Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
selbst habe nie dazugehört - und deswegen bin ich hier, in diesem verdammten triefenden Sumpfloch von einem Wald.
»Wir sind versammelt und warten, Faust.«
Blinzelnd sah Keneb, dass Hauptmann Sort angekommen war. Sie steht da - wartet - wie lange schon? Er blickte zum grau werdenden Himmel hoch. Scheiße. »Also schön. Wir stoßen ins Landesinnere vor, bis wir ein bisschen trockenen Boden finden.«
»In Ordnung.«
»Oh, Hauptmann - habt Ihr den Magier ausgesucht, den Ihr wollt?«
Faradan Sorts Augen verengten sich kurz, und im farblosen Licht wirkte ihr hartes Gesicht noch kantiger als sonst. Sie seufzte. »Ich glaube ja, Faust. Aus Sergeant Motz’ Trupp. Schnabel.«
»Der? Seid Ihr sicher?«
Sie zuckte die Schultern. »Niemand mag ihn, also werdet Ihr den Verlust nicht bereuen.«
Keneb spürte einen Anflug von Verärgerung. »Eure Aufgabe ist nicht als Selbstmordkommando geplant, Hauptmann«, sagte er leise. »Ich bin noch nicht ganz davon überzeugt, dass es tatsächlich klappen wird, mit Hilfe der Magier und ihrer Fähigkeiten untereinander Kontakt zu halten. Und sobald die Trupps ihre Magier verlieren, wird alles auseinanderfallen. Ihr werdet vermutlich die einzige Verbindung zwischen sämtlichen Einheiten werden …«
»Sobald wir ein paar Pferde finden«, unterbrach sie ihn.
»Stimmt.«
Er sah, dass sie ihn mehrere Herzschläge lang musterte, ehe sie sagte: »Schnabel hat Kundschafterfähigkeiten, Faust. In gewisser Hinsicht. Er sagt, er kann Magie riechen, was helfen wird, unsere Soldaten zu finden.«
»Sehr gut. Nun, es ist an der Zeit, ins Landesinnere aufzubrechen.«
»Jawohl, Faust.«
Kurze Zeit später kämpften sich die gut vierzig Soldaten von Kenebs Kommando-Einheit durch einen Sumpf aus stinkendem, schwarzem Wasser, während die Hitze des Tages zunahm. Insekten schwärmten in hungrigen Wolken um sie herum. Es wurde wenig gesprochen.
Keinem von uns ist bei dieser Sache so richtig wohl. Findet die Tiste Edur - die Unterdrücker dieses Landes - und macht sie nieder. Befreit die Letherii, so dass sie rebellieren. Ja, entfacht einen Bürgerkrieg - genau das, was wir im malazanischen Imperium vermeiden wollten und weswegen wir geflohen sind.
Ist es nicht merkwürdig, dass wir jetzt einer anderen Nation das zufügen, was wir uns selbst nicht antun wollten?
Das verleiht uns ungefähr so viel moralische Überlegenheit, wie es trockenen Boden in diesem verdammten Sumpf gibt. Nein, Mandata, wir sind nicht glücklich. Wir sind ganz und gar nicht glücklich.
Schnabel wusste von alledem nicht viel. Tatsächlich wäre er der Erste gewesen, der zugegeben hätte, dass er nicht viel von überhaupt irgendetwas wusste - außer vielleicht, wie man Magie wirkte. Eines wusste er allerdings ganz genau: dass niemand ihn mochte.
An den Gürtel von Hauptmann Sort, dieser furchterregenden Frau, gebunden zu sein, würde sich vermutlich als schlechte Idee erweisen. Sie erinnerte ihn an seine Mutter, vom Aussehen her, was ganz schnell sämtliche lustvollen Gedanken hätte abtöten sollen. Es hätte sie abtöten sollen, aber es hatte sie nicht abgetötet, was er ein bisschen beunruhigend fand, wenn er darüber nachdachte, aber das tat er nicht. Nicht viel. Zumindest war sie in einer Hinsicht ganz anders als seine Mutter, denn sie sah ihn nicht bei jeder Gelegenheit verächtlich an, und das war wohltuend.
»Ich wurde als dummer Sohn sehr reicher, adliger Eltern geboren.« Das waren normalerweise die ersten Worte, die er hervorstieß, wenn er irgendjemandem begegnete. Und die nächsten lauteten: »Deshalb bin ich Soldat geworden, so dass ich mit Meinesgleichen zusammen sein konnte.« Normalerweise erstarben die Gespräche kurz danach, was Schnabel traurig machte.
Er hätte gerne mit den anderen Trupp-Magiern gesprochen, aber selbst ihnen konnte er die tief in seine Knochen eingegrabene Liebe zur Magie anscheinend nicht verständlich machen. »Geheimnis«, pflegte er zu sagen und dabei pausenlos zu nicken, »Geheimnis, stimmt’s? Und Poesie. Das ist Zauberei. Geheimnis und Poesie, das hat meine Mutter immer zu meinem Bruder gesagt, wenn sie in den Nächten, in denen mein Vater irgendwo anders war, in sein Bett gekrochen ist. >Wir leben in Geheimnis und Poesie, mein Lieber<, pflegte sie zu sagen - und ich habe so getan, als würde ich schlafen, denn einmal habe ich mich aufgesetzt, und sie hat mich schlimm verprügelt. Normalerweise hat sie das nie getan, mit ihren Fäusten, meine ich. Die meisten von meinen
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