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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Druck und die immer größer werdende Not mindern, denen sich die Leute ausgesetzt sahen - nicht nur hier in Letheras, sondern überall im Imperium. Zu viele nervenaufreibende Gerüchte von Schlachten und Niederlagen. Der Mangel an harten Münzen, das merkwürdige Verschwinden ungelernter Arbeitskräfte, die Geschichten über einst sichere Familien, die zu Schuldnern geworden waren. Das Getuschel über große finanzielle Beteiligungen, die wankten wie Bäume mit verfaulten Wurzeln. Heldenhafte Siege waren vonnöten, und dieser Tag würde einen bringen. Karos Invictad hatte den größten aller Verräter gefunden, und er, Tanal Yathvanar, würde die Verhaftung vornehmen. Und diese Tatsache werden sie erfahren. Mein Name im Zentrum von allem, was an diesem Taggeschehen wird. Dafür werde ich sorgen.
    Karos Invictad war nicht der einzige Mann, der geübt darin war, Ruhm einzuheimsen.
     
    Alte Städte besaßen viele Geheimnisse. Der durchschnittliche Bürger wurde in einer Fuge unermesslicher Unwissenheit geboren, lebte darin und starb in ihr. Der Abtrünnige wusste, dass er seine Verachtung für die Menschheit gut gelernt hatte, für die Schlacke eines Daseins als Sterblicher, das Blindheit Sehvermögen nannte, Unwissenheit Verständnis und Einbildung Glaube. Er hatte oft genug den willentlichen Bruch gesehen, den Menschen herbeiführten, wenn sie die Kindheit (und das Wunder ihrer unendlichen Möglichkeiten) hinter sich ließen, als wäre die Existenz daran gebunden, sowohl die uneingeschränkten Träume als auch den furchtlosen Ehrgeiz zu opfern, den man brauchte, um diese Träume zu verwirklichen. Als wären diese selbst auferlegten Beschränkungen, die dazu verwendet wurden, Fehlschläge zu rechtfertigen, ebenfalls Tugenden, die man den Tugenden der frommen Selbstgerechtigkeit und der Herablassung gegenüber Geißlern hinzufügen müsste.
    Oh, aber seht ihn euch an, hier und jetzt, seht euch an, was er zu tun beabsichtigt. Die alten Geheimnisse der Stadt zu Dingen zu machen, die man benutzen konnte - und zwar dazu benutzen, grausame Ziele zu erreichen. Aber war er nicht ein Gott? War dies hier nicht seine Sphäre? Wenn alles, was existierte, nicht dafür offenstand, benutzt und - ja, in der Tat - missbraucht zu werden - welchen Sinn hatte es dann?
    Er schritt durch die geisterhaften Wände, die überschwemmten Ebenen, und gestand sich dabei ein, dass er sich vage verborgener, größtenteils nicht zu erkennender Muster und Strukturen bewusst war, der Anordnung von Dingen, die Bedeutung besaßen, auch wenn es ihm nicht möglich war, diese Bedeutung zu verstehen - nicht mit einem Geist, wie er ihn besaß, für den all das etwas Fremdes blieb, etwas, das in den toten Zeitaltern der fernen Vergangenheit verloren war.
    Es gab allerdings zahllose Manifestationen, von denen nur wenige für die Sterblichen wahrnehmbar waren, zwischen denen er nun wandelte - ungesehen wandelte, weniger als ein kalter Luftzug im Genick -, und der Abtrünnige ging weiter und beobachtete all die Einzelheiten, die seine Aufmerksamkeit erregten.
    Als er den Ort fand, den er suchte, machte er halt. Vor ihm erhoben sich die Mauern eines Anwesens. Es war kein anderes als das, welches dem verstorbenen Gerun Eberict gehört hatte. Jetzt war es verlassen, was an dem Knäuel aus gesetzlichen Ansprüchen lag, in dem die Frage, wer sein Eigentümer war, sich dauerhaft verstrickt hatte. Wie es schien, hatte Gerun Eberict all seinen Reichtum mit in den Tod genommen, eine Tatsache, die den Abtrünnigen ungemein erheiterte.
    Die Grundfläche des großen Hauptgebäudes überschnitt sich mit den unbemerkten Fundamenten eines älteren Bauwerks, das sich hier einst erhoben hatte, an drei Seiten von offenem Wasser umgeben: zwei abgeschnittenen Kanälen und einem Wasserlauf, die von tiefen artesischen Brunnen mit kaltem, schmutzigem Wasser gespeist wurden, das sich unter einer riesigen Kalksteinschicht befand, die ihrerseits unter einer dicken Schicht aus Schlick, Sandlinsen und Lehmfächern lag. Besagte Kanäle waren wichtig gewesen, genau wie die Tatsache, dass es an der vierten Seite unter etwas, das siebentausend Jahre zuvor eine Straße gewesen war, einen begrabenen Tunnel aus gebrannten Ton gegeben hatte. In diesem Tunnel war - getrennt von allen anderen örtlichen Quellen - Wasser aus den Tiefen des Flusses geflossen. Und so war auf allen vier Seiten das kostbare Lebensblut des Älteren Gottes vorhanden gewesen, der in dem Tempel angebetet worden war, der

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