Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
»Entweder das, oder sie hat Chaos aus dem Hinterhalt überfallen, ihren Feind überrascht. Wurde alles Sein durch Verrat geboren, Clip? Ist das der Kern Eurer Überzeugung? Kein Wunder, dass Ihr Euch alle gegenseitig an die Kehle geht.« Hör gut zu, Silchas Ruin; ich bin dir dichter auf den Fersen, als du es dir jemals vorgestellt hast. Was, wie er dann dachte, vielleicht nicht sonderlich klug war; tatsächlich könnte es sich als tödlich erweisen. »Jedenfalls muss auch Mutter Dunkel selbst aus irgendetwas geboren worden sein. Aus einer Verschwörung innerhalb des Chaos. Irgendein noch nie dagewesenes Bündnis an einem Ort, wo alle Bündnisse verboten waren. Also … noch ein Verrat.«
Forcht Sengar beugte sich leicht nach vorn. »Udinaas, woher wusstest du, dass uns jemand folgt? Dass Menandore uns folgt?«
»Sklaven müssen alle ihre Sinne schärfen, Forcht Sengar. Denn unsere Herren sind wankelmütig. Du wachst vielleicht eines Morgens mit Zahnschmerzen auf, so dass du dich elend fühlst und schlechte Laune hast, und als Folge davon kann es einer ganzen Sklavenfamilie schlecht ergehen, noch ehe es Mittag ist. Ein toter Ehemann oder eine tote Ehefrau. Ein toter Vater oder eine tote Mutter. Oder beides. Geschlagen, lebenslang verstümmelt, geblendet, tot - in unseren Schatten warten alle Möglichkeiten.«
Er glaubte nicht, dass Forcht überzeugt war, und er musste sich eingestehen, dass seine Erklärung schwach war. Schon klar, diese geschärften Sinne mochten ausreichen, dass sich die Nackenhärchen aufstellten, dass man instinktiv spürte, dass etwas einem folgte. Aber das war nicht das Gleiche wie zu wissen, dass es Menandore war. Ich war unachtsam, denn ich habe verraten, was ich weiß. Ich wollte die Narren aus dem Gleichgewicht bringen, aber das hat sie nur noch gefahrlicher gemacht. Für mich.
Denn jetzt wissen sie - oder sie werden es nur zu bald wissen -, dass dieser nutzlose Sklave nicht allein wandert.
Im Augenblick hatte aber anscheinend niemand Lust, ihn herauszufordern.
Sie packten die Decken aus, legten sich hin, um ein bisschen unruhigen Schlaf zu bekommen. Dunkel, das nicht dunkel war. Licht, das kein Licht war. Sklaven, die möglicherweise Herren waren, und irgendwo vor ihnen, am Himmel über ihren Köpfen, eine ausgefranste Sturmwolke, gefüllt mit Donner, Blitzen und karmesinrotem Regen.
Sie wartete, bis die Atemzüge des Sklaven tiefer und länger wurden und im Schlafrhythmus kamen und gingen. Die Gewissenskriege waren vorbei. Udinaas hatte genügend geheimes Wissen gezeigt, um das, was sie vorhatte, zu rechtfertigen. Er hatte sein Dasein als Sklave niemals hinter sich gelassen, und jetzt war Menandore seine Herrin, eine Kreatur, die nach allem, was man hörte, genauso verräterisch, grausam und kaltblütig war wie alle anderen Mitglieder dieser uralten Familie von Wesen, die vielleicht Götter waren.
Mockra erwachte in ihrem Geist flüsternd zum Leben, so frei wie ein wandernder Gedanke, nicht mehr eingeschränkt von einer Schale aus harten Knochen oder den ausgetretenen Pfaden des Geistes. Ein Fühler, der sich hob, in der Luft über ihr schwebte; sie gab ihm die Form einer Schlange, mit forschendem Kopf, einer züngelnden Zunge, die nach Udinaas’ Geruch suchte, nach der Seele des Mannes - da, sie glitt los, um näher heranzukommen, eine Berührung…
Heiß!
Seren Pedac spürte, wie die Schlange zurückzuckte, spürte, wie die Kräuselungen in Wogen aus kochender Hitze zu ihr zurückschwappten.
Fieberträume, das Feuer von Udinaas’ Seele. Der Mann bewegte sich unruhig unter seiner Decke.
Sie musste geschickter sein, musste die Essenz der Schlange benutzen, die sie ausgewählt hatte. Sie schob sich wieder vorwärts, fand die tobende Esse und grub sich dann darunter, in den heißen Sand. Oh, da war Schmerz, ja, aber es war nicht, wie ihr jetzt klar wurde, ein innerer Ofen in seiner Seele. Es war die Sphäre, in die sein Traum ihn geführt hatte, eine Sphäre aus glühendem Licht…
Ihre Augen öffneten sich, und sie blickte auf eine zerrissene Landschaft. Felsblöcke, die von der Sonne rot und brüchig gebacken waren. Schwere, heiße Luft, der Atem eines Brennofens. Über ihr ein verbrannter weißer Himmel.
Zehn Schritte entfernt stolperte Udinaas vor sich hin.
Sie schickte ihre Schlange sich schlängelnd hinterher.
Ein gewaltiger Schatten glitt über sie hinweg. Udinaas wirbelte herum und verdrehte sich, um nach oben zu blicken, als der Schatten vorbei- und dann
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