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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Über nichts und niemanden.«
    »Gestattet mir, ganz offen zu sein, Meister Bagg. Wo in Eurem Finanzplan ist das Geld, das Ihr mir schuldet?«
    »Im Moment noch nirgends, Sermon. Vielleicht können wir ein weiteres Darlehen aushandeln.«
    »Das ist überaus besorgniserregend.«
    »Ich bin mir sicher, dass es das ist - aber was glaubt Ihr, wie es mir geht?«
    »Ich widerstehe der Versuchung, mir diese Frage zu stellen, denn ich fürchte, die Antwort wäre so etwas wie: >Es geht ihm gut.< Also, wenn ich mich mit großem Vertrauen an jene spezifischen Annahmen klammern würde, von denen wir vorhin gesprochen haben, dann würde ich jetzt darauf bestehen, dass dieses nächste Darlehen ausschließlich für die Begleichung meiner Honorare verwendet wird. Ganz egal, welche Lügen ich Eurem Geldgeber auftische. Was uns bedauerlicherweise wieder zu meiner ursprünglichen Äußerung zurückbringt, die in einem Tonfall äußerster Ungläubigkeit vorgetragen wurde. Der gegenwärtige panische Zustand Eurer Geldgeber hat mich hierhergeführt, versteht Ihr, denn sie stellen für mich und meine Kanzlei im Hinblick auf Euch, Meister Bagg, einen Grad der Belästigung dar, der mittlerweile absurde Ausmaße angenommen hat. Ich habe tatsächlich schon Leibwächter anheuern müssen - auf Eure Kosten, versteht sich. Darf ich es wagen, Euch zu fragen, wie viel Geld Ihr besitzt?«
    »Jetzt, im Augenblick? »Ja.«
    Bagg zog seine zerfledderte lederne Geldbörse heraus, machte sie auf und schaute angestrengt hinein. Dann blickte er auf. »Zwei Stummel.«
    »Ich verstehe. Gewiss übertreibt Ihr.«
    »Nun, von einem habe ich einen Splitter abgeschlagen, um für einen Haarschnitt zu bezahlen.«
    »Ihr habt keine Haare.«
    »Deshalb war es ja auch nur ein Splitter. Nasenhaare. Ohrhaare, ein Nachschneiden der Augenbrauen. Es ist wichtig, vorzeigbar zu sein.«
    »Bei Eurem Auftritt bei den Tauchtagen?«
    Bagg lachte. »Das wäre vielleicht ein Spaß.« Dann wurde er wieder ernst und beugte sich über seinen Schreibtisch. »Ihr glaubt doch bestimmt nicht, dass es dazu kommen wird? Als Euer Klient erwarte ich bei meiner Verhandlung eine höchst sorgfältige Verteidigung.«
    »Als Euer Anwalt werde ich der Erste in der Reihe derer sein, die Euer Blut fordern!«
    »Oh. Das ist aber nicht besonders loyal von Euch.«
    »Ihr habt mich nicht dafür bezahlt, loyal zu sein.«
    »Aber Loyalität ist nichts, für das man bezahlt, Anwalt Sermon.«
    »Wenn ich geahnt hätte, dass Eure jetzt offensichtliche Unfähigkeit von Wahnvorstellungen begleitet wird, Meister Bagg, hätte ich niemals zugestimmt, Euch in irgendwelchen Angelegenheiten zu vertreten.«
    Bagg lehnte sich zurück. »Das ergibt keinen Sinn«, sagte er. »Wie Tehol Beddict bei zahllosen Gelegenheiten bemerkt hat, sind Wahnvorstellungen ein grundsätzlicher Bestandteil unseres wirtschaftlichen Systems. Vertragliche Verpflichtungen als ethische Tugend. Stücke von ansonsten nutzlosem Metall - es sei denn, man verwendete es als Schmuck - als Reichtum. Knechtschaft als Freiheit. Schulden als Eigentum. Und so weiter.«
    »Oh, aber die genannten Wahnvorstellungen sind für mein Wohlbefinden unerlässlich, Meister Bagg. Ohne sie würde mein Berufsstand nicht existieren. Die ganze Zivilisation ist - im Kern - eine Sammlung von Verträgen. Aber ja, das eigentliche Wesen unserer Gesellschaft gründet auf einvernehmlich vereinbarten Wertmaßstäben.« Er unterbrach sich und schüttelte langsam den Kopf - eine Bewegung, die etwas beunruhigend Geschmeidiges hatte. »Warum erörtere ich das überhaupt mit Euch? Ihr seid ganz offensichtlich wahnsinnig, und Euer Wahnsinn ist kurz davor, eine Lawine finanzieller Verwüstung auszulösen.«
    »Ich sehe nicht, warum dem so sein sollte, Meister Sermon. Es sei denn - natürlich - Euer Glaube an die Idee eines Gesellschaftsvertrags ist nichts weiter als zynische Selbstsucht.«
    »Natürlich ist er das, Ihr Narr!«
    So viel zu unangenehmem Zischen.
    Sermons Finger wanden sich wie gefangene, blinde und tastende Würmer. »Ohne Zynismus«, sagte er mit erstickter Stimme, »wird man zum Opfer des Systems statt zu seinem Herrn und Meister, und ich bin zu schlau, um ein Opfer zu sein!«
    »Was Ihr Euch selbst immer wieder aufs Neue beweisen müsst … durch die Einschätzung Eures Reichtums, die Sorglosigkeit Eures Lebens, die notwendige Unterscheidung von den Opfern - eine Unterscheidung, die Ihr Euch in Gestalt Eurer irdischen Ausschweifungen ständig selbst vor Augen halten

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