Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
lebendiges Blut in die salzigen Ströme in den Rinnen eingelassen hatten. Oh, damals waren wir durstig, was?
    Er erweckte seine eigene Macht - so viel, wie sie ihm geben würde, und für diese Aufgabe war es mehr als genug.
    Der Abtrünnige begann, ein Ritual zu wirken.
     
    Anwalt Sermon war ein großer, dünner Mann. Der größte Teil seiner Stirn wurde von einem Hautausschlag bedeckt, der sich über seine linke Wange bis zum Kieferknochen zog und wie ein Muster aus aufgeplatzten Schuppen wirkte, das an die Bäuche frisch geschlüpfter Alligatoren erinnerte. Es gab Salben, die diesen Ausschlag heilen konnten, aber es war offensichtlich, dass der legendäre Anwalt letheriischen Rechts ganz im Gegenteil diese reptilische Hauterkrankung kultivierte, die zu seinem Ruf ebenso gut passte wie zu seinen kalten, leblosen Augen.
    Jetzt stand er in Baggs Arbeitszimmer, mit leicht gekrümmten Schultern, als wollte er sich noch ein bisschen schmaler machen, und der hohe Kragen seines dunkelgrünen Umhangs breitete sich wie die Haube einer Schlange hinter seinem länglichen, haarlosen Kopf mit den kleinen Ohren aus. Der Blick, mit dem er Bagg musterte, war auf die für ihn typische leblose Weise gelangweilt. »Habe ich Euch richtig verstanden?«, fragte der Anwalt mit einer Stimme, bei der er sich die größte Mühe gab, sie zischend klingen zu lassen, die stattdessen jedoch ungelenk und schwankend wirkte. Der Effekt entsprach genau seiner Vorstellung davon, wie eine Schlange klingen würde, wenn Worte aus ihrem lippenlosen Mund kämen, wurde Bagg mit leichtem Erschrecken klar. Obwohl - wie er im Stillen hinzufügte - die betreffende Frage kaum eine war, die man von einer Schlange erwarten würde. Schlangen bitten nicht um Aufklärung.
    Oder doch?
    »Ihr macht ein höchst merkwürdiges Gesicht«, sagte Sermon nach einem kurzen Augenblick. »Hat meine Unfähigkeit, Euch zu verstehen, Euch verwirrt, Meister Bagg?«
    »Habt Ihr mich wirklich missverstanden?«
    »Aus diesem Grund habe ich um eine Wiederholung Eurer Aussage gebeten.«
    »Oh. Nun, was glaubt Ihr denn, was Ihr gehört habt?«
    Die Augen blinzelten. »Haben wir tatsächlich all diese Worte gesprochen, um zu meiner ursprünglichen Frage zurückzukehren?«
    »Ich lade Euch ein, noch ein paar Worte mehr zu verwenden, Sermon.«
    »Statt dass Ihr Euch einfach wiederholt.«
    »Ich hasse es, mich zu wiederholen.«
    Anwalt Sermon verachtete Verworrenheit, wie Bagg wusste, obwohl das aller Wahrscheinlichkeit nach noch nicht einmal ein Wort war.
    »Meister Bagg, wie Ihr wisst, verachte ich Verworrenheit.«
    »Oh. Tut mir leid, das zu hören.«
    »Das sollte es, denn ich berechne nach Worten.«
    »Nach denen von uns beiden oder nur nach Euren?«
    »Es ist vielleicht ein bisschen spät, das jetzt zu fragen, oder?« Sermons gefaltete Hände vollführten eine geschmeidige und ganz leicht anrüchige Bewegung. »Wenn ich Euch richtig verstanden habe - berichtigt mich, wenn ich mich irre -, habt Ihr mich angewiesen, Euren Geldgeber zu kontaktieren, um ein weiteres Darlehen zu erbitten, mit der erklärten Absicht, es zu benutzen, um einen Teil der Zinsen des vorangegangenen Darlehens zu bezahlen, welches - wenn ich mich recht erinnere, und das tue ich - dafür bestimmt war, teilweise die Zinsen eines weiteren Darlehens zu begleichen. Da ich nicht Euer einziger Anwalt bin, führt mich dies zu der Frage, wie viele Darlehen Ihr ausgehandelt habt, um die Zinsen anderer Darlehen zu bezahlen?«
    »Nun, das war eine teure Rede.«
    »Wenn ich nervös werde, werde ich geschwätzig, Meister Bagg.«
    »Mit Euch zu tun zu haben, wird teurer, wenn Ihr nervös seid? Also das ist wirklich schlau, Sermon.«
    »Ja, das bin ich. Werdet Ihr jetzt meine Frage beantworten?«
    »Da Ihr darauf besteht. Es gibt etwa vierzig offenstehende Darlehen zur Bezahlung der Zinsen anderer Darlehen.«
    Der Anwalt leckte sich angemessen trockene Lippen. »Es waren Gründe der Höflichkeit und des Respekts, Meister Bagg - und, wie ich jetzt sehe, gewisse Fehleinschätzungen, was Eure Bonität angeht -, die mich ermutigt haben, nicht auf Vorauszahlung zu dringen - für meine Dienste, heißt das, die beträchtlich waren. Obwohl nicht so beträchtlich - anteilsmäßig -, wie man mich hat glauben lassen.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, Euch zu solchen Annahmen verleitet zu haben, Sermon.«
    »Natürlich habt Ihr das nicht. Es waren Annahmen.«
    »Als Anwalt könnte man von Euch erwarten, dass Ihr sehr wenig Annahmen macht.

Weitere Kostenlose Bücher