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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Himmel einen merkwürdig grellen rosafarbenen Ton an, ehe er sich allmählich zu Purpur und Blau und schließlich Schwarz verdunkelte. Das war dann also eine normale Abfolge von Tag und Nacht. Was bedeutete, dass es irgendwo hinter diesem Mantel aus Weiß eine Sonne geben musste.
    Eine Sonne in der Sphäre des Dunkels? Sie verstand das alles nicht.
    Forcht Sengar, der bisher den abseits stehenden Silchas Ruin beobachtet hatte, drehte sich um und näherte sich der Freisprecherin. »Jetzt dauert es nicht mehr lange«, sagte er.
    Sie blickte stirnrunzelnd zu ihm auf. »Nicht mehr lange, bis was?«
    Er zuckte die Schultern, den Blick auf den Imass-Speer geheftet. »Ich glaube, Trull hätte diese Waffe zu schätzen gewusst. Mehr als Ihr sein Schwert schätzt.«
    Wut loderte in ihr auf. »Er hat es mir gesagt, Forcht. Er hat mir sein Schwert gegeben, nicht sein Herz.«
    »Er war abgelenkt. Seine Gedanken kreisten darum, dass er bald zu Rhulad zurückkehren würde - zu einer letzten Audienz bei seinem Bruder. Er konnte es sich nicht leisten, an … andere Dinge zu denken. Doch diese anderen Dinge haben sich seiner Hände bemächtigt, und die Geste wurde gemacht. In jenem Ritual hat die Seele meines Bruders gesprochen.«
    Sie blickte weg. »Es spielt keine Rolle mehr, Forcht.«
    »Für mich schon.« Sein Tonfall war hart und bitter. »Es kümmert mich nicht, wie Ihr die Sache einschätzt, was Ihr Euch selbst jetzt einzureden versucht, um zu verhindern, dass Ihr irgendetwas fühlt. Einst hat einer meiner Brüder die Frau gefordert, die ich geliebt habe. Ich habe mich ihm nicht widersetzt, und jetzt ist sie tot. Überall, wo ich hinschaue, Freisprecherin, sehe ich ihr Blut, ganze Bäche von ihrem Blut. Am Ende werde ich darin ertrinken, aber das spielt keine Rolle. Solange ich lebe, solange ich den Wahnsinn auf Abstand halte, Seren Pedac, werde ich Euch beschützen und verteidigen, weil einer meiner Brüder sein Schwert in Eure Hände gelegt hat.«
    Nach diesen Worten schritt er davon, und sie konnte ihn immer noch nicht ansehen. ForchtSengar, du Narr. Du bist genau so ein Narr, wie jeder andere Mann. Was habt ihr nur immer mit euren Gesten? Mit eurer Bereitschaft, euch zu opfern? Warum gebt ihr euch uns hin, ihr alle? Wir sind keine reinen Gefäße. Wir sind nicht unschuldig. Wir werden eure Seelen nicht wie ein kostbares, zerbrechliches Juwel behandeln. Nein, du Narr, wir werden sie missbrauchen, als wenn es unsere eigenen wären, oder als wenn sie weniger wert als das wären - falls das überhaupt möglich ist.
    Steine knirschten, und plötzlich hockte Udinaas vor ihr. In seinen zu einer Schale geformten Händen war ein kleiner Fisch. Der gefangen in einer winzigen, immer kleiner werdenden Pfütze zappelte.
    »Hast du vor, ihn in sechs Teile zu teilen, Udinaas?«
    »Darum geht es nicht, Freisprecherin. Seht ihn Euch an. Seht ihn genau an. Seht Ihr es? Er hat keine Augen. Er ist blind.«
    »Und ist das wichtig?« Doch das war es, wie ihr klar wurde. Sie schaute ihn stirnrunzelnd an, sah das Glitzern in seinen Augen. »Wir sehen nicht, was hier wirklich ist, stimmt’s?«
    »Dunkelheit«, sagte er. »Die Höhle. Der Mutterleib.«
    »Aber … wie?« Sie schaute sich um. Die Landschaft aus zerbrochenen Felsen, die blassen Flechten und Moose und die sehr toten Bäume. Der Himmel.
    »Ein Geschenk - oder ein Fluch«, sagte Udinaas, während er sich aufrichtete. »Sie hat sich einen Ehemann genommen, oder?«
    Sie sah ihm hinterher, wie er zum Bach zurückging, sah, wie er den blinden Fisch sanft wieder ins rasch dahinfließende Wasser zurücksetzte. Eine Geste, die Seren nicht von ihm erwartet hätte. Sie? Wer hat sich einen Ehemann genommen?
    »Ein Geschenk oder ein Fluch«, sagte Udinaas, als er wieder zu ihr trat. »Der Streit tobt immer noch.«
    »Mutter Dunkel … und Vater Licht.«
    Er grinste sein übliches kaltes Grinsen. »Endlich kriecht Seren Pedac wieder aus ihrer Grube. Ich habe über die drei Brüder nachgedacht.« Drei Brüder?
    Er fuhr fort, als wüsste sie, von wem er sprach. »Die Brut von Mutter Dunkel, ja, klar, aber davon hat es jede Menge gegeben, oder? War da etwas, was diese drei von den anderen unterschieden hat? Andarist, Anomander, Silchas. Was hat Clip uns erzählt? Ach ja, richtig - nichts. Aber wir haben die Wandbehänge gesehen, oder? Andarist - schwarz wie die Mitternacht. Anomander mit gleißend weißen Haaren. Und hier, Silchas, unsere wandelnde blutleere Abscheulichkeit, weißer als jeder

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