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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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würde Schaden erleiden, niemand.
    Löse die Spannung in deinem Bauch - nein, weiter unten. Schließlich war sie mittlerweile eine erwachsene Frau. Löse sie, ja, warum nicht? Für eine, die Gift ist, liegt großes Vergnügen in der Qual. In wilder Sehnsucht. In der bedeutungslosen Erkundung begeisterter Kapitulation, Unterwerfung - nun ja, eine Unterwerfung, die in Wirklichkeit Herrschaft war - es hat keinen Sinn, ein großes Geheimnis daraus zu machen. Ich kapituliere, um zu fordern. Verzichte, um zu herrschen. Ich fordere die Vergewaltigung heraus, denn der Vergewaltiger bin ich, und dieser Körper hier ist meine Waffe, und du, mein Geliebter, bist mein Opfer.
    Denn Helden sterben. Wie Udinaas sagt: Es ist ihr Schicksal.
    Die Stimme, die Mockra - das Gewirr des Verstandes - war, hatte seit jenem ersten Mal nicht mehr zu ihr gesprochen, als wenn es nichts mehr zu sagen gegeben hätte. Sie musste disziplinierte Kontrolle erlernen und den Verlockungen der Herrschaft widerstehen. Und sie schaffte beides. Gerade so eben.
    Dabei dienten die Echos der Vergangenheit dazu, sie abzulenken, sie in Augenblicke lustvoller Sehnsucht nach einem Mann, der inzwischen tot war - nach einer Liebe, die niemals Wirklichkeit werden konnte -, einzulullen. Was das anging, konnte selbst die Vergangenheit zu einer Waffe werden, die sie schwang, um die Gegenwart und ja, auch die Zukunft abzuwehren. Aber auch hierbei gab es Gefahren. Etwa jenen Augenblick wieder aufzusuchen, in dem Trull Sengar sein Schwert gezogen und es dann in ihre Hände gelegt hatte. Er wollte, dass ich in Sicherheit bin. Das ist alles. Ist es Anmaßung, darin mehr zu sehen? Auch nur Honig auf Begehren zu träufeln?
    Seren Pedac blickte auf. Die schreckliche Versammlung - ihre Kameraden - war weder versammelt noch kameradschaftlich. Udinaas war unten am Bach, drehte auf der Suche nach Flusskrebsen - nach irgendetwas, das ihre Mahlzeiten abwechslungsreicher gestalten würde - Steine um, und das eisige Wasser hatte seine Hände erst rot und dann blau werden lassen. Aber es schien, als würde ihn das nicht kümmern. Kessel saß unweit eines Felsblocks; sie hatte sich eng zusammengekauert, um dem schneidenden Wind zu entgehen, der das Tal heraufgerast kam. Sie war in den letzten paar Tagen in ein für sie untypisches Schweigen verfallen und schaute niemandem in die Augen. Silchas Ruin stand dreißig Schritte entfernt am Rande eines Uberhangs aus geschichtetem Fels und schien den weißen Himmel zu mustern - einen Himmel, der den gleichen Farbton hatte wie seine Haut. »Die Welt ist sein Spiegel«, hatte Udinaas kurz zuvor gesagt, und danach hatte er hart aufgelacht und war zum Bach hinuntergegangen. Clip saß auf einem flachen Felsen ungefähr in der Mitte zwischen Silchas Ruin und allen anderen. Er hatte seine Waffen ausgebreitet, um sie einmal mehr gründlich zu überprüfen, als wäre Besessenheit eine Tugend. Seren Pedacs Blick glitt über sie alle hinweg, ehe er schließlich an Forcht Sengar hängenblieb.
    Der Bruder des Mannes, den sie liebte. Oh, war das so leicht auszusprechen? Leicht vielleicht in seiner Falschheit. Oder in seiner schlichten Wahrheit. Forcht glaubte, dass Trulls Geschenk mehr war als das, was es schien; er glaubte, dass nicht einmal Trull selbst sich seiner eigenen Beweggründe voll und ganz bewusst gewesen war. Dass der Edur-Krieger mit dem traurigen Gesicht in ihr, Seren Pedac, der Freisprecherin, einer Letherii, etwas gefunden hatte, was er noch in niemandem zuvor gefunden hatte. Nicht in einer einzigen der zahllosen schönen Frauen der Tiste Edur, die er gekannt haben musste. Junge Frauen, deren Gesichter noch nicht von vielen Jahren rauen Wetters und noch raueren Kummers gezeichnet waren. Frauen, die keine Fremden waren. Frauen, deren Visionen von der Liebe immer noch rein waren.
    Diese Sphäre, in der sie sich nun befanden - war das wirklich die Sphäre der Dunkelheit? Kurald Galain? Aber warum war der Himmel dann weiß? Warum konnte sie mit beinahe schmerzhafter Klarheit so weit in die Ferne sehen, dass ihr Verstand zu taumeln begann? Das Tor selbst war tintig schwarz, undurchdringlich gewesen - sie war blind dahingestolpert und hatte den unebenen, steinigen Boden unter ihren Füßen verflucht -, zwanzig, dreißig Schritte, und dann war da Licht gewesen. Ein von Felsen übersätes Panorama, und da und dort ein toter Baum, der sich krumm in den perlmuttfarbenen Himmel reckte.
    Zu dem Zeitpunkt, der hier als Abenddämmerung galt, nahm dieser

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