausgezogen, dass Schnabel den Blick abwenden musste, wenn sich nicht üble Gedanken in sein Hirn schleichen sollten. All die Stellen, von denen seine Mutter gewollt hatte, dass er sie berührte in jener Nacht - nein, das waren böse Gedanken, böse Erinnerungen, die Art von Übel, die ihn dazu bringen konnte, sich selbst aufzuhängen, wie es sein Bruder getan hatte.
»Wir müssen sie finden, Schnabel.«
Er nickte erneut.
»Wir müssen sie zügeln. Was glaubst du - heute Nacht?«
»Es ist der namens Balgrid, Hauptmann. Und der andere namens Pfeifenkopf - der hat Magie sehr schnell gelernt. Balgrid hat die weiße Kerze, versteht Ihr, und in diesem Land hat es sehr lange keine weiße Kerze mehr gegeben. Und so schleppt er den Geruch von allen Leichen mit, die sie liegenlassen, und das macht die Dinge noch schmutziger - die Ohren, die sie abschneiden, und die Finger und die ganzen Sachen, die sie sich an den Gürtel binden. Und deshalb gehen wir von Hinterhalt zu Hinterhalt, richtig? Statt direkt zu ihnen.«
»Nun«, sagte sie nach einer kurzen Pause und einem weiteren langen, neugierigen Blick, »wir sitzen auf verdammten Pferden, oder?«
»Das tun sie jetzt auch, Hauptmann.«
»Bist du dir sicher?«
»Ich glaube schon. Gerade heute Nacht. Es sind die Festen. Es gibt eine für Tiere. Und wenn die Magier der Letherii die Sache herausfinden, könnten sie sich das zunutze machen und sie ziemlich schnell finden.«
»Beim Atem des Vermummten, Schnabel. Und was ist mit uns?«
»Uns auch. Natürlich gibt es hier jede Menge Leute, die auf Pferden reiten, auch wenn sie schlechte Steigbügel haben. Aber wenn sie sehr nahe herankommen, dann reichen vielleicht sogar die grauen und blauen Kerzen nicht mehr.«
»Dann müsstest du wahrscheinlich noch ein paar andere zeigen.«
Oh, diese Vorstellung gefiel ihm ganz und gar nicht. »Ich hoffe, dass ich das nicht muss. Ich hoffe es wirklich.«
»Dann lass uns machen, dass wir loskommen, Schnabel.«
Verbrennt mich nicht bis in mein Innerstes, Hauptmann. Bitte. Das wird nicht nett, fiir niemanden. Ich kann immer noch ihre Schreie hören, und es gibt immer Schreie, und ich bin derjenige, der ab Erster zu schreien anfangt. Meine eigenen Schreie jagen mir am meisten Angst ein, Hauptmann. Die machen mich dumm vor Angst,
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