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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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der Krieg entlang der gesamten Ostgrenze.
    Nicht ganz zufällig mit der Strafinvasion verquickt, die an der Nordwestküste begonnen hatte, steht ohne Zweifel fest, dass sich Imperator Rhulad Sengar in der Tat belagert gefühlt hat…
    Die Asche des Aufstiegs
    Die Geschichte Lethers, Band IV
    Calasp Hivanar
     
    W as ihre kindlich-kindischen Träume von der Liebe anging, hatte sie sich nicht von anderen Kindern unterschieden. Träume von einem großen, stolzen Helden, der in ihr Leben treten, sie in die Arme nehmen und alle Ängste vertreiben würde, wie Schlamm von einem Bach weggeschwemmt wird, um in irgendeinem fernen Ozean zu verschwinden. Der Segen von Klarheit und Einfachheit, gute Güte, ja, das war ein in höchsten Ehren gehaltener Traum gewesen.
    Obwohl Seren Pedac sich an dieses Kind erinnern konnte - an die Schmerzen, die in ihrem Bauch rumort hatten, während sie sich nach Erlösung gesehnt hatte, und die doch in all ihren möglichen Auslöschungen höchst köstliche Schmerzen gewesen waren - versank sie keineswegs in nostalgische Gefühle. Ein Kind hatte das Recht auf ein falsches Bild von der Welt - und das war nichts, worüber man sich ärgern musste -, nur war es dieses falsche Bild nicht wert, dass man als Erwachsener irgendeinen sehnsuchtsvollen Gedanken daran verschwendete.
    Einige Zeit lang - genau genommen hatte es recht lange gedauert, bis ihr närrischer Traum endgültig verblasst war - hatte die junge Seren Pedac schließlich geglaubt, in Hull Beddict ihren bewunderungswürdigen Helden gefunden zu haben, ihren stattlichen Märchenprinzen, dessen Blicke eine Wohltat für ihr Herz gewesen waren. Und so hatte sie erfahren, dass Reinheit ein Gift war, die Reinheit ihres Glaubens, genauer gesagt, des Glaubens, dass es solche Helden gab. Für sie. Für alle.
    Hull Beddict war in Letheras gestorben. Oder vielmehr sein Körper war dort gestorben. Der Rest war schon Jahre zuvor in ihren Armen gestorben. In gewisser Weise hatte sie ihn benutzt, und vielleicht nicht nur benutzt, sondern auch vergewaltigt. Hatte seinen Glauben verschlungen, seine Vision gestohlen - diejenige, die er von sich selbst gehabt hatte, von seinem Platz in der Welt, von der Bedeutung, die er - wie jeder Mann - seinem eigenen Leben verleihen wollte. Sie hatte ihren Helden gefunden und ihn dann auf unterschwellige und grausame Weise durch den Zusammenprall mit der Wirklichkeit zerstört. Der Wirklichkeit, wie sie sie damals gesehen hatte und wie sie sie immer noch sah. Das war das Gift in ihrem Innern gewesen, der Kampf zwischen dem Traum des Kindes und dem verdorbenen Zynismus, der ins Erwachsenendasein gesickert war. Und Hull war gleichermaßen ihre Waffe wie ihr Opfer gewesen.
    Sie war ebenfalls vergewaltigt worden. Betrunken in einer Hafenstadt, die sich selbst zerfleischt hatte, als die Armeen der Tiste Edur umgeben von Rauch, Flammen und Asche hereingestürmt waren. Ihr Körper war zu einer Waffe gemacht worden, ihre Seele zu einem Opfer. Und so waren ihre späteren Versuche, sich selbst zu töten, weder überraschend gewesen, noch hätten sie blankes Erstaunen auslösen dürfen. Außer bei denen, die nicht verstehen konnten und niemals verstehen würden.
    Seren tötete, was sie liebte. So war es bei Hull gewesen, und falls jemals der Tag kommen sollte, an dem sich jene tödliche Blume in ihrem Herzen erneut öffnete, würde sie wieder töten. Ängste konnte man nicht beiseiteschieben. Ängste kehrten als Fluten zurück, in denen man ertrinken konnte, und zogen einen hinunter in die Dunkelheit. Ich bin Gift.
    Haltet euch fern. Haltet euch alle fern von mir.
    Sie saß mit dem Imass-Speer quer über den Knien da, aber es war das Gewicht des Schwertes, das sie an ihrer linken Hüfte gegürtet hatte, das sie nach unten zu ziehen drohte, als bestünde die Klinge nicht aus gehärtetem Stahl, sondern aus den Gliedern einer Kette. Er hat nichts damit sagen wollen. Du hast nichts damit sagen wollen, Trull. Ich weiß das. Außerdem bist du tot, genau wie Hull. Dir wurde die Gnade gewährt, nicht in meinen Armen zu sterben. Sei dankbar dafür.
    Nostalgische Gefühle oder nicht, das Kind, das noch immer in ihrem Innern war, kroch vorwärts, zaghaft, immer nur ein kleines Stückchen. Es war ungefährlich - das war es doch, oder? -, es war ungefährlich, die kleinen narbenlosen Hände zu einer Schüssel zu formen und im Stillen, im Ach-so-Geheimen den alten Traum neu erstrahlen zu lassen. Es war ungefährlich, weil Trull tot war. Niemand

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