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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Zeugen, ohne Zeugen, ist das tatsächlich ein Unterschied? Aber er kannte die Antwort auf diese Frage, auch wenn er nicht genau sagen konnte, was er da wusste. Etwas rührte sich tief im Abgrund seiner Seele, als wenn seine Gedanken schwarze Wasser wären, die unsichtbare Felsen liebkosten, sich zu Formen krümmten, die nicht einmal Unwissenheit ändern konnte.
    Nun, wie kann irgendwas von alledem einen Sinn ergeben? Ich verfüge nicht über die richtigen Worte.
    Aber ich will verdammt sein. Sie hatte sie. Damals. Sie hatte sie.
    Ohne Zeugen. In dieser Vorstellung lag etwas Verbrecherisches. Eine tiefe Ungerechtigkeit, über die er schimpfte. Schweigend. Wie alle anderen Soldaten der Knochenjäger. Vielleicht. Nein, ich täusche mich nicht - ich sehe etwas in ihren Augen. Ich kann es sehen. Wir schimpfen über Ungerechtigkeit, ja. Das, was wir tun, wird von niemandem gesehen werden. Unser Schicksal wird ungemessen bleiben.
    Tavore, was hast du da aufgeweckt? Und - hol uns der Vermummte - was lässt dich glauben, dass wir irgendetwas von alledem gewachsen sind?
    Es hatte keine Desertionen gegeben. Er verstand es nicht. Er glaubte nicht, dass er es jemals verstehen würde. Was in jener Nacht geschehen war, was bei jener merkwürdigen Rede geschehen war.
    Sie hat uns gesagt, wir würden diejenigen, die wir lieben, niemals wiedersehen. Das hat sie uns gesagt, oder?
    Womit für uns was geblieben ist?
    Wir einander, nehme ich an.
    »Wir werden unsere eigenen Zeugen sein.«
    Und war das genug?
    Vielleicht. Bis jetzt.
    Aber jetzt sind wir hier. Wir sind angekommen. Die Flotte … die Flotte brennt- bei den Göttern, dass sie das wirklich tun würde. Es ist kein einziges Transportschiff mehr übrig. Sie sind verbrannt, sind vor dieser verdammten Küste auf den Meeresgrund gesunken. Wir sind… abgeschnitten.
    Willkommen im Imperium von Lether, Knochenjäger.
    Leider sind wir nicht gekommen, um zu feiern.
     
    Das tückische Eis lag jetzt hinter ihnen, die zerbrochenen Berge, die das Meer erfüllt und sich auf den Finger geschoben hatten, um alles zu Staub zu zermalmen. Auf dem abgeschabten Felsen gab es keine Ruinen, über die man sich in ferner Zukunft hätte Gedanken machen können, dort war kein einziges Anzeichen menschlicher Existenz zurückgeblieben. Eis bedeutete die völlige Auslöschung. Es arbeitete nicht wie Sand, es deckte nicht einfach nur sämtliche Spuren zu. Es war genau so, wie die Jaghut es gewollt hatten: eine Negierung, eine Säuberung bis hinunter auf den nackten Fels.
    Lostara Yil zog ihren pelzbesetzten Umhang enger um sich, als sie der Mandata zum Voderdeck der Geiferwolf folgte. Vor ihnen lag der geschützte Hafen; ein halbes Dutzend Schiffe ankerte in der Bucht, darunter die Silanda - deren um den Mast herum aufgehäufte Tiste-Andii-Köpfe unter einer dicken Persenning verborgen waren. Es war nicht leicht gewesen, die Knochenflöte von Gesler zu bekommen, wie sie sich erinnerte; und von den Soldaten der beiden Trupps, die an Bord des verfluchten Schiffs zurückgeblieben waren, war nur einer willens gewesen, sie zu benutzen: dieser Korporal - Totstink. Noch nicht einmal Sünd wollte die Flöte anrühren.
    Vor der Teilung der Flotte hatte es ein wildes Hin und Her innerhalb der Trupps und Kompanien gegeben. Die Strategie für diesen Krieg erforderte gewisse Umstellungen, und wie erwartet waren nur die wenigsten von den Veränderungen begeistert. Soldaten sind so konservative Mistkerle.
    Aber immerhin haben wir dafür gesorgt, dass Blistig keine echte Befehlsgewalt mehr hat - der ist wirklich schlimmer als ein alter Köter mit Rheuma.
    Lostara, die immer noch darauf wartete, dass ihre Befehlshaberin zu sprechen begann, drehte sich um; sie wollte einen letzten Blick auf den Kriegsthron werfen, der die Hafeneinfahrt blockierte. Zur Zeit war das das einzige Schiff der Verender in diesen Gewässern. Sie hoffte, es würde ausreichen für das, was kommen würde.
    »Wo ist der Trupp von Sergeant Strang jetzt?«, fragte die Mandata.
    »An der Nordwestspitze der Insel«, antwortete Lostara. »Sünd hält das Eis fern …«
    »Wie?«, wollte Tavore wissen, nicht zum ersten Mal.
    Und Lostara konnte ihr nur die gleiche Antwort geben, die sie ihr schon unzählige Male zuvor gegeben hatte. »Ich weiß es nicht, Mandata.« Sie zögerte kurz, ehe sie hinzufügte: »Ebron glaubt, dass dieses Eis stirbt. Dass es zu einem Ritual der Jaghut gehört, das nun zerfällt. Er hat bemerkt, dass die Wasserlinien an den Klippen

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