Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Tonmaske. Dieses Fleisch auf meinen Knochen? Es bewegt Gliedmaßen, die nichts weiter als Werkzeuge sind. Ich habe meine Hände ins Meer gehalten, bis jegliches Gefühl aus ihnen verschwunden war, Rhulad. Bis alles Leben fort war. Aus meinem ehemals trotzigen Griff.« Udinaas lächelte. »Und jetzt frage ich dich, Rhulad Sengar, wer ist der Sklave?
    Ich stehe am Ende der Ketten. An vorletzter Stelle. Einen Satz Handschellen gibt es noch. Hier, kannst du ihn sehen? Ich stehe hier und warte auf dich.«
    Nisall sprach, während sie vorglitt. Sie war nackt, und sie bewegte sich wie eine Schlange im Kerzenlicht. »Ich habe dich ausspioniert, Rhulad. Habe alle deine Geheimnisse herausgefunden, und ich habe sie jetzt bei mir, wie Samen in meinem Schoß, und schon bald wird mein Bauch anschwellen, und die Ungeheuer werden hervorkommen, eines nach dem anderen. Ausgeburten deines Samens, Rhulad Sengar. Abscheulichkeiten, alle miteinander. Und du hast dir eingebildet, das wäre Liebe? Ich war deine Hure. Die Münzen, die du mir in die Hand gedrückt hast, haben meinen Lebensunterhalt gesichert, aber es war nicht genug.
    Ich stehe irgendwo, wo du mich niemals finden wirst. Ich, Rhulad - ich warte nicht auf dich.«
    Die beiden Letzten blieben stumm. Sein Vater. Seine Mutter.
    Er konnte sich daran erinnern, wann er sie zuletzt gesehen hatte, an jenem Tag, da er sie dazu verdammt hatte, angekettet im Bauch dieser Stadt zu hausen. Oh, das war so schlau gewesen, was?
    Aber wenige Augenblicke zuvor hatte eine der Wachen des Kanzlers um Audienz gebeten. Es gab ein schreckliches Ereignis zu berichten. Die Stimme des Letherii hatte gezittert wie eine schlecht gestimmte Leier. Eine Tragödie. Ein Irrtum beim Schichtwechsel der Gefängniswärter. Eine Woche war vergangen, ohne dass jemand zu ihren Zellen hinuntergestiegen war. Kein Essen, aber - leider - sehr viel Wasser.
    Eine ansteigende Flut, genauer gesagt.
    »Mein Imperator, sie sind ertrunken. Das Wasser steht brusthoch in den Zellen, Majestät. Ihre Ketten … sie waren nicht lang genug. Nicht lang genug. Der Palast weint. Der Palast wehklagt. Das ganze Imperium lässt den Kopf hängen, Majestät.
    Kanzler Triban Gnol ist geschwächt, Majestät. Er hat sich ins Bett gelegt, ist unfähig, seinen Kummer in Worte zu fassen.«
    Rhulad konnte auf den zitternden Mann hinunterstarren, oh ja, auf ihn hinunterstarren mit dem ausdruckslosen Gesicht eines Mannes, der den Tod wieder und wieder erfahren hatte - bis er weit über jedes Gefühl hinaus war. Er konnte auf den Mann hinunterstarren und auf die leeren Worte lauschen, die auf angemessene Weise Entsetzen und Trauer zum Ausdruck brachten.
    Und im Geist des Imperators konnten diese Worte sein: Ich habe sie da hinuntergeschickt, damit sie ertrinken. Ohne eine einzige Wette abgeschlossen zu haben.
    Die steigenden Fluten, dieser schmelzende, dieser sinkende Palast. Dieses Ewige Domizil. Ich habe meinen Vater ertränkt. Und meine Mutter. Er konnte die Zellen sehen, die schwarze Flut, die Rillen an der Wand, an der sie am äußersten Ende ihrer Ketten verzweifelt gekratzt hatten. Er konnte es alles sehen.
    Und so standen sie da. Stumm. Die Körper verwest und von Gasen aufgebläht. Um ihre weißen, runzligen Füße bildeten sich Schlammpfützen. Ein Vater, auf dessen Schultern Rhulad geritten war und dabei vor Lachen gequietscht hatte, ein Kind auf seinem Gott, als es mit grenzenloser Macht und Kraft den Strand entlanggerannt war, mit dem Versprechen von Sicherheit in Gestalt eines zarten Kusses auf die Stirn dieses Kindes.
    Eine Mutter - nein, das reicht. Ich sterbe und sterbe. Mehr Tode als irgendjemand sich vorstellen kann, oh ja. Ich sterbe und ich sterbe … und ich sterbe.
    Aber wo ist mein Frieden?
    Seht ihr, was mich erwartet? Seht sie euch an!
    Rhulad Sengar, der Imperator der Tausend Tode, saß allein auf seinem Thron und träumte von Frieden. Aber nicht einmal der Tod konnte ihm das bieten.
     
    Im gleichen Augenblick stand sein Bruder Trull Sengar unweit von Onrack, während die jungen Emiava sich hinter ihnen im Dreck wälzten, und schaute voller Verwunderung zu, wie Ben Adaephon Delat, ein Hohemagier des malazanischen Imperiums, durch den flachen Fluss stapfte. Ungeachtet der Tatsache, dass das Wasser so eiskalt war, dass es drohte, sein Fleisch, seine Knochen, die Gefühle seines Geistes zu betäuben - nichts konnte ihn davon abhalten.
    Als der Schnelle Ben die einzelne Gestalt gesehen hatte, die aus den Büschen am

Weitere Kostenlose Bücher