Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
es zu einer Reihe grundlegender Veränderungen in der Vierzehnten Armee gekommen. So war den Dutzenden von Magiern, Schamanen, Geisterbeschwörern und Knochenwerfern in den Legionen - mit der Absicht, Zauberei als wichtigstes Mittel zu nutzen, um Kontakt unter den verstreuten Einheiten zu halten - eine Art Vereinheitlichung auferlegt worden. Und sämtliche Trupp-Magier der Seesoldaten - einer Streitmacht, in der jetzt ebenso viele Schwere Infanteristen wie Sappeure waren - kannten inzwischen bestimmte Mockra-Rituale. Illusionen, um Täuschung zu bewirken, Geräusche zu verschlucken, Geruchssinne zu verwirren.
Das alles machte für Keneb eine Sache offensichtlich. Sie hat es gewusst. Von Anfang an. Sie hat gewusst, wo wir hingehen würden, und sie hat entsprechend geplant. Wieder einmal hatte es keine Besprechungen mit den Offizieren gegeben. Die Mandata hatte sich nur mit dem Schmied aus dem Volk der Meckros und den Tiste Andii von Drift Avaiii getroffen. Was können die ihr schon über dieses Land erzählt haben? Keiner von denen ist von hier.
Er zog es vor anzunehmen, dass es einfach nur Glück gewesen war, als die Flotte zwei Edur-Schiffe gesichtet hatte, die infolge eines Sturms von den anderen getrennt worden waren. Zu beschädigt, um fliehen zu können, waren sie von den Seesoldaten besetzt worden. Nicht mühelos - diese Edur waren erbitterte Kämpfer, wenn sie in die Enge getrieben wurden, selbst wenn sie halb verhungert und am Verdursten waren. Die Offiziere waren gefangen genommen worden, aber erst nachdem alle anderen verdammten Krieger bis zum letzten Mann niedergemacht worden waren.
Die Befragung der Offiziere war blutig gewesen. Doch trotz aller Informationen, die sie geliefert hatten, waren es letztlich die Logbücher und Seekarten gewesen, die sich für diesen merkwürdigen Feldzug als am nützlichsten erwiesen hatten. Oh, »merkwürdig« ist ein zu schwaches Wort dafür. Schon klar, die Flotten der Tiste Edur sind mit unserem Imperium zusammengestoßen - odermit dem, was mal unser Imperium war-, und sie haben unter Völkern, die unter unserem nominellen Schutz standen, schlimme Gemetzel angerichtet. Aber ist all das nicht eigentlich Laseens Problem?
Die Mandata gab auch ihren Titel nicht auf. Mandata von wem? Der Frau, die alles getan hatte, um zu versuchen, sie umzubringen? Was war in jener Nacht da oben in Mocks Feste überhaupt geschehen? Die einzigen anderen Zeugen außer Tavore und der Imperatrix waren tot. T’amber. Kalam Mekhar - bei den Göttern, das ist ein Verlust, der uns noch nachgehen wird. Keneb hatte sich schon damals gefragt - und fragte sich immer noch -, ob das ganze Debakel in Malaz nicht von Laseen und ihrer geschätzten Mandata geplant gewesen war. Jedes Mal, wenn dieser Verdacht in ihm aufstieg, meldeten sich die gleichen Gegenargumente in seinem Geist. Sie hätte nicht zugestimmt, dass T’amber getötet wird. Und Tavore seihst wäre beinahe im Hafen gestorben - das war schon verdammt knapp. Und was ist mit Kaiami’ Außerdem war selbst Tavore Paran nicht kalt genug, der Opferung der Wickaner zuzusehen, nur um eine verdammte Lüge zu stützen. Oder …?
Aber Laseen hat so etwas schon früher getan. Mit Dujek Einarm und seinem Heerhaufen. Und damals gehörte die Auslöschung der Brückenverbrenner mit zu der Übereinkunfi - zumindest sieht es danach aus. Also … warum nicht?
Was wäre geschehen, wenn wir einfach in die Stadt marschiert wären? Und jeden verdammten Narren getötet hätten, der uns in die Quere gekommen wäre? Wenn wir als Streitmacht mit Tavore rauf zu Mocks Feste gegangen wären?
Ein Bürgerkrieg wäre ausgebrochen. Er wusste, dass das die Antwort auf diese Fragen war. Und er konnte auch keinen Ausweg aus dem Dilemma erkennen, selbst nachdem er monatelang immer wieder darüber nachgedacht hatte.
Kein Wunder also, dass das alles tief drinnen an ihm nagte, und Keneb wusste, dass es nicht nur ihm so ging. Blistig glaubte an überhaupt nichts mehr, nicht einmal mehr an sich selbst. In seinen Augen schien sich das Schreckgespenst einer Zukunft zu spiegeln, die nur er sehen konnte. Er lief herum wie ein Mann, der bereits tot war - wie jemand, dessen Körper sich einer Wahrheit verweigerte, von der der Verstand längst wusste, dass sie unwiderruflich war. Und sie hatten Tene Baralta und seine Roten Klingen verloren, obwohl das vielleicht nicht ganz so tragisch war. Nun, gib’s zu, Tavores engster Zirkel ist ziemlich dahin. Ausgehöhlt. Beim Vermummten, ich
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