Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
Leichnam, aber genauso freundlich. Also was hat das große Zerwürfnis zwischen den Söhnen und ihrer Mutter verursacht? Vielleicht war es nicht die Tatsache, dass sie für Licht die Beine breit gemacht hat, wie für einen Stiefvater, den niemand wollte. Vielleicht ist das alles eine Lüge, eine von denen, die so wunderbar praktisch sind. Vielleicht lag es vielmehr daran, dass sie herausgefunden haben, wer ihr Vater war.«
Sie konnte nicht anders, als seinem Blick zu folgen, der auf Silchas Ruin gerichtet war. Doch dann schnaubte sie und wandte sich ab. »Spielt das eine Rolle?«
»Ob es eine Rolle spielt? Jetzt noch nicht«, sagte Udinaas. »Aber es wird eine Rolle spielen.«
»Warum? Jede Familie hat ihre Geheimnisse.«
Er lachte. »Ich habe meine eigene Frage. Wenn Silchas Ruin außen ganz Licht ist, was muss er dann innen sein?«
»Die Welt ist sein Spiegel.«
Aber die Welt, die wir jetzt sehen, ist eine Lüge.
»Udinaas, ich dachte, die Tiste Edur wären die Kinder von Mutter Dunkel und Vater Licht.«
»Nachfolgende Generationen vermutlich. Nicht auf irgendeine offensichtliche Weise mit diesen drei Brüdern verbunden.«
»Scabandari.«
»Ja, ich nehme es an. Vater Schatten, richtig? Oh, was war das für eine Familie! Und vergessen wir die Schwestern nicht! Menandore mit ihrem wütenden Feuer der Morgendämmerung, Sheltatha Lore, die liebende Abenddämmerung, und Sukul Ankhadu, die verräterische Schlampe der Nacht. Hat es noch andere gegeben? Es muss welche gegeben haben, aber sie sind seither auf der Strecke geblieben. Mythen ziehen schließlich Zahlen vor, mit denen man umgehen kann, und drei passt immer am besten. Drei von diesem, drei von jenem.«
»Aber Scabandari wäre der vierte …«
»Andarist ist tot.«
Oh. »Andarist ist tot.« Und woher weißer das alles? Wer spricht in deinen nächtlichen Fieberträumen zu dir, Udinaas?
Sie konnte es herausfinden, begriff sie plötzlich. Sie konnte hineinschlüpfen, wie ein Geist. Sie konnte ihm mit der magischen Kraft Mockras sein Wissen stehlen. Ich könnte den Verstand von jemandem vergewaltigen, das ist es, was ich eigentlich meine. Ohne, dass er es jemals erfahren würde.
Es gab Notwendigkeiten, oder? Etwas Schreckliches kam. Udinaas wusste, was es sein würde. Oder zumindest, was es sein konnte. Und Forcht Sengar - der hatte gerade geschworen, sie zu beschützen, als wenn er ebenfalls vermutete, dass eine schreckliche Auseinandersetzung nicht mehr fern war. Ich bin die Einzige, die nichts weiß.
Sie konnte das ändern. Sie konnte die Macht nutzen, die sie in ihrem Innern gefunden hatte. Es war nichts weiter als Selbstverteidigung. Unwissend zu bleiben, bedeutete, verdientermaßen das Schicksal zu erleiden, das auf sie wartete - wie auch immer es aussehen mochte; ja, durch mangelnde Skrupellosigkeit würde sie gewiss verdienen, was auch immer ihr zustoßen würde. Weil sie nicht beachtete, was Mockra ihr anbot, weil sie dieses Geschenk nicht beachtete.
Kein Wunder, dass das Gewirr seit jener ersten Unterhaltung nichts mehr gesagt hatte. Sie war in ihrer Grube gewesen, hatte alten Sand aufgewühlt, um nachzusehen, welcher Samen wohl zum Leben erwachen würde, aber das Licht hatte nicht bis zum Boden der Grube hinuntergereicht, und zwischen den kalten Körnern gab es kein Leben. Ein gutmütiges Spiel und nichts weiter.
Ich habe ein Recht darauf, mich zu schützen. Mich zu verteidigen.
Clip und Silchas Ruin kehrten zurück. Udinaas musterte die beiden mit der gleichen Begierde, mit der er auch den blinden Fisch untersucht hatte.
Ich werde deine Geheimnisse erfahren, Sklave. Ich werde sie erfahren - und vielleicht noch viel, viel mehr.
Udinaas konnte nicht verhindern, dass er Silchas Ruin jetzt anders sah. In einem neuen Licht, haha. Der gekränkte Sohn. Zumindest einer von ihnen. Gekränkte Söhne, Töchter, Enkel, deren Kinder und so weiter und so weiter bis das Volk des Schattens gegen das der Dunkelheit Krieg führt. Alles aufgrund eines unbedacht dahingesagten Wortes, einer Beleidigung, eines falschen Blicks vor hunderttausend Jahren. Aber wo sind dann die Kinder des Lichts?
Nun, es war vielleicht eine gute Sache, dass sie nicht hier waren. Schließlich brodelte schon so genug Ärger, angesichts der Tatsache, dass Silchas Ruin und Clip auf der einen Seite standen und Forcht Sengar und - möglicherweise - Scabandari auf der anderen. Aber natürlich ist Forcht Sengar kein Todbringendes Schwert des Schattens. Auch wenn er das vermutlich
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