Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
Letherii. Leider mangelt es dir an so viel Taktgefühl.«
»Taktgefühl? Scheiß aufs Taktgefühl, Clip.«
Das Lächeln wurde härter. »Du wirst hier nicht gebraucht, Udinaas. Ich hoffe, du weißt das.«
Seren Pedac zuckte zusammen. Ihr Gesicht war angespannt. »Es hat keinen Sinn, sich …«
»Ist schon in Ordnung, Freisprecherin«, sagte Udinaas. »Ich habe den heuchlerischen Quatsch sowieso allmählich satt. Wo führt diese Straße hin, Clip? Und wenn wir sie verlassen - wo werden wir uns dann wiederfinden?«
»Ich bin überrascht, dass du das noch nicht erraten hast.«
»Nun, ich habe es erraten.«
Seren Pedac blickte Udinaas stirnrunzelnd an. »Wirst du es mir dann also sagen?«, fragte sie.
»Das kann ich nicht. Es ist ein Geheimnis - und ja, ich weiß, was ich über heuchlerisches Getue gesagt habe, aber auf diese Weise werdet Ihr vielleicht am Leben bleiben. Im Augenblick - und angesichts dessen, was geschehen wird - habt Ihr die Chance, einfach fortzugehen, wenn alles gesagt und alles getan sein wird.«
»Wie großzügig von dir«, sagte sie müde und blickte weg.
»Er ist ein Sklave«, sagte Forcht Sengar. »Er weiß nichts, Freisprecherin. Wie könnte er auch? Er hat Netze geflickt. Er hat feuchte Binsen auf dem Fußboden zusammengefegt und dann neue gestreut. Er hat Austern aus der Schale gekratzt.«
»Und eines Nachts«, sagte Udinaas, »habe ich eine weiße Krähe am Ufer gesehen.«
Plötzlich waren alle still.
Schließlich schnaubte Silchas Ruin. »Das bedeutet gar nichts. Außer, dass es vielleicht eine Vorahnung meiner Wiedergeburt war. Deshalb könnte es sein, dass du eine Art Seher bist, Udinaas. Oder ein Lügner.«
»Wahrscheinlicher ist wohl, dass ich beides bin«, sagte Udinaas. »Doch da war eine weiße Krähe. Ist sie durch die Dunkelheit geflogen, oder durch die Abenddämmerung? Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, der Unterschied ist… nun ja, bedeutsam. Ich meine, es könnte einige Mühe wert sein, sich genau zu erinnern. Aber die Tage, an denen ich hart an irgendetwas gearbeitet habe, sind vorbei.« Er warf einen Blick auf Silchas Ruin. »Wir werden es schon bald herausfinden.«
»Das ist sinnlos«, verkündete Clip, der sich zurücksinken ließ, bis er auf dem harten Boden flach auf dem Rücken lag. Die Hände hinter dem Kopf verschränkt, starrte er zum schwarzen, leeren Himmel hinauf.
»Das hier ist also eine Straße, ja?«, fragte Udinaas - anscheinend niemand Bestimmten. »Ein Geschenk von Vater Licht. Das ist der interessante Teil. Und deshalb ist die Frage, die ich gerne stellen würde, folgende: Sind wir hier die Einzigen?«
Clip setzte sich auf.
Udinaas lächelte ihn an. »Oh, Ihr habt es gespürt, oder? Die flaumigen Haare in Eurem Nacken versuchen sich aufzustellen. Ihr habt es gespürt. Gerochen. Ein Lufthauch, wie von einem hohen Wind. Der Euch auf merkwürdige Weise ein wenig frösteln lässt. All so was.«
Silchas Ruin stand auf. In seinem Gesicht zeichnete sich Groll ab. »Menandore«, sagte er.
»Ich würde sagen, sie hat mehr Anspruch auf diese Straße als wir«, sagte Udinaas. »Aber Clip hat uns hierhergebracht, weil er ein so gütiges Herz hat. Welch edle Absichten.«
»Sie verfolgt uns«, murmelte Silchas Ruin. Er legte die Hände an die Griffe seiner singenden Schwerter. Dann richtete er den Blick finster nach oben. »Vom Himmel aus.«
»Weil Eure elenden Familienfehden das Einzige sind, für das es sich zu leben lohnt, stimmt’s?«
Forcht Sengar wirkte beunruhigt. »Ich verstehe nicht. Warum folgt uns Schwester Dämmer? Was kümmert sie die Seele von Scabandari?«
»Der Finnest«, sagte Clip leise. Und dann, lauter: »Blutauges Seele, Edur. Sie will sie für sich selbst beanspruchen. Ihre Macht.«
Udinaas seufzte. »Also, Silchas Ruin, welch schreckliche Tat habt Ihr Eurer sonnenverschlossenen Schwester angetan? Oder Eurer Tochter oder in welchem Verwandschaftsverhältnis auch immer sie zu Euch steht? Warum ist sie hinter Eurem Blut her? Was habt Ihr Euch alle bloß gegenseitig vor vielen Jahrtausenden angetan? Könnt Ihr Euch nicht einfach einen Kuss geben und Euch wieder versöhnen? Nein, ich nehme an, das könnt Ihr nicht.«
»Es hat kein Verbrechen gegeben«, sagte Silchas Ruin. »Wir sind Feinde im Namen unseres Ehrgeizes, auch wenn ich es gern anders hätte.
Aber wenn man so lange lebt wie wir, ist es anscheinend das Einzige, das einen aufrecht hält. Sonst gibt es nichts - nur Wut und Hunger.«
»Ich schlage einen großen
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